Der Krieg in Europa führt zu neuen Sorgen und belastet die Niedersachsen – Starke Inflation und Sorge um Energieversorgung
Die rasante Inflation ist das neue Top-Thema in Niedersachsen. Nach den dringendsten Problemen gefragt, um die sich die Politik unbedingt kümmern muss, nennen 73 Prozent der Befragten die dramatischen Preissteigerungen der vergangenen Monate. Die bisherige Hauptsorge der Niedersachsen „Zu viel Bürokratie“ ist für 56 Prozent (minus 2 Prozent) ein wichtiges Thema. 53 Prozent haben Befürchtungen um die Sicherheit der Energieversorgung, ebenso viele besorgt der Anstieg der Mieten. Der pandemiebedingte Ausfall von Schulunterricht und Kinderbetreuung sowie die Corona-Pandemie selbst haben etwas an Brisanz verloren, beunruhigen aber weiterhin mehr als 40 Prozent der Niedersachsen.
Die überwiegende Mehrheit der Niedersachsen hat den Eindruck, dass die Politik sich bisher nur unzureichend um das Problem der hohen Mietpreise in vielen Regionen kümmert. 70 Prozent der Bürger fordern mehr Anstrengungen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Überdurchschnittlich groß ist das Problembewusstsein bei den Wählern von SPD und Grünen. In den großen Ballungsräumen klagen 54 Prozent über zu hohe Mieten und Immobilienpreise, dagegen nur 28 Prozent in den ländlichen Regionen. Dr. Schmidt: „Bisher bekannte Problemlagen wie zu hohe Mieten und ausufernde Bürokratie, beschäftigen die Niedersachsen auch weiterhin. Nunmehr kommen durch den Krieg in der Ukraine neue Probleme hinzu, welche einen Großteil der Niedersachsen tagtäglich beschäftigen und die politischen Entscheidungsträger unter Handlungsdruck setzen. Durch die aktuelle Inflation und Zinsentwicklung ist zu erwarten, dass wir beim Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum am Beginn einer Zuspitzung der Lage stehen.“
Niedersachsen sorgen sich um ihren Wohlstand
Drei von vier Niedersachsen sagen, dass die aktuellen Preissteigerungen sie stark oder sehr stark belasten. Nur ein Viertel der Bevölkerung ist von der Inflation bislang wenig oder kaum betroffen. Der subjektiv empfundene Wohlstand schrumpft. Nur noch 39 Prozent der Niedersachsen bewerten ihre eigene wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut. Das sind 16 Prozent weniger als noch 2020. Dagegen schätzen 60 Prozent der Bevölkerung ihre wirtschaftliche Lage als durchwachsen bis schlecht ein (plus 17 Prozent). „Da die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung weder von Arbeitslosigkeit noch von größeren Einkommenseinbußen betroffen ist, schlägt hier der steile Anstieg der Lebenshaltungskosten voll auf die persönliche Befindlichkeit durch“, so Dr. Schmidt.
Die Inflationsrate lag im April 2022 in Niedersachsen bei 6,9 Prozent. Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen haben die Bürger allerdings nur wenig Hoffnung, dass die Preissteigerungen in absehbarer Zukunft durch höhere Gehälter ausgeglichen werden können: Nur 14 Prozent halten den Spielraum für Lohnerhöhungen für groß, 67 Prozent bewerten ihn als begrenzt oder gering. Auf Nachfrage beziffern diejenigen, die Spielräume für Lohnerhöhungen sehen, diesen Spielraum im Durchschnitt mit gut 3 Prozent. Nur etwa jeder siebte kann sich vorstellen, dass die Lohnerhöhungen über 5 Prozent liegen könnten.
Neun von zehn Niedersachsen fordern Steuerentlastungen auf Energie
38 Prozent der Bürger sagen zwar, dass man den einzelnen Parteien keine Mitschuld an der Inflation geben kann. Jeder dritte Niedersachse ist aber überzeugt, dass auch die Parteipolitik zu den Preissteigerungen im Energiesektor beigetragen hat. Auf Nachfrage werden hier vor allem die Grünen (64 Prozent) genannt. 29 Prozent der Bürger sind bei dieser Frage unentschieden. Geht es um Steuersenkungen auf Energie, fordern 86 Prozent der Niedersachsen Entlastungen. „Der dringende Wunsch nach Entlastungen infolge der Explosion der Energiepreise ist unüberhörbar. Hier muss die Politik unverzüglich handeln. Sowohl für die Wirtschaft als auch für jeden Einzelnen droht das Thema bezahlbarer Energieversorgung zu einer existenziellen Frage zu werden. Preisanstiege von teilweise mehr als 100 Prozent sind für viele nur schwer zu verkraften. Wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen, bedarf es rascher und unkonventioneller Lösungen wie in anderen EU-Staaten auch“, ergänzt Dr. Schmidt.
Altkanzler Gerhard Schröder fällt bei den Niedersachsen durch
Der frühere Bundeskanzler und niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder hat durch seine Haltung zur russischen Invasion erheblich an Ansehen verloren. 69 Prozent der Niedersachsen haben keine gute Meinung vom Altkanzler,
nur 13 Prozent fällen ein positives Urteil. Der überwiegende Teil der Niedersachsen (73 Prozent) findet es richtig, dass sich Unternehmen aus Russland zurückgezogen haben. Nur jeder sechste Befragte will die wirtschaftlichen Beziehungen nicht vom politischen Geschehen abhängig machen. Über die Parteilager hinweg gibt es einen breiten Konsens für den wirtschaftlichen Rückzug aus Russland – mit einer Ausnahme: Nur jeder dritte AfD-Wähler findet diesen Kurs richtig. Und es sind auch die AfD-Anhänger, die sich zur Hälfte dafür aussprechen, die Kontakte zu Russland wieder zu stärken. Parteiübergreifend sprechen sich 57 Prozent für eine „Eiszeit“ mit der Russischen Föderation aus.
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