Obwohl Paula Pelz bereits seit 2006 als Bildende Künstlerin tätig ist, hat sie ihre neuesten Arbeiten erst 2020 innerhalb einer Einzelschau in der Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd, öffentlich präsentiert. Sie selbst ist äußerst publikumsscheu und scheint auf den Kunstmarkt und seine Eigenheiten so gar keine Lust zu haben.
Umso erfreulicher ist es, dass Katrin und Marko Schacher die Künstlerin davon überzeugen konnten, ihre allererste Ausstellung in einer "kommerziellen" Galerie bei "Schacher – Raum für Kunst" zu präsentieren.
Dies war nur dank Jan-Hendrik Pelz möglich, der seine Schwester Paula als "innere Figur" geschaffen hat und quasi als Ghostpainter für deren Werke – in Abgrenzung zu seinen eigenen Arbeiten – verantwortlich zeichnet.
Durch ihre regelrechte Obsession, sich wie in einem Rausch auf bestimmte Motive und Thematiken zu stürzen und diese monate- und teils jahrelang zu bearbeiten, kann man Paula Pelz durchaus als "explosiv" bezeichnen.
Im Projektraum der Galerie ist ihre 2019 entstandene Werkserie "every day people" als dichte Rauminstallation zu sehen. Vor drei Jahren hat Pelz konsequent jeden Tag ein "Portrait" gemalt, immer 30 mal 20 Zentimeter groß, immer farbig, manchmal detailverliebter, manchmal gröber, immer eine bestimmte Person im Kopf habend, diese aber nie wirklich portraitierend, sondern "empfindend": alles andere als alltäglich!
Ihre ProtagonistInnen findet Paula Pelz immer "blind", mit geschlossenen Augen. Sie arbeitet sich intuitiv von innen nach außen. Kein Wunder also, dass einige der die Malereien bevölkernden Wesen selbst "blind" sind, keine Augen und oft keinen vollständigen Kopf haben, und dass dessen Umrisslinien oft surreal zerfließen.
In der aktuellen Serie "Goodbye Pie!" sehen wir Richtung Abstraktion schmelzende, teils kubistisch oder pointillistisch verfremdete Personen, stille Einzelgänger und vermeintliche Liebespaare. Wir erblicken große, aber uneindeutige Gesten. Reale Größenverhältnisse machen einer Bedeutungsperspektive den Weg frei.
Die Serie "Homebase" thematisiert mit allerhand fantasievollen Behausungen Gefühlshaushalte wie "Heimat" und "Geborgenheit". Die Werkserie "2020 portraits" fokussiert abermals das Thema "Portrait". Diesmal sind die Gemälde 180 mal 120 Zentimeter groß. Die Köpfe treten den Betrachtern überdimensional, formatfüllend, auf einem monochrom blauen Hintergrund, wie übergroße Passfotos entgegen. Statt eine Authentizität der Köpfe anzustreben, scheint Paula Pelz hier die digitalen Werkzeuge eines Foto-Bearbeitungsprogramms mit analogen Mitteln (Pinsel, Farbe, Leinwand) anzuwenden und dabei mit Falten, Formen und Schatten zu spielen.
Für 2024 ist die Publikation eines Paula Pelz-Werkverzeichnisses geplant. Die dazugehörige Ausstellung wird aufgrund der Spannbreite von über 5.000 Exponaten auf mehrere Institutionen in der Region Stuttgart verteilt.
Paula Pelz – Blindgänger
Im Projektraum: Pelz‘ Werkserie „every day people”
Schacher – Raum für Kunst, Galerienhaus 3.0, Breitscheidstr. 48, Stuttgart-West
Eröffnung: Fr 16.09.2022, 19-23 Uhr; Einführung: Marko Schacher
Dauer: 17.09. – 12.11.2022, Di-Fr 14-19, Sa 11-16 Uhr und nach Vereinbarung
Galerienrundgang Art Alarm: Sa 24.09., 11-20 Uhr; So 25.09., 11-18 Uhr
Talk Jan-Hendrik Pelz zu Paula Pelz: So 25.09., 15 Uhr
Infos und Bilder: www.galerie-schacher.de und www.art-alarm.de
Schacher – Raum für Kunst
Breitscheidstr. 48
70176 Stuttgart
Telefon: +49 (711) 65677-068
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