„Die isländische Fischereiministerin Svandis Svavarsdottir erklärt sehr deutlich, dass die Regierung den Walfang nicht mehr unterstützen und es wohl keine neuen Quoten geben wird“, so Andreas Dinkelmeyer, Campaigns und Communications Manager des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland „Das spiegelt das Umdenken der Bevölkerung wieder, die wir in der Meinungsumfrage sehen.“
Die vom IFAW in Auftrag gegebene Befragung zeigt, dass mittlerweile 35 Prozent der Isländer gegen den Fang von Finnwalen sind, nur noch 33,2 Prozent dafür. 2013 hatte eine ähnliche Studie noch ergeben, dass lediglich 17,1 Prozent gegen und 56,9 Prozent für den Walfang waren.
Der isländische Walfänger Kristján Loftsson bereitet sich derzeit darauf vor, diesen Sommer wieder Finnwale zu jagen. Laut der noch gültigen Quote darf er 161 Tiere der zweitgrößten Walart harpunieren. Die derzeitige Fünfjahresquote ist noch bis 2023 in Kraft.
Zuletzt hatte die Firma von Loftsson, Hvalur hf, in 2018 145 der gefährdeten Finnwale getötet, hauptsächlich für den Export nach Japan. Seit 2010 versucht Loftsson einen Exportmarkt in Japan für Finnwal-Fleisch zu etablieren, ohne Erfolg.
Die Isländer wurden auch gefragt, welche Bedeutung sie dem Walfang für die heimische Wirtschaft zuschreiben. 52,5 Prozent der Menschen erachten Walfang als irrelevant für die Wirtschaft, lediglich 21 Prozent halten sie für wichtig. Dagegen fürchten 64,3 Prozent der Isländer, Walfang ist schädlich für den Ruf ihrer Nation.
„Die Ergebnisse der Meinungsumfrage sind ein weiterer Beweis, dass das blutige Geschäft mit dem Walfang antiquiert ist. Isländer sehen zunehmend die fehlende Relevanz des Walfangs für die Wirtschaft und setzen sich mehr für den Walschutz ein“, so Dinkelmeyer weiter.
Zu Beginn des Jahres hatte die isländische Fischereiministerin Svandis Svavarsdottir öffentlich ein Ende des Walfangs signalisiert und eine Studie zu potentiellen ökonomischen und sozialen Auswirkungen in Auftrag gegeben. Sie deutete an, dass der Walfang keine ökonomische Signifikanz für das Land habe und es daher wohl keine neuen Walfangquoten ab 2024 geben würde. Nach dieser Ankündigung erklärte Kristján Loftsson, er wolle diesen Sommer auf Waljagd gehen, zuletzt waren seine Schiffe 2018 ausgelaufen.
Gemeinsam mit lokalen Whalewatching-Anbietern hatte der IFAW die Kampagne „Meet Us Don’t Eat Us“ gestartet, um Touristen darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Walfleischkonsum den Walfang am Leben hält. Durch die Kampagne sank der Walfleisch-Konsum von Insel-Besuchern deutlich.
Walfang spielt auch in der politischen Arena Islands kaum noch eine Rolle. Jahrzehntelang war Walfang Wahlkampfthema, seit 2016 hat er an Bedeutung verloren. Junge Wähler sorgen sich eher um die Klimakrise und den positiven Beitrag, den Wale für das Ökosystem leisten.
Seit 2003, dem Jahr, in dem Island den kommerziellen Walfang wiederaufnahm, wurden in Island 653 Zwergwale und 852 Finnwale erlegt, insgesamt 1.505 Wale. Der IFAW arbeitet seit 2003 mit Isländern daran, verantwortungsvolles Whalewatching zu fördern und Alternativen zum grausamen Walfang zu bewerben.
Whalewatching ist eine der Top Attraktionen für Touristen in Island. Vor der Corona-Pandemie generierten mehr als 350.000 Kunden jedes Jahr etwa 20 Millionen Euro und bewiesen damit, dass Wale lebend weit mehr wert sind als tot.
Die Meinungsumfrage zur Haltung der Isländer gegenüber dem Walfang führte die Firma Maskina vom 19. bis 27. Mai 2022 durch. 957 Menschen nahmen an der Onlinebefragung teil, sie wurden zufällig aus dem nationalen Melderegister ausgewählt. Die gesamten Ergebnisse sind auf Nachfrage erhältlich.
Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: www.ifaw.org
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