Mit dem Durchschneiden eines roten Bandes eröffneten Dr. Josef Aschbacher, Generaldirektor Europäische Weltraumorganisation (ESA), Marco R. Fuchs, BDLI-Vizepräsident Raumfahrt, Professor Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), sowie Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, den ILA Space Pavilion. In Halle 6 zeigt diese weltweit einmalige Raumfahrtausstellung aktuelle Projekte zu Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel, Digitalisierung, Innovation und Forschung sowie Schutz und Sicherheit.
Professor Dr. Anke Kaysser-Pyzalla freut sich auf der ILA besonders über ein persönliches Wiedersehen mit Akteur*innen und Partner*innen aus Industrie, Forschung, Wissenschaft und Politik auf der ILA. Bei der Gestaltung des Pavilons hätten die Teams ganze Arbeit geleistet.
Ein besseres Leben dank der Raumfahrt
Für Dr. Josef Aschbacher ist die ILA das wichtigste Event des Jahres für die ESA und die Luft- und Raumfahrt insgesamt. „Ich freue mich, Leute zu treffen, zu erläutern, was wir tun und warum wir es tun“, sagte er. „Es heißt ja: Space for Earth. Das heißt, wir machen Weltraum für den Planeten, das Klima und die Menschheit insgesamt.“ Begleitet wurde er von den ESA-Astronauten Alexander Gerst und Dr. Matthias Maurer, die im Laufe der Messe im Rahmen von Astro Talks ihre Erfahrungen im All teilen werden.
Dr. Walther Pelzer unterstrich die Bedeutung von Daten, die aus den Raum-Expeditionen gewonnen werden. Er betonte: „Unsere Exponate vermitteln, warum wir Raumfahrt machen, nämlich um das Leben auf der Erde besser und nachhaltiger zu machen. Unsere Experten und Expertinnen vermitteln, was mit diesen Satelliten und den unterschiedlichen Raketen erreicht wird. Die Daten, die wir aus der Raumfahrt gewinnen, werden uns helfen, die Erde zu bewahren.“
Für Marco R. Fuchs ist der Space Pavilion ein Highlight der Messe. Die Ausstellung solle zeigen, dass die Luft- und insbesondere die Raumfahrt boomen und dass die die Investitionen, besonders in die ESA, lohnten.
Antrieb für eine saubere Luftfahrt
Sieben Technikvorstände aus dem europäischen Luftfahrtsektor sind am 22. Juni im Rahmen des Aviation Future Lab auf der ILA Berlin zusammengekommen, um über die zukünftig saubere Luftfahrt zu diskutieren. Die EU-Initiative Clean Aviation ist dabei der führende Protagonist der nachhaltigen Luftfahrtforschung und -innovation auf dem Kontinent und setzt sich für die Luftverkehrsbedürfnisse der zunehmend mobilen und wachsenden Bevölkerung von morgen ein.
Im Panel vertreten waren Airbus Germany durch Vice President Research & Technology Nicole Dreyer-Langlet, Liebherr Aerospace Toulouse durch Managing Director Nathalie Duquesne, Rolls Royce durch Director Aerospace R&T Alan Newby, MTU Aero Engines durch COO Lars Wagner, Safran durch Senior Executive Vice President Eric Dalbiès, das Startup ZeroAvia durch Vice President Strategy James McMicking sowie das niederländische nationale Luft- und Raumfahrtlabor NLR durch seinen Generaldirektor Michel Peters.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde samt Einblick in das jeweilige spezielle Portfolio für nachhaltige Entwicklungen im Luftfahrtbereich skizzierten die Teilnehmer ihre geplanten Beiträge zum europäischen Programm Clean Aviation auf dem Weg zur klimaneutralen Fliegerei ab 2050. Diese reichten von allgemeiner Effizienzsteigerung, wie sie schon aus Wettbewerbsgründen seit Anbeginn zum Tagesgeschäft der internationalen Luftfahrt gehört, über hybrid-elektrische Antriebe und nachhaltige Treibstoffe bis hin zur Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.
Es muss kann schnell gehen, wenn alle mitmachen
Alle Gesprächsteilnehmenden waren sich einig, dass die Herausforderung in erster Linie in der Geschwindigkeit liege, die zum rechtzeitigen Erreichen der politisch geforderten Klimaziele benötigt werde. Revolutionäre, disruptive Entwicklungen seien angesichts der großen Herausforderungen gefragt, schrittweise, evolutionäre Fortschritte reichten nicht mehr aus. Dabei dürften einzelne Subsysteme nicht im Vordergrund stehen – das Flugzeug müsse als Gesamtsystem betrachtet werden, in das der technische Fortschritt effizienter konstruierter Komponenten integriert werden solle. Die Triebwerkstechnologie könne dazu einen wesentlichen Beitrag leisten, sei aber nur ein Teilbereich. Auch neue Materialien und aerodynamische Erkenntnisse, die in den Bau der Flugzeugzelle einfließen, spielten eine wichtige Rolle. Vergessen werden dürfe auch nicht die Logistik der Kraftstoffversorgung und Skalierung der Herstellung nachhaltiger Treibstoffe als Brückentechnologie.
Zusammenarbeit und Wettbewerb
Als anspruchsvoll wurde von den Gesprächsteilnehmenden auch die Gratwanderung aus erforderlicher Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Wettbewerbssituation betrachtet. Zu all dem biete die europäische Initiative Clean Aviation den Rahmen. Bereits für 2030 seien erste Zwischenschritte zu erwarten, und der Fahrplan erwarte bis dahin eine Steigerung der Energieeffizienz von Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen um immerhin 30 Prozent. Die einhellige Meinung der sieben Fachleute dazu auf der ILA Berlin: „Das schaffen wir“.
Gemeinsamer Start in klimaneutrale Zukunft auf der ILA Berlin
Mit Grundsatz-Ansprachen hat das Aviation Future Lab am ersten Messetag pünktlich seine Arbeit aufgenommen. Die drei Beiträge von BDLI, Bundesregierung und Europäischer Kommission waren sich dabei einig, dass der Fokus auf Forschungs- und Entwicklungsprojekten liegen müsse, die die CO2-Neutralität des Luftfahrtsektors innerhalb der EU vorantreiben.
Als erster Redner betonte Dr. Gerardo Wall, Vizepräsident für Ausrüstung und Werkstoffe beim BDLI, die Wichtigkeit der Luftfahrt für die weltweite Wirtschaft und in Verbindung damit das selbstgesetzte Ziel der Klimaneutralität des Sektors im Jahre 2050: „Dieses Ziel teilen wir alle“, sagte Wall. Ganz im Sinne des Mottos der ILA Berlin „Pioneering Future“ unterstrich er die „Chance und Verpflichtung Europas, die globale Führung auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu übernehmen.“ Bereits für Mitte der 2030er Jahre erwartet Wall das erste serientaugliche Flugzeug mit Wasserstoff-Antrieb. Dass der Sektor in Europa für die Überwindung noch bestehender Hürden gut aufgestellt ist, sei nicht zuletzt hier auf der ILA Berlin deutlich zu erkennen.
Erfordernisse des Klimaschutzes und des Wettbewerbs in Einklang bringen
Ganz in diesem Sinne unterstrich die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Dr. Anna Christmann, den erklärten Willen der Regierung, die fruchtbare Entwicklung des Sektors in Deutschland, der EU und der ganzen Welt hin zur Klimaneutralität zu unterstützen und dabei auch die Erfordernisse der wettbewerbsorientierten Wirtschaft im Auge zu behalten. Dies werde auch im Kontext der Ausstellung der Bundesregierung in Halle 4 deutlich. Christmann betonte die Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen für das Luftfahrtforschungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Hinblick auf verstärkte Dekarbonisierung und Klimaneutralität. „Drei Schwerpunkte verfolgen wir: disruptive Technologie beim Einsatz von Wasserstoff, klimaneutraler Treibstoff (SAF) und Effizienzsteigerung durch drastische Verbrauchsreduktion.“ Ansätze zu diesen Zielen seien überall auf der ILA Berlin zu erkennen. „Wir müssen es nur umsetzen“, betonte Christmann.
Luftfahrt ist Mustersektor für europäischen Green Deal
Genau diese drei Programmpunkte sind auch Rosalinde van de Vlies wichtig, der Direktorin CLEAN PLANET bei der EU-Kommission. „Die Luftfahrt ist dabei Mustersektor für den angestrebten European Green Deal.“ Sie betonte vor dem Hintergrund der politischen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine insbesondere die europäische Solidarität auf dem Weg zu einer bezahlbaren, sicheren und unabhängigen Energieversorgung für die EU: „In Krisenzeiten zeigen wir unseren Zusammenhalt“, so van de Vlies weiter. Zur Unterstützung der Industrie bei der Verfolgung gemeinsamer strategischer Ziele investiert die EU-Kommission Milliarden in Forschungs- und Entwicklungsprojekte, was wiederum erheblich durch eigene Beiträge aus der Wirtschaft ergänzt wird – „die Förderung von Zusammenarbeit liegt in der DNA der EU. Lassen Sie uns zusammenhalten, um Visionen in konkretes Handeln umzusetzen. Schließen Sie die Sitzgurte und genießen Sie den Flug in eine klimaneutrale Zukunft,“ so van de Vlies abschließend.
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