Bayer: Starkes Wachstum, Ausblick angehoben

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– Konzernumsatz wpb. um 9,6 Prozent auf 12,819 Milliarden Euro erhöht 
– EBITDA vor Sondereinflüssen um 30,0 Prozent auf 3,349 Milliarden Euro gesteigert 
– Crop Science und Consumer Health mit starkem Umsatz- und Ergebniswachstum 
– Pharmaceuticals mit leichtem Umsatz- und Ergebnisplus 
– Bereinigtes Ergebnis je Aktie um 19,9 Prozent auf 1,93 Euro gestiegen 
– Konzernergebnis bei minus 298 Millionen Euro 
– Free Cash Flow bei 1,140 Milliarden Euro 
– Verbessertes ESG-Rating bei MSCI 
– Konzernausblick für das Gesamtjahr angehoben

Der Bayer-Konzern ist im 2. Quartal 2022 deutlich gewachsen. „Wir haben operativ eine starke Performance erzielt: Beim Umsatz ist uns im Agrargeschäft ein signifikanter Anstieg gelungen, bei Consumer Health haben wir uns stark gesteigert und auch bei Pharmaceuticals leicht zugelegt. Beim EBITDA vor Sondereinflüssen haben wir sogar ein Plus von 30 Prozent“, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann am Donnerstag bei der Vorlage des Halbjahresfinanzberichts. „Angesichts der guten Geschäftsentwicklung und höherer Wachstumserwartungen heben wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr an.“

Mögliche Engpässe bei der Gasversorgung in Folge des Kriegs in der Ukraine hätten 2022 für Bayer nach aktueller Einschätzung keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen, so Baumann. Das Unternehmen sei dafür präpariert, die direkten Folgen einer möglichen Gasverknappung für die eigene Produktion bis Jahresende weitestgehend einzudämmen. „Wir sind technisch vorbereitet, um die Abhängigkeit von Erdgas durch die Umstellung auf alternative und erneuerbare Energiequellen deutlich zu verringern. Darüber hinaus haben wir Programme zur Energieeinsparung eingeführt und, wo möglich, Produktbestände aufgebaut.“ Ein höheres Maß an Unsicherheit folge aus der Beeinträchtigung der globalen Lieferketten. „Deshalb erweitern wir unser Lieferantennetzwerk und legen zusätzliche Vorräte von kritischen Rohstoffen und Verpackungsmaterialien an.“

Im 2. Quartal stieg der Konzernumsatz währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 9,6 Prozent auf 12,819 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen erhöhte sich um 30,0 Prozent auf 3,349 Milliarden Euro. Positive Währungseffekte wirkten sich mit 915 (Vorjahr: minus 524) Millionen Euro auf den Umsatz aus und mit 300 (Vorjahr: minus 153) Millionen Euro auf das EBITDA vor Sondereinflüssen. Das EBIT betrug 169 Millionen (Vorjahr: minus 2,281 Milliarden) Euro. Darin enthalten waren per saldo Sonderaufwendungen von 2,111 (Vorjahr: 3,901) Milliarden Euro. Diese standen im Wesentlichen in Verbindung mit Wertminderungen auf immaterielle Vermögenswerte von 1,322 Milliarden Euro in der Division Crop Science – die sich im Rahmen einer außerplanmäßigen Werthaltigkeitsprüfung aufgrund der stark gestiegenen Kapitalmarktzinsen ergaben – sowie den laufenden Rechtsverfahren und Restrukturierungsmaßnahmen.

Bayer hat im 2. Quartal vor allem aufgrund laufender Vergleichsverhandlungen mit dem US-Bundesstaat Oregon eine zusätzliche Rückstellung über 694 Millionen Euro gebildet. In dem Rechtsstreit geht es um angebliche Umweltverschmutzungen durch PCB-Produkte, die ehemals von Monsanto hergestellt wurden. Mit dem Vergleich würden sämtliche vorgebrachten Ansprüche beigelegt und der Fall beendet werden. Dass das Unternehmen einen Vergleich in Erwägung zieht, ist den besonderen rechtlichen Umständen dieses Verfahrens in Oregon geschuldet. Monsanto hatte schon 1977 die Produktion von PCB freiwillig eingestellt und die Chemikalie nie in diesem Bundesstaat entsorgt. Bayer will sich in künftigen Fällen gerichtlich verteidigen. Vor kurzem hat ein Gericht in Delaware ähnliche Forderungen des dortigen US-Bundesstaates abgewiesen, in denen es ebenfalls um angebliche Umweltschäden durch PCB geht.

Monsanto hatte mit früheren Kunden weitgehende Haftungsfreistellungvereinbarungen bezüglich möglicher Forderungen abgeschlossen, und das Unternehmen wird seine daraus resultierenden Rechte nun geltend machen, um Kosten der PCB-Rechtsstreitigkeiten erstattet zu bekommen. Dafür hat das Unternehmen kürzlich Klage bei einem Gericht in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri eingereicht.

Das Konzernergebnis belief sich im 2. Quartal auf minus 298 Millionen (Vorjahr: minus 2,335 Milliarden) Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft stieg um 19,9 Prozent auf 1,93 Euro.

Der Free Cash Flow lag mit 1,140 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich zum 30. Juni gegenüber Ende März 2022 um 5,9 Prozent auf 36,575 Milliarden Euro.

Deutlich verbessertes Marktumfeld bei Crop Science

Das Agrargeschäft (Crop Science) verzeichnete einen wpb. Umsatzanstieg um 17,2 Prozent auf 6,461 Milliarden Euro, der auf ein deutlich verbessertes Marktumfeld zurückzuführen ist. In den Regionen Lateinamerika und Europa/Nahost/Afrika konnte die Division ein prozentual zweistelliges Wachstum erzielen und entwickelte sich auch in Nordamerika und Asien/Pazifik positiv. Vor allem bei den Herbiziden legte sie zu (wpb. um 51,3 Prozent) – besonders in Latein- und Nordamerika sowie Europa/Nahost/Afrika durch ein anhaltend hohes Preisniveau bei glyphosathaltigen Produkten. Im Bereich Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften stieg der Umsatz (wpb. um 9,5 Prozent) vor allem durch Preissteigerungen in den Regionen Nordamerika, Europa/Nahost/Afrika und Lateinamerika. Zudem gelang in allen Regionen eine Absatzsteigerung, mit Ausnahme von Nordamerika. Der Umsatz bei den Fungiziden erhöhte sich (wpb. um 4,3 Prozent) in allen Regionen außer in Nordamerika, wo sich der Absatz aufgrund von nachteiligen Wetterbedingungen reduzierte. Der Bereich Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften war rückläufig (wpb. um 16,1 Prozent) – insbesondere aufgrund des Wegfalls von Erlösen aus Überproduktion in Nordamerika sowie durch den Rückzug aus dem argentinischen Markt.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science stieg um 71,8 Prozent auf 1,749 Milliarden Euro. Dies ist im Wesentlichen auf die deutlich verbesserte Geschäftsentwicklung zurückzuführen und zusätzlich auf Beiträge aus den laufenden Effizienzprogrammen. Außerdem war ein positiver Währungseffekt von 215 (Vorjahr: minus 111) Millionen Euro zu verzeichnen. Kostenanstiege, insbesondere bei den Herstellungskosten, die hauptsächlich auf die hohe Inflation zurückzuführen sind, belasteten das Ergebnis. Die um Sondereinflüsse bereinigte Marge stieg um 6,8 Prozentpunkte auf 27,1 Prozent.

Erfolgreiche Markteinführung neuer Produkte bei Pharmaceuticals

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten (Pharmaceuticals) stieg wpb. um 2,1 Prozent auf 4,818 Milliarden Euro. Die Markteinführung neuer Produkte, vor allem Nubeqa™ und Kerendia™, verlief weiter erfolgreich. So verdoppelten sich die Umsätze mit dem Krebsmedikament Nubeqa™ im Vergleich zum Vorjahresquartal. Insgesamt wurde das Wachstum durch weitere Tenderverfahren in China gedämpft, insbesondere beim Krebsmedikament Nexavar™ und Xarelto™, deren globale Umsätze wpb. um 29,5 respektive 6,4 Prozent zurückgingen. Bei dem oralen Gerinnungshemmer machte sich zusätzlich auch der Patentablauf in Brasilien bemerkbar. Das Geschäft mit dem Augenmedikament Eylea™ konnte Bayer hingegen wpb. um 11,7 Prozent steigern und dabei Zuwächse in allen Regionen verzeichnen. Insbesondere in Europa weitete das Unternehmen hier seinen Marktanteil aus, auch dank der Eylea™-Fertigspritze. Deutliche Umsatzzuwächse erzielte die Division aufgrund von Volumenwachstum in China auch mit dem Produkt zur Behandlung von Herzerkrankungen, Adalat™, (wpb. 11,2 Prozent) sowie dem Produkt zur Herzinfarktsekundärprävention, Aspirin™ Cardio, (wpb. 18,9 Prozent). Noch stärker legte Bayer mit dem Krebsmedikament Stivarga™ zu (wpb. um 27,6 Prozent) – hauptsächlich durch Mengenausweitungen in China und den USA.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals stieg um 4,9 Prozent auf 1,478 Milliarden Euro. Gestiegene Rohstoffkosten sowie höhere Marketinginvestitionen in neue Produkte konnten durch das Umsatzwachstum weitestgehend ausgeglichen werden. Zusätzlich erzielte das Unternehmen Erträge aus dem Verkauf von Randgeschäften. Die Division verzeichnete positive Währungseffekte von 41 (Vorjahr: minus 26) Millionen Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen betrug 30,7 Prozent.

Consumer Health wächst in allen Regionen

Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) steigerte Bayer den Umsatz wpb. um 6,8 Prozent auf 1,496 Milliarden Euro mit umfassenden Zuwächsen in allen Regionen und fast allen Kategorien. Das Geschäft in der Kategorie Allergie und Erkältung konnte wpb. um 16,9 Prozent ausgeweitet werden, insbesondere aufgrund anhaltender Erkältungswellen in Europa und Nordamerika. Im Juni waren erste Umsätze mit Astepro™ zu verzeichnen, das von einem verschreibungspflichtigen Medikament in den OTC-Status überführt wurde und damit als erstes und einziges steroidfreies Antihistamin-Nasenspray rezeptfrei auf dem US-Markt erhältlich ist. Wpb. prozentual zweistellige Zuwächse erzielte Bayer auch in der Kategorie Magen-Darm-Gesundheit, und die Kategorien Dermatologie sowie Schmerz und Kardio legten ebenfalls deutlich zu. Nach einer sehr starken Umsatzentwicklung seit 2020 war die Kategorie Nahrungsergänzung hingegen wpb. um 3,7 Prozent rückläufig, verblieb aber insgesamt auf einem hohen Niveau.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Consumer Health stieg um 18,7 Prozent auf 330 Millionen Euro. Hierzu trugen in einem Umfeld zunehmender Inflation insbesondere die starke Umsatzsteigerung sowie das kontinuierliche Kosten- und Preismanagement bei. Die Division verzeichnete positive Währungseffekte von 49 (Vorjahr: minus 20) Millionen Euro. Die um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 22,1 Prozent.

Ausblick für 2022 erhöht

Nach der positiven Geschäftsentwicklung im 1. Halbjahr 2022 ist Bayer auch für den weiteren Jahresverlauf zuversichtlich und erhöht die Prognosen für die Divisionen Crop Science und Consumer Health und damit für den Gesamtkonzern.

Bereinigt um Währungseffekte (also auf Basis der monatlichen Durchschnittskurse des Jahres 2021) erwartet Bayer für das Jahr 2022 nun einen Umsatz von 47 bis 48 (bisher: etwa 46) Milliarden Euro. Dies entspricht jetzt einem wpb. Umsatzanstieg von etwa 8 (bisher: etwa 5) Prozent. Die um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA-Marge soll sich nun währungsbereinigt (wb.) auf etwa 26 bis 27 (bisher: etwa 26) Prozent belaufen. Unter Zugrundelegung der genannten Umsätze bedeutet dies nun wb. ein EBITDA vor Sondereinflüssen von etwa 12,5 (bisher: etwa 12,0) Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie erwartet Bayer nun wb. bei etwa 7,30 (bisher: etwa 7,00) Euro. Der Free Cash Flow soll sich nun wb. auf circa 2,5 (bisher: etwa 2 bis 2,5) Milliarden Euro belaufen. Außerdem rechnet der Konzern zum Jahresende 2022 mit einer Nettofinanzverschuldung von unverändert wb. etwa 33 bis 34 Milliarden Euro, wobei der vertraglich vereinbarte Verkauf des Environmental-Science-Geschäfts für professionelle Kunden hier wie in der gesamten Prognose nicht berücksichtigt ist.

Basierend auf den Wechselkursen zum Stichtag 30. Juni 2022 rechnet Bayer abweichend von den um Währungseffekte bereinigten Kennzahlen jetzt mit einem Umsatz von 50 bis 51 (bisher: etwa 47) Milliarden Euro. Unter Zugrundelegung der genannten Umsätze wird nun ein EBITDA vor Sondereinflüssen von etwa 13,0 (bisher: etwa 12,0) Milliarden Euro erwartet. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant der Konzern nun einen Wert von etwa 7,70 (bisher: etwa 7,10) Euro. Außerdem rechnet der Konzern zum Jahresende 2022 jetzt mit einer Nettofinanzverschuldung von etwa 34 bis 35 (bisher: etwa 33 bis 34) Milliarden Euro.

Nachhaltigkeit: Zugang zu innovativem Saatgut und landwirtschaftlichen Lösungen

Auch im Bereich Nachhaltigkeit hat Bayer wieder gute Fortschritte gemacht. So unterstützt der Konzern den „Zero Hunger Pledge“ und wird im Rahmen dessen zum Beispiel Kleinbauern Zugang zu innovativem Saatgut, landwirtschaftlichen Lösungen und Expertise zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken vermitteln, damit sie sich neue Ertragsquellen erschließen können.

Außerdem hat Bayer bei einem wichtigen ESG-Rating bedeutende Fortschritte erzielt: MSCI ESG Research hat vor kurzem seinen ESG Controversies Report aktualisiert und die rote Flagge für „Umweltbedenken im Zusammenhang mit genetisch veränderten Nutzpflanzen“ sowie die damit verbundene Behauptung eines Verstoßes gegen die Grundsätze des UN Global Compact aufgehoben. Dies ist ein weiterer, wichtiger Meilenstein zur Verbesserung des ESG-Profils von Bayer.

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