In der Ärzteschaft treffen diese Überlegungen länderübergreifend auf Unverständnis. Ärztinnen und Ärzte sind sich einig: Impfen ist ärztliche Aufgabe. Auch der hessische Ärztekammerpräsident Dr. med. Edgar Pinkowski vertritt einen klaren Standpunkt: „Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ein Medizinstudium lässt sich nicht durch eine mehrstündige Schulung ersetzen. Die zugehörige ärztliche Anamnese, die Aufklärung und die Klärung von Indikationen und Kontraindikationen kann nur von Ärztinnen und Ärzten geleistet werden.“
Politiker versprechen sich von der Maßnahme einen Anstieg der allgemeinen Impfquote. Als Grund wird hierfür immer wieder der niedrigschwellige Zugang zum Impfangebot in Apotheken angeführt. Um zur Grippesaison die Anzahl der Geimpften zu steigern, ruft auch die Landesärztekammer Hessen regelmäßig zur Grippeschutzimpfung auf. Bei dem Einsatz von Apothekerinnen und Apothekern handele es sich laut Pinkowski jedoch nicht um den richtigen Weg, dieses Ziel zu erreichen: „Die Sicherheit der Patienten und Patientinnen geht vor. Gerade notfallmedizinische Maßnahmen können nur von Ärztinnen und Ärzten geleistet werden.“
Auch in diesem Jahr rechnet die Landesärztekammer nicht mit personellen Engpässen bei der Versorgung von Patienten und Patientinnen mit der Grippeschutzimpfung. „Das System funktioniert, Impfungen sind gut in den Arbeitsalltag von Ärztinnen und Ärzten integriert“, so Pinkowski. „Gegenüber lediglich etwa 20.000 Apotheken in Deutschland, von denen nur ein Teil in der Lage wäre, die räumlichen Anforderungen für eine Impfung zu erfüllen, sind bundesweit mehr als 160.000 Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Versorgungsbereich tätig. Da wir somit genügend Kapazitäten in der Ärzteschaft haben, sind zusätzliche Impfangebote nicht notwendig. Es kommt vielmehr darauf an, durch Aufklärung die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen.“
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