Angehende Bäckerinnen und Bäcker, Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk, Köchinnen und Köche sowie Hotel- und Restaurantfachleute müssen deutlich häufiger Überstunden als Auszubildende in anderen Berufen leisten. Diese werden im Vergleich häufig weder in Freizeit oder durch Bezahlung ausgeglichen. Die schlechte Qualität der Ausbildung lässt sich darüber hinaus an ausbildungsfremden Tätigkeiten ablesen, über die Auszubildende im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Lebensmittelhandwerk häufiger berichten. So gaben 16, 8 Prozent der Azubis in Hotels und Gaststätten an, immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben zu müssen, bei den Bäcker-Azubis war es sogar fast jeder Dritte (29,1 Prozent).
Mehr als 30 Prozent der Auszubildenden im Gastgewerbe und 35 Prozent der Auszubildenden zur Bäckerin oder zum Bäcker arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche. Unter allen Ausbildungsberufen insgesamt trifft das nur auf zehn Prozent der Azubis zu. Auch beim Thema Überstunden schnitten die Berufe im Lebensmittelhandwerk und Gastgewerbe deutlich schlechter ab: Knapp die Hälfte der Azubis im Lebensmittelhandwerk (43,9 Prozent) und in Hotels und Gaststätten (47,4 Prozent) muss regelmäßig Überstunden leisten. „Auch deshalb verwundert es nicht, wenn diese häufiger als andere Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu erholen“, kritisiert Tiedge.
Die schlechten Bewertungen der Auszubildenden spiegeln sich auch in den hohen Abbruchquoten wider. Mehr als 41 Prozent der Koch-Azubis lösten ihren Vertrag 2020 vorzeitig – bei Hotelfachleuten 37 Prozent und bei den Fachverkäuferinnen waren es sogar mehr als 43 Prozent.
„Wer über fehlende Fachkräfte klagt, muss endlich bei der eigenen Ausbildung anfangen. Eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen würde auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber wieder steigen lassen“, ist sich Tiedge sicher.
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