Ein Klüvernetz für die Viermastbark PEKING

Zum Start in die neue Saison im Deutschen Hafenmuseum (im Aufbau) – Standort Schuppen 50A ist die Viermastbark PEKING, die dort seit Herbst 2020 an der Kaikante vor Anker liegt, mit einem neuen, aber auf traditionelle Weise gefertigten Accessoire ausgestattet worden: dem sogenannten Klüvernetz. Ein Klüvernetz war an zahlreichen historischen Frachtseglern unter dem Bugspriet, dem meist zentral in spitzem Winkel in Längsschiffsrichtung über den Bug hinausragenden Rundholz, angebracht. Es diente in erster Linie dem Schutz der Seeleute davor, beim Setzen der Vorsegel ins Wasser zu fallen. Mit der Erstellung und der Montage des Klüvernetzes ist die Ausstattung der PEKING um ein wichtiges Element vervollständigt worden, das bei der Restaurierung des Schiffes in den Jahren 2017 bis 2020 nicht berücksichtigt werden konnte.

Mit der Unterstützung von insgesamt 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus den Vereinen der Freunde der Viermastbark PEKING e.V. und Hafenkultur e.V. ist das Klüvernetz für die PEKING unter der Leitung von Laura Lühnenschloß, der stellvertretenden technischen Leiterin des Schiffes, in der Winterpause des Museums auf eine besonders aufwendige Weise hergestellt worden. An sechs Wochenenden mit jeweils zehn Personen entstand das dreiecksförmige Netz mit einer Fläche von fast 60 Quadratmetern nach der traditionellen Technik des Kreuzbändselns. Bei dieser Methode, die Projektleiterin Lühnenschloß vorab bei einer Bildrecherche als typisch für historische Klüvernetze ermittelt hat, wird zunächst ein starkes Sisal-Tau kreuzweise übereinander gelegt, sodass gleichmäßige Rauten entstehen. Jeder Schnittpunkt des Netzes wird dann mit einem sogenannten Kreuzbändsel fixiert, einem Knoten aus dünnem Hüsing, dem dafür üblichen Takelgarn. Zur Erstellung des Klüvernetzes für die PEKING wurden insgesamt 440 Meter starkes Tauwerk und 4.500 Meter Hüsing verwendet.

Bei der Erstellung des Klüvernetzes für die PEKING ging es somit nicht nur um eine weitere Vervollständigung der einstmaligen technischen Ausstattung des Schiffes, sondern auch um das aktive Wiederbeleben einer wichtigen historischen Technik aus dem Bereich des Taklerhandwerks. Die Rückbesinnung auf maritimes Handwerk ist eine der Aufgaben des Deutschen Hafenmuseums, dessen erster Standort aus dem Schuppen 50A mit seinem Schaudepot und seinem Außengelände besteht, und dessen zweiter Standort als Neubau auf dem zukünftigen Stadtteil Grasbrook entstehen wird. In der Saison des Jahres 2022 werden am Standort Schuppen 50A deshalb erstmals Workshops zum Schmiede-, zum Segelmacher- und zum Takelhandwerk angeboten. Eine Übersicht zu den Terminen und Teilnahmebedingungen der einzelnen Workshops befindet sich unter: https://shmh.de/de/workshops-deham.

Die Viermastbark PEKING

Der „Hamborger Veermaster“ PEKING ist das erste sichtbare Sammlungsobjekt des Deutschen Hafenmuseums. Die historische Viermast-Stahlbark kehrte 2020 nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten auf der Peters Werft in Wewelsfleth nach Hamburg zurück. Seit September 2020 liegt das Schiff, 1911 bei Blohm & Voss für die Reederei Laeisz gebaut, an einem temporären Liegeplatz an der Kaikante des historischen Schuppens 50A vor Anker. Die PEKING gehört zu den letzten großen Frachtseglern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer Geschwindigkeit,  Sicherheit und Präzision noch gegen Dampf- und Maschinenschiffe antreten konnte. Das stellte sie als Transportschiff für den damals stark nachgefragten Salpeter aus Chile unter Beweis. Der noch erforderliche Ausbau des Liegeplatzes und die sicherheits-technische Fertigstellung der PEKING für den Besucherbetrieb werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb kann das Schiff zunächst nur von der Kaikante aus betrachtet oder im Rahmen von Baustellen-Führungen betreten werden.

Baustellen-Führungen über die PEKING

bis 30. Oktober 2022
Mittwoch und Freitag, jeweils um 10, 12, 14 und um 16 Uhr
Samstag und Sonntag, jeweils 10, 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr
Dauer ca. 60 Minuten, max. 10 Personen pro Rundgang

Anmeldung über www.shmh.de oder telefonisch über den Museumsdienst Hamburg unter 040 428 131 0

Kosten: 15 Euro pro Person, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Aufgrund von anstehenden Bauarbeiten an der Kaikante können die Termine nur in Vier-Wochen-Blöcken veröffentlicht werden.
Bei der Teilnahme an den Führungen gelten die jeweils aktuellen Corona-Regeln.

Das Deutsche Hafenmuseum und die Viermastbark PEKING

Im November 2015 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums sowie für die Rückholung und Sanierung der Viermastbark PEKING einen Betrag von insgesamt bis zu 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mit der Restaurierung der PEKING wurde die Stiftung Hamburg Maritim und mit der Umsetzung des wichtigen Museumsprojekts die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) betraut. Im November 2019 beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Bereitstellung von Ergänzungsmitteln für das Deutsche Hafenmuseum in Höhe von bis zu 65,5 Millionen Euro für den Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Insgesamt stellt der Bund damit bis zu 185,5 Millionen Euro für das Deutsche Hafenmuseum und die Restaurierung der Viermastbark PEKING zur Verfügung. Für die Übernahme der PEKING, die Herstellung des Interimsliegeplatzes im Hansahafen und für den Start des Betriebs des Schiffes hat die Stadt Hamburg der SHMH Mittel in Höhe von rund 4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, mit denen auch die bereits in der Anfangsphase aufkommenden Betriebskosten des Deutschen Hafenmuseums und der PEKING getragen werden.

Die Errichtung des Deutschen Hafenmuseums sowie die Restaurierung und Überführung der Viermastbark PEKING werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages in vollem Umfang mit insgesamt bis zu 185,5 Millionen Euro gefördert.

Die vorbereitenden Maßnahmen zur Ankunft der PEKING in Hamburg, der aktuelle Betrieb und die Herstellung des temporären Liegeplatzes werden gefördert von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg.

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