„Wir haben dabei nicht nur den wachsenden Bedarf an Pflege und Pflegekräften im Blick, sondern natürlich auch unser Personalentwicklungskonzept. Gerade für den Intensivpflege-Bereich ist das Interesse der jetzt ausgelernten Pflegefachkräfte groß. Aber wir haben natürlich verschiedene Aspekte im Hinterkopf. Rund ein Viertel der Mitarbeiter im High-Care-Bereich wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Da müssen wir jetzt schon intensiv gegensteuern. Denn es dauert rund sieben Jahre, um eine Intensivpflegekraft mit allen Weiterbildungen so zu schulen, dass sie voll ausgebildet ist. Und uns ist bewusst, dass wir langfristig nicht alle Stellen in der Pflege durch eigenen Nachwuchs aus der Region besetzen werden können. Dazu ist der Bedarf zu groß, wir müssen andere Wege gehen“, so CTK-Pflegedirektorin Andrea Stewig-Nitschke.
Deswegen wird weltweit nach hochqualifizierten Pflegekräften gesucht, rekrutiert werden darf nur in Ländern, die auf der WHO-Liste stehen. Die Motivation für die brasilianischen Pflegekräfte nach Deutschland zu kommen? Hohe Kriminalität, niedrige Löhne, zu wenig Arbeit im eigenen Land. Die Teilnehmer haben zunächst Online-Bewerbungsgespräche absolviert, dann in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Rio de Janeiro einen Deutsch-Sprachkurs. Nach Cottbus sind sie mit dem B1-Sprachniveau gekommen.
Deswegen heißt es nach einer Willkommenswoche jetzt erst mal: Weiter intensiv Deutsch lernen. Zwei Monate lang, denn Mitarbeitende in der Pflege benötigen das B2-Sprachniveau. Währenddessen sollen sie auch schon auf ihren künftigen Stationen reinschnuppern – einen Tag pro Woche.
„Wir haben viel Kraft in dieses Projekt investiert. Die Brasilianer bekommen von uns nicht nur Unterstützung bei den Behördengängen. In Forst sind möblierte Wohnungen vorbereitet worden und wir unterstützen auch beim Familiennachzug. Einige sind sogar schon jetzt mit ihrer Familie hier. Die Partner haben bereits Arbeit gefunden, wir haben bei der Kitaplatz-Suche geholfen. Die Brasilianer sollen sich hier schnell heimisch fühlen! Wir hoffen, dass sie unsere Stammteams auf den Stationen so schnell wie möglich und natürlich dauerhaft entlasten können“, berichtet die Personaldirektorin.
Nach einem Jahr Praxis- und Theorieunterricht hier sollen sie die Anerkennung zur Pflegefachkraft bekommen. Gemeinsam mit zuständigen Gremien arbeitet das CTK derzeit daran, dass auch die Vorqualifikationen – also die Spezialausbildungen – anerkannt werden.
Das „Brasilien-Projekt“ ist nicht das einzige internationale CTK-Nachwuchs-Projekt in der Pflege. An der Medizinischen Schule des CTK in Forst gibt es eine bilingual unterrichtete polnische Klasse und mittlerweile absolvieren 57 Vietnamesen ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft am CTK.
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