Lange Historie hilft
„Der S&P 500 bietet aufgrund seiner langen Historie mit verlässlichen Daten eine umfangreiche Datenstichprobe“, so Grüner. „Betrachtet man die jeweils erste und zweite Jahreshälfte für die letzten 96 Jahre, dann beträgt die Korrelation zwischen den Renditen der ersten und zweiten Jahreshälfte -0,099. Bei einem perfekten Gleichlauf für den Wert 1,0 und einem perfekten Gegenlauf für den Wert -1,0 lässt sich also festhalten: Die Abhängigkeit der Halbjahresrenditen zueinander ist derart gering, dass sie funktional bedeutungslos ist.“
Die Datenmenge enthalte 51 Jahre, in denen der S&P 500 sowohl in der ersten als auch in der zweiten Jahreshälfte angestiegen sei, was für die heutige Situation keine Relevanz besitze. Sie umfasse auch die 13 Jahre, in denen der S&P 500 in der ersten Jahreshälfte angestiegen und in der zweiten Jahreshälfte zurückgegangen sei. „Schauen wir uns also nur die verbleibenden 32 Jahre an, in denen die Aktien in der ersten Jahreshälfte gefallen sind: Die zweite Hälfte verlief 17 Mal positiv und 15 Mal negativ“, analysiert Grüner. Damit entspreche die Wahrscheinlichkeit eines positiven zweiten Halbjahres nach einem missglückten Jahresauftakt in etwa einem Münzwurf.
Was zählt für die Zukunft?
„Diese Zahlenspiele zeigen weder auf, dass die zweite Hälfte automatisch positiv verlaufen wird, noch, dass die Renditen zwangsläufig negativ bleiben“, so Grüner. Unter dem Strich zähle, dass Aktien das tun werden, was sie immer tun würden – eine zukunftsorientierte Perspektive einnehmen und die erwarteten Bedingungen für die nächsten drei bis 30 Monate einpreisen. Die entscheidende Frage sei also: Bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Dinge in diesem Zeitraum viel schlechter entwickeln würden als es die Erwartungshaltung nahelege? Denn letzten Endes seien diese Erwartungen bereits von den Märkten eingepreist worden und stellten in gewissem Sinne eine Messlatte dar.
„In Anbetracht der zahlreichen Rezessionsprognosen und der übermäßigen Fokussierung auf negative Einflussfaktoren wie Inflation, Krieg, Energiepreise, Zinserhöhungen und viele weitere ist die Annahme gerechtfertigt, dass die Aktienmärkte ein gewisses Rezessionsrisiko eingepreist haben“, meint Grüner. „Eine leichte Rezession birgt zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich kein signifikant negatives Überraschungspotenzial mehr, bereits die Vermeidung einer Rezession wäre für viele Anleger eine angenehme Überraschung. Unseres Erachtens sind die Rahmenbedingungen für die zukunftsgerichteten Aktienmärkte also tendenziell günstig.“
Fazit
In volatilen Zeiten sei es stets angebracht, den Fokus auf den mittel- bis langfristigen Ausblick zu legen. Eine Prognose, wann sich die Aktienmärkte exakt erholen werden, erscheine nicht sinnvoll. Wendepunkte würden sich immer nur im Nachhinein erkennen lassen, und diese Erkenntnis sei eine große Unterstützung für langfristig erfolgreiche Anlageentscheidungen. „In absehbarer Zukunft werden die Aktienmärkte wahrscheinlich deutlich höher notieren als zur Jahresmitte 2022“, resümiert Grüner. Diese Perspektive zähle für Anleger, und es sei von entscheidender Bedeutung, die nachfolgende Erholungsbewegung nicht zu verpassen.
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