Das Besondere an diesen Bauarbeiten war, dass der Bahnbetrieb währenddessen weiterlief. Deshalb konnte immer nur einer der sechs Bahnsteige außer Betrieb genommen werden. Außerdem wurde zu Beginn mit dem Bahnsteig F ein neuer Personenbahnsteig gebaut. Er war Voraussetzung dafür, dass überhaupt einzelne Bahnsteige außer Betrieb genommen werden konnten.
Die jeweils stillgelegten Gleise inklusive Bahnsteige wurden nach und nach im Bereich des Tunnels abgerissen. Aus dem Erdreich wurde zunächst eine 7,50 Meter tiefe und 19 Meter breite Baugrube ausgehoben. In dieser Baugrube wurde einerseits die Unterführung gebaut, andererseits sind hier sogenannte Eisenbahnüberführungen entstanden: Brücken aus Beton und Stahl, über die künftig nun die Züge fahren. Nach Fertigstellung der Brückenkonstruktion wurden die darüber liegenden Gleise wieder verlegt und die Personenbahnsteige aufgebaut. Anschließend rückten die Bauarbeiten wieder um jeweils zwei Gleise weiter. Insgesamt sind sechs dieser Eisenbahnüberführungen am Augsburger Hauptbahnhof entstanden.
Jetzt findet im Untergrund des Hauptbahnhofs der Ausbau statt. Im zweiten Untergeschoß, der Straßenbahnhaltestelle, werden Gleise verlegt und technische Anlagen eingebaut. Im ersten Untergeschoß direkt unter den Personenbahnsteigen, wird ebenfalls die Technik, Aufzüge und Rolltreppen eingebaut.
Weltweite Lieferengpässe betreffen auch Augsburger Hauptbahnhof
Der Bau des Tunnels und der Straßenbahnhaltestelle unter dem Augsburger Hauptbahnhof ist trotz des straffen Zeitplans gut vorangekommen und lag bis vor Kurzem exakt im Zeitplan. Auch Corona konnte der zügigen Fertigstellung der Großbaustelle nichts anhaben. Doch jetzt machen die weltweiten Lieferengpässe für technische Bauteile den Planern der Stadtwerke Augsburg (swa) zu schaffen. Auch wenn der Bau voraussichtlich im Kostenrahmen von bis zu 250 Millionen Euro bleiben wird, könnte die Wiedereröffnung des Hauptbahnhofs im kommenden Jahr in zwei Stufen erfolgen müssen.
Die Empfangshalle im Bahnhofsgebäude und die neue großzügige Mittelpassage werden voraussichtlich wie geplant im August 2023 eröffnet. „Dann ist der Hauptbahnhof für die Fahrgäste des Zugverkehrs barrierefrei voll funktionsfähig nutzbar“, so swa Geschäftsführer Dr. Walter Casazza. Die Empfangshalle im Bahnhofsgebäude und die Verteilerebene im ersten Untergeschoß mit den Zugängen zu den Bahnsteigen mit Rolltreppen und Aufzügen werden dann uneingeschränkt nutzbar sein. Ebenfalls genutzt werden kann der neue Fußgängertunnel von Westen aus dem Thelottviertel in den Hauptbahnhof. Die technisch komplexere Straßenbahnhaltestelle im zweiten Untergeschoß wird aber voraussichtlich noch nicht fertiggestellt werden können. Wie derzeit bei so vielen Bauprojekten sind Lieferengpässe bei technischen Baumaterialien die Ursache.
Gesamtprojekt Mobilitätsdrehscheibe Augsburg
Somit ist dennoch ein Großteil des Gesamtprojekts „Mobilitätsdrehscheibe“ mit den fünf Einzelprojekten fast fertig: Die Straßenbahnlinie 6 ist seit 2010 in Betrieb, der neue Königsplatz wurde 2013 eröffnet und die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn ging Ende 2021 in Betrieb. Wenn auch die Straßenbahnhaltestelle unter dem Hauptbahnhof in Betrieb gehen wird, werden zunächst zwei von später drei Linien in der Haltestelle unter dem Hauptbahnhof verkehren, die Linien 3 und 4, die in der unterirdischen Wendeschleife wenden und Richtung Innenstadt zurückfahren. Die Linie 6 folgt bis voraussichtlich 2026. Das Planfeststellungsverfahren durch die Regierung von Schwaben für das Anschlussstück vom Hauptbahnhof zum Bestandsgleis an der Luitpoldbrücke läuft derzeit noch. Das letzte Projekt der Mobilitätsdrehscheibe, die Linie 5, ist in Planung.
Insgesamt investieren die swa mehr als eine halbe Milliarde Euro in den zukunftsfähigen Ausbau des Nahverkehrs und damit in den Klimaschutz in Augsburg. Das größte Einzelprojekt ist der Hauptbahnhof mit rund 230 bis 250 Millionen Euro. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von swa, Deutsche Bahn und Stadt Augsburg. Mit dem Projekt Hauptbahnhof wird sich die Situation für Fahrgäste wesentlich verbessern. Die Tramhaltestelle im zweiten Untergeschoß ist barrierefrei mit Aufzügen und Fahrtreppen ausgebaut und mit der darüber liegenden ebenfalls barrierefrei ausgebauten Verteilerebene und weiter mit den Bahnsteigen der DB verbunden. Das Projekt wird mit dem Höchstsatz von 83 Prozent der förderfähigen Kosten von Bund und Land bezuschusst. In den zusätzlichen Bahnsteig F für den Regio-Schienen-Takt und die Modernisierung insbesondere bahntechnischer Anlagen investiert die Deutsche Bahn in Augsburg zusätzlich weit über 100 Millionen Euro.
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