Kleine Wale in großer Gefahr: BUND fordert wirksamen Schutz des Ostsee-Schweinswals

Anlässlich des internationalen Tags des Ostsee-Schweinswals am Sonntag (15. Mai) fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Schutzgebiete in der deutschen Ostsee endlich zu sicheren Rückzugsorten für Meerestiere zu machen. Der Schweinswal steht in Deutschland auf der Roten Liste als „stark gefährdet“. Die Population in der zentralen Ostsee zählt inzwischen nur noch weniger als 500 Tiere und ist akut vom Aussterben bedroht.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Nicht mal in seinen eigenen Schutzgebieten ist der Schweinswal vor der Fischerei und dem ständigen menschengemachten Lärm sicher. Das muss sich endlich ändern, damit unser einziger heimischer Wal eine Chance zum Überleben hat.“

In der deutschen Ostsee wurden viele Schutzgebiete ausgewiesen, weil Schweinswale sich dort häufig aufhalten, ihre Kälber zur Welt bringen und großziehen. Doch dieser Schutz existiert in den meisten Gebieten nur auf dem Papier, da Fischerei und Schifffahrt bislang kaum eingeschränkt werden. Eine der häufigsten Todesursachen für die Schweinswale sind Stellnetze, in denen sie sich verfangen und ersticken. Im Februar berichtete der BUND über die neuen EU-Regeln, die ab sofort die Stellnetzfischerei in einigen wenigen deutschen Schutzgebieten zwischen November und Januar verbieten. Bandt: „Wir begrüßen die neuen Maßnahmen, aber für die dramatische Situation des Ostseeschweinswals sind sie einfach nicht ausreichend. Stellnetze müssen aus allen Schutzgebieten ganzjährig verbannt werden, wenn wir es mit der Rettung der Schweinswale wirklich ernst meinen.“

Zusätzlich wird der Ostseeschweinswal durch den zunehmenden Unterwasserlärm bedroht. Aufgrund der Dunkelheit unter Wasser verlassen sich Schweinswale zur Orientierung, Nahrungs- und Partnersuche auf ihr Gehör. Die Säuger sehen sozusagen mit den Ohren und mit jedem Unterwasserlärm verschlechtert sich die "Sicht". In der Ostsee leiden die Tiere z. B. unter der Berufsschifffahrt, militärischen Aktivitäten und Sprengungen, akustischen Vergrämern und kleineren Schiffen (mit Echoloten für die Tiefenmessung). Unterwasserschall kann sich über große Distanzen ausbreiten. Wie sich der Schall auf Tiere auswirkt, hängt unter anderem von der Intensität und Dauer der Beschallung, der Entfernung des Tieres zur Schallquelle und der Lärmempfindlichkeit der jeweiligen Tierart ab – im schlimmsten Fall kann es zum Tod führen.

Für Tiere, wie den Ostseeschweinswal wird es immer schwieriger ruhige Rückzugsorte und genug Nahrung zu finden. „Wir brauchen jetzt eine mutige Meereswende, wie sie von der neuen Bundesregierung angekündigt wurde. Eine Meereswende, die den Ostseeschweinswal aufatmen lässt“, so Bandt. 

Mehr Informationen:

Der BUND fordert, der Überfischung ein Ende zu setzen. Verschiedene Fischerei-Methoden haben unterschiedliche Auswirkungen auf Tiere und die Meere: https://www.bund.net/meere/belastungen/fischerei/ 

Der BUND hat gemeinsam mit anderen Umweltverbänden und Unterwasserlärm-Expert*innen im November 2020 in dem Bericht "Underwater Noise – The neglected threat to marine life" die Lücken beim Unterwasserlärm-Management in den EU-Mitgliedstaaten beschrieben und Empfehlungen abgegeben, wie diese schnell zu beheben sind: https://www.bund.net/meere/unterwasserlaerm/

In der Alten Münze in Berlin macht vom 6. Mai bis 8. Juni 2022 die Ausstellung „Seaphony“ mit räumlichen Klangkunst- und Lichtinstallationen die Sinfonie des Unterwasserlebens erfahrbar. Der BUND thematisiert vor Ort mit der Wanderausstellung „Eingetaucht – Vielfalt in unseren Meeren“ das Verhältnis zwischen Mensch und Meer und zeigt Auswege aus der Meereskriese.

Hintergrund:
Der Schweinswal (Phocoena phocoena) ist die einzige in Deutschland heimische Walart und steht unter dem strengen Schutz. Jedes Jahr zum 3. Sonntag im Mai ruft das von Deutschland unterzeichnete Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS zum Tag des Ostseeschweinswals auf, um auf seine Bedrohung aufmerksam zu machen. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Bestand der Schweinswalpopulationen insbesondere östlich des Darß dramatisch zurückgegangen.

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