Millionen Menschen flüchten aus der Ukraine vor dem russischen Angriffskrieg, mehr als 610.000 von ihnen sind bislang nach Deutschland gekommen. Derzeit wird vor allem humanitäre Hilfe benötigt: Unterkünfte, Kinderbetreuung, medizinische Hilfe. Völlig unklar ist noch, wie lange die Ukrainer und Ukrainerinnen in Deutschland bleiben – immerhin gaben in Umfragen rund 52 Prozent der Erwachsenen an, hierzulande arbeiten zu wollen. Die Voraussetzungen dafür sind gut: 93 Prozent der befragten geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer haben das Abitur absolviert oder sogar studiert, 86 Prozent waren vor der Flucht berufstätig. In den Jahren vor dem Krieg kamen viele aus der Ukraine nach Deutschland, deren berufliche Qualifikationen hierzulande anerkannt wurden und deren Integration in den Arbeitsmarkt dadurch gut gelungen ist, wie eine neue IW-Studie nun zeigt.
Ärzte, Pfleger und Lehrer
Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt und hierzulande in einem reglementierten Beruf arbeiten möchte – also beispielsweise als Pfleger, Arzt, Erzieher oder Meister im Handwerk – muss seinen gelernten Beruf anerkennen lassen. Zwischen 2016 und 2020 haben das rund 6.200 Ukrainer und Ukrainerinnen gemacht. Gut die Hälfte von ihnen wurde vollwertig anerkannt, weitere vier von zehn teilweise; nur sieben Prozent der Berufe wurden nicht anerkannt. Bundesweit registrierten die zuständigen Stellen in diesem Zeitraum 1.470 ukrainische Ärzte und Ärztinnen, außerdem 1.167 Pfleger und Pflegerinnen sowie 798 Lehrkräfte und 339 Erzieher und Erzieherinnen. Damit haben viele der bisher nach Deutschland gekommen Ukrainer und Ukrainerinnen Berufe gelernt, in denen hierzulande etliche Fachkräfte fehlen: Es mangelt derzeit bundesweit beispielsweise an rund 15.700 Pflegefachkräften sowie 16.000 Erzieherinnen und Erziehern.
Passgenaue Unterstützung ist gefragt
„Die geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen bringen sehr gute Voraussetzungen mit, um auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagt Studienautor und IW-Ökonom Dirk Werner. Im Vergleich zu anderen Herkunftsländern sei die Zahl der Anträge zur Anerkennung hoch. „Gleichzeitig ist Integration aber kein Selbstläufer. Wir sollten die Geflüchteten als Gesellschaft bei ihrem Wunsch unterstützen, hier in Deutschland Fuß zu fassen, etwa im Bereich der Kinderbetreuung. Zudem sollten die vorhandenen Unterstützungsangebote flexibel und bedarfsgerecht organisiert werden, um den Menschen diesen Schritt zu erleichtern.“ Hilfreich wären beispielsweise geförderte passgenaue Sprachkurse.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
Telefon: +49 (221) 4981-1
Telefax: +49 (221) 4981-533
http://www.iwkoeln.de
Leiter des Kompetenzfelds Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte
Telefon: +49 (221) 4981-712
E-Mail: werner@iwkoeln.de
Economist im Projekt Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
Telefon: +49 (221) 4981-681
E-Mail: jansen@iwkoeln.de
Economist für Fachkräftesicherung
Telefon: +49 (221) 4981-884
E-Mail: pierenkemper@iwkoeln.de
Economist im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung KOFA
Telefon: +49 (221) 4981-421
E-Mail: hickmann@iwkoeln.de