Alt werden, alt sein

Musik schallt durch die „Alte Spinnerei“ in Lauterbach. Das Bläser-Ensemble der Musikkulturschule Lauterbach spielt, auf großformatigen Aufstellern wird die Wanderausstellung „Was heißt schon alt?“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gezeigt. Gemälde von Schülern der Alexander-von-Humboldt-Schule in Lauterbach und der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld rund um die Themen Alter, Älterwerden und Zukunft werden präsentiert, und ein zweiwöchiges Begleitprogramm startet. Rund um die Wanderausstellung haben Marcelina Vorwerk von der Fachstelle Prävention im Alter (PrimA) des Vogelsbergkreises und Christine Müller-Wolff, Beratungszentrum Vogelsberg, gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern ein ausgiebiges Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Die beiden sind es auch, die gemeinsam mit Kurt Wiegel, Beauftragter für Senioren und Inklusion des Vogelsbergkreises, die Ausstellung eröffnen und den Startschuss für das zweiwöchige Rahmenprogramm geben.

Am Älterwerden und dem Alter kommt keiner vorbei. Denn man selbst wird älter, und im Alltag, dem Beruf, in der Familie, überall macht man Erfahrungen mit dem Alter, führt Müller-Wolff aus. Daher ist rund um die Wanderausstellung ein Programm zusammengestellt worden, um generationenübergreifend zu arbeiten, Dialogmöglichkeiten zu bieten und mehr derartige Projekte im Vogelsbergkreis auf den Weg zu bringen, ergänzt sie gemeinsam mit Marcelina Vorwerk. Auch pflegende Angehörige, die wenig Zeit für Entlastung haben, sollen vom Programm profitieren können.

Die Angebote, die für jüngere und ältere Menschen gleichermaßen interessant sind, hebt auch der Seniorenbeauftragte Kurt Wiegel in seinem Grußwort hervor. Die Sicht auf das Alter hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert, führt er aus. Durch Fortschritte in der medizinischen Versorgung werden die Menschen älter, als noch vor einigen Jahrzehnten. Dadurch verändern sich Bedürfnisse, Ansprüche und die Gesellschaft allgemein. Auch die Mobilität im Alter ist daher für viele immer mehr in den Fokus gerückt, spielt sie doch im Alltag eine ausgesprochen wichtige Rolle. Und die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für viele Menschen – gerade im Alter zu spüren. Diese hat gerade ältere Menschen oft einsamer gemacht. Zusammenzukommen, zu reden und sich dabei in die Augen zu schauen war nur eingeschränkt möglich. Daher einen großen „Dank an die tolle Programmgestaltung, die das nun möglich macht“, sagt Wiegel.

Im Anschluss stellt Brigitte Zick, pensionierte Sportlehrerin aus Alsfeld, die ehrenamtlich Sportkurse speziell für ältere Menschen anbietet, kurz ihre Initiative vor, und lädt die Gäste zum Stuhltanz ein. Heidrun Merk, Kulturanthropologin im Ruhestand und ehrenamtliche Leiterin des Schwälmer Dorfmuseums Holzburg e.V., spricht im Anschluss zu ihrem Engagement, das sie nach dem Wechsel in den Ruhestand angenommen hat, bevor die Gäste der Eröffnung einen näheren Blick auf die Ausstellung und die Werke der Schülerinnen und Schüler werfen können.

Noch bis zur Abschlussveranstaltung am 17. Juli finden als Rahmen der Wanderausstellung (täglich von 10 bis 17 Uhr) vielfältige Veranstaltungen mit Sport, Informationsvorträgen, Andachten, der Lesung „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ von Autorin Gabriele von Arnim, Bastelveranstaltungen, etwa Makrameeflechten in der „Alten Spinnerei“, Führungen, und der Filmvorführung „Ü100“ im Lauterbacher Lichtspielhaus statt. Auch ein Alterssimulationsanzug mit Gewichten, versteiften Gelenken, eingeschränktem Hören und Sehen kann in der „Alten Spinnerei“ ausprobiert werden, um ein Gefühl für das Alter zu bekommen.

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