Bert Meijer erhält den Hermann-Staudinger-Preis für seine herausragenden und sehr kreativen Beiträge auf dem Gebiet der supramolekularen Polymerchemie. Meijer erforscht und entwickelt unter anderem funktionelle supramolekulare Polymere als neue Materialklasse. Durch gezieltes molekulares Design und Synthese realisierte er Systeme, in denen monomere Einheiten, die sich selbst zu supramolekularen polymeren Materialien zusammenfügen, besondere Materialeigenschaften erreichen. Von diesen Eigenschaften nahm man vor seiner Entdeckung an, dass sie ausschließlich (kovalent verknüpften) Makromolekülen vorbehalten sind. Die reversible Bindung der Bausteine ermöglicht eine einfache Verarbeitung. Supramolekulare Materialien können so bei viel niedrigeren Temperaturen und Drücken verarbeitet werden, während der anpassungsfähige Charakter der supramolekularen Polymere neue Wege für diese Systeme eröffnet. Viele der von Meijers Strategien sind „biomimetisch“ und übertragen biologische Organisationsprinzipien auf synthetische Polymermaterialien.
Bert Meijer, der 1955 in Groningen in den Niederlanden geboren wurde, studierte Organische Chemie an der Reichsuniversität Groningen, wo er 1982 auch promovierte. Nach Tätigkeiten am Philips Natuurkundig Laboratorium in Eindhoven und bei Koninklijke DSM in Heerlen wurde er 1991 Professor für Organische Chemie an der Technischen Universität Eindhoven. Seit 1994 ist er darüber hinaus Adjunct Professor an der Radboud-Universität Nijmegen, seit 2004 Distinguished University Professor of Molecular Sciences in Eindhoven sowie seit 2008 Gastprofessor an der University of California, Santa Barbara, USA. Von 2008 bis 2018 war er außerdem Direktor des Instituts für Komplexe Molekulare Systeme in Eindhoven. Seit 2014 ist Meijer Akademieprofessor der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften, seit 2018 ist er Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz und seit 2022 Gastdozent an der Universität Neusüdwales in Sydney, Australien.
Bert Meijer erhielt bereits diverse wissenschaftliche Auszeichnungen, wie unter anderem den SPINOZA-Prize of the Netherlands Organization for Scientific Research (NWO) (2001), den Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung (2017) sowie zwei ERC Advanced Research Grants (2010 und 2018). Er gehört zahlreichen Akademien und Gesellschaften als Ehrenmitglied an, weist eine beeindruckende Zahl an Gastprofessuren und Namensvorlesungen auf und erzielt mit über 750 wissenschaftlichen Publikationen einen h-Index von 135.
Im Rahmen der Tagung erhalten außerdem zwei junge Wissenschaftler ein Dr. Herrmann Schnell-Stipendium. Professorin Dr. Eva Blasco, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, erhält ein mit 3000 Euro dotiertes Stipendium für ihre innovativen Forschungsarbeiten im hochaktuellen Bereich der funktionalen Materialien für den 3D-Laserdruck und -lithographie. Die Forschungsaktivitäten der Preisträgerin zu Materialien für Anwendungen im 4D-Druck haben das Potenzial, Forschungsfelder wie beispielsweise die Mikrorobotik zu revolutionieren. Ein weiteres Dr. Herrmann Schnell-Stipendium in Höhe von 3000 Euro erhält Dr. Robert Göstl, DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e.V., Aachen, für seine beeindruckende Forschung auf dem Gebiet der Mechanophore. Seine Arbeit ermöglicht es, Materialien auf neue Weise zu funktionalisieren. Durch die verbesserten Materialeigenschaften werden neue Anwendungsgebiete ermöglicht. Die Dr. Hermann Schnell-Stipendien werden von der bei der GDCh angesiedelten gleichnamigen Stiftung verliehen, um junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der makromolekularen Chemie, deren physikalisch-chemischer Grundlagen sowie deren Analytik zu fördern.
Dr. Robert Göstl wird darüber hinaus mit dem Reimund-Stadler-Preis der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie ausgezeichnet. Die Fachgruppe verleiht den mit 5000 Euro dotierten Preis in der Regel in geraden Jahren im Rahmen der Fachgruppen-Tagung an eine angehende Hochschullehrkraft aus dem Bereich der Polymerchemie und angrenzender Gebiete. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin wird unter den Teilnehmenden des Nachwuchsworkshops Hochschule ermittelt. Göstl überzeugte die Auswahlkommission mit seinem Vortrag mit dem Titel „From force-reporting to force-resistant: using mechanochemistry to understand polymer materials“.
Weitere Informationen zur Tagung unter www.gdch.de/makro2022
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen, darunter die Fachgruppe Makromolekulare Chemie mit über 1300 Mitgliedern. Die Fachgruppe vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungsinstituten und der Industrie aus allen Bereichen der Polymerchemie und -physik. Für den Hermann-Staudinger-Preis der GDCh, benannt nach dem Chemienobelpreisträger von 1953 und dotiert mit 7500 Euro, hat die Fachgruppe Makromolekulare Chemie ein Vorschlagsrecht.
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