Garantien müssen neu definiert werden

„Garantien sind auch im Nullzinsumfeld wichtig und sinnvoll. Sie müssen aber neu definiert werden“, diese Forderung erhob Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), während einer Online-Diskussion des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Seine Begründung dafür: „Bislang wurden Garantien häufig als mindestens erwartete Rendite verstanden. In Anbetracht von Kapitalmarktzinsen von fast null ist diese Sichtweise nicht mehr sinnvoll und zeitgemäß. Vielmehr sind Garantien heutzutage als eine Art Airbag der Verlustbegrenzer für den Fall sehr schlechter Kapitalmarktentwicklungen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, darf das Garantieniveau in den Altersvorsorgeprodukten aus aktuarieller Sicht nicht zu hoch sein. Sonst sind die Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Kapitalanlagen ertragreich zu diversifizieren.“

Die Expertendiskussion in der jüngsten Ausgabe von DIA Digital unter dem Titel „Inflation, Rezession und ein kalter Frieden? Was droht, was nicht, was sollten Anleger wissen?“ reagierte auf aktuelle weltwirtschaftliche Entwicklungen und geopolitische Risiken. Daran nahmen neben Dr. Herbert Schneidemann außerdem Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS Group; Wolf Brandes, Redakteur bei der Börsen-Zeitung, und Michael Engelhardt aus dem Wealth Management der Berenberg-Bank teil.

Die Inflation sei gekommen, um zu bleiben und sie werde hoch bleiben. So lautete eine zentrale Feststellung der Diskussionsrunde. Diese Realität hole gerade die Europäische Zentralbank ein, die noch bis vor Kurzem von einem Rückgang der Inflation in diesem Jahr ausgegangen war. Daher finde derzeit in der EZB ein Umdenken statt. Sie werde die Zinsen in absehbarer Zeit erhöhen, eine andere Reaktion lasse die aktuelle Inflationsrate gar nicht zu. Einen Tag zuvor war der Wert für März auf 7,3 Prozent geklettert.

Die Experten in der Runde gingen allerdings nicht davon aus, dass die Zinsen in Europa so stark steigen werden wie in den USA. Zum einen sei in Europa die Inflation noch auf bestimmte Preissegmente konzentriert, während in den USA mit fünf Prozent bereits ein starkes Lohnwachstum eingesetzt habe. Zum anderen würden die derzeit hohen Verschuldungsgrade einen Anstieg wie in früheren Jahren nicht mehr zulassen.

Ein Mitschnitt der Diskussionsrunde steht auf den Webseiten des Deutschen Instituts für Altersvorsorge zur Verfügung.

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