Der Skipper des Segelbootes meldete sich kurz nach 21 Uhr bei der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS, der deutschen Rettungsleitstelle See. Er sei mit seiner Segelyacht nach Grundberührung gestrandet. An Bord waren außer ihm noch seine Frau und ein kleiner Hund. Die zunächst unklare Position befand sich im berüchtigten Seegebiet „Nordergründe“ mit seinen ausgedehnten Sandbänken, auf denen bei Sturm riesige Brandungszonen entstehen.
Die SEENOTLEITUNG alarmierte sofort den in Hooksiel stationierten Seenotrettungskreuzer BERNHARD GRUBEN sowie die Freiwilligenstation Horumersiel mit dem Seenotrettungsboot WOLFGANG PAUL LORENZ. Beide Einheiten hatten eine etwa zwanzig Seemeilen (ca. 36 Kilometer) weite Anfahrt ins Suchgebiet.
Zwischenzeitlich hatte die Verkehrszentrale Bremerhaven der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes eine Peilung vorgenommen, die zumindest eine ungefähre Position des Segelbootes lieferte. Gegen 22.15 Uhr konnten die Seenotretter auf der BERNHARD GRUBEN erstmals Funkkontakt zu den Seglern aufnehmen. Etwa eine Viertelstunde später trafen die Einheiten im Suchgebiet ein. Aufgrund des schweren Seegangs bei Starkwind aus Südwest mit sieben Beaufort (bis 61 Stundenkilometer) und starkem Regen war der etwa zehn Meter lange Havarist in der Dunkelheit nicht auszumachen. Die Besatzung des Tochterbootes JOHANN FIDI der BERNHARD GRUBEN entdeckte das gestrandete Segelboot schließlich auf den Nordergründen: Sie hatte dessen noch funktionierendes Topp-Licht gesichtet. Von den anderen Einheiten war dies nicht zu sehen.
Ebenfalls an der Suche beteiligte sich das Bundespolizeischiff BP 23 „Bad Düben“. Es setzte ebenfalls sein Beiboot aus, das versuchte, sich von einer anderen Seite dem aufgelaufenen Havaristen zu nähern. Zwischenzeitlich riss der Funkkontakt zur Besatzung des Beibootes der „Bad Düben“ ab; die JOHANN FIDI erlitt schwerste Grundberührung in der Brandung. Die BERNHARD GRUBEN, die WOLFGANG PAUL LORENZ und die „Bad Düben“ – jeweils mit größerem Tiefgang als die ausgesetzten Einheiten – blieben unterdessen auf Standby.
Mit dem Tochterboot gelang es den Seenotrettern nach einiger Zeit, an den Havaristen heranzukommen. Unter schwersten Bedingungen schafften sie es, das junge Ehepaar sowie den kleinen Hund abzubergen* und die lebensgefährliche Brandungszone wieder zu verlassen. Das Segelboot musste aufgegeben werden. Als die JOHANN FIDI vom Seenotrettungskreuzer wieder aufgenommen worden war, konnten alle anderen Einheiten aus dem Einsatz entlassen werden.
Während der langen Rückreise nach Hooksiel wurde das junge Paar an Bord medizinisch erstversorgt. Außerdem gab es wärmenden Tee für die Schiffbrüchigen und Wasser für den kleinen Hund. Aufgrund der körperlichen Verfassung der jungen Frau wurden Notarzt und Rettungswagen nach Hooksiel bestellt.
Gegen 1 Uhr erreichte die BERNHARD GRUBEN den Hafen in Hooksiel. Die Schiffbrüchigen wurden an einen Rettungswagen übergeben. Sie haben das Krankenhaus jedoch inzwischen wieder verlassen können.
Das aufgegebene Segelboot vertrieb in der Nacht und strandete südwestlich von Neuwerk. Der derzeit in Bremerhaven stationierte Seenotrettungskreuzer THEO FISCHER ist zurzeit auf Standby. Bei Niedrigwasser sind Seenotretter zum gestrandeten Boot gelaufen und haben es gesichert, um ein Vertreiben in den Seeschifffahrtsweg zu verhindern. Eine Wetterverbesserung ist zwischenzeitlich nicht eingetreten.
Die Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven hat die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen.
*abbergen: seemannschaftlich für „in Sicherheit bringen“
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
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