Bündnis bezahlbarer Wohnraum: Auftakt unter schwierigsten Bedingungen – Wohnungsbau- und Klimaziele in Gefahr

Heute findet in Berlin das Auftakt-Treffen des neuen Bündnisses bezahlbarer Wohnraum auf Einladung von Bundesbauministerin Klara Geywitz statt. Rund 50 Organisationen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind Teil des Bündnisses, darunter auch der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW. Angesichts der aktuell extrem widrigen Rahmenbedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau sieht die Wohnungswirtschaft unverzüglichen Handlungsbedarf. Gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat die Wohnungswirtschaft jetzt einen 10-Punkte-Plan vorgelegt mit Rahmenbedingen, die nötig sind.

Zum heutigen Auftakt des Bündnisses sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Der dringend benötigte Wohnungsbau und die klimaschonende Sanierung stehen in Deutschland kurz vor dem Erliegen. Die massiven Lieferkettenprobleme seit der Coronakrise dauern an, es herrscht Chaos bei der Förderung für bezahlbaren, klimaschonenden Wohnungsbau und der Krieg gegen die Ukraine führt zu weiteren massiven Baupreissteigerungen und Lieferengpässen. Die andauernde Mangelsituation bei Fachkräften und Material verschärft sich, die Zinsen steigen und die Energiekosten für Mieter und Vermieter gehen durch die Decke. Diese toxische Mischung von Problemen lässt die Wohnungsbau- und Sanierungspläne der sozial orientierten Wohnungsunternehmen regelrecht implodieren. Die Situation ist dramatisch, wie erste Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage in der Wohnungswirtschaft zeigen: Fast alle Neubau- oder Modernisierungsprojekte müssen entweder zurückgestellt oder ganz aufgegeben werden, wenn sich die Preisdynamik der vergangenen Monate weiter fortsetzt. Preissteigerungen schlagen bei mehr als zwei Drittel aller Modernisierungs- und rund der Hälfte aller Neubauprojekte zu Buche. Auf drei Viertel der Baustellen kommt es bei den Wohnungsunternehmen bereits jetzt zu Verzögerungen. Die politische Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen jährlich, darunter die dringend benötigten 100.000 neuen Sozialwohnungen, ist angesichts der aktuellen Lage absolut illusorisch. Wir brauchen jetzt schnelles und pragmatisches Bündnis-Handeln: Baulandkapazitäten müssen aktiviert, regulatorische Baukostentreiber vermieden und die Potenziale des seriellen und modularen Bauens stärker genutzt werden. Nachhaltiger und bezahlbarer Wohnungsbau braucht zudem umgehend eine verlässliche, planbare und transparente Förderung. Ansonsten sind die Wohnungsbau- und Klimaziele in Deutschland nicht zu erreichen.“

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie:

„Zu wenige Wohnungen, zu teure Mieten: Die dramatische Situation auf dem Wohnungsmarkt ist seit langem bekannt. Es ist gut, dass das Bündnis jetzt seine Arbeit aufnimmt. Die Zeit drängt. Das Ministerium muss allerdings einen klaren Fokus auf das Thema Neubau legen, dies sollte das Kernanliegen des Bündnisses sein. Denn: Weder über eine reine Mietenpolitik noch über die Sanierung des Bestandes allein können wir die Wohnungsnot in den Ballungsräumen lösen. Zwar sind beide Themen wichtig, Bauen im Bestand schafft aber in der Regel nicht genug neuen Wohnraum. Wer also Entlastung auf dem Mietwohnungsmarkt schaffen möchte, muss neue Wohnungen bauen. Neben einer belastbaren Förderkulisse sowie der Entschlackung von Vorschriften brauchen wir hierfür einen Planungs- und Genehmigungsbooster. Das alles im Kontext des Ukraine-Kriegs, dessen Folgen mit voller Wucht auch die Baustellen hierzulande treffen: Zwar hat die Bundesregierung das Risiko steigender Preise erkannt und einen Bundeserlass zum Einsatz von Stoffpreisgleitklauseln veröffentlicht – ein weiteres Problem ist aber der Mangel diverser Baustoffe. Preisanstiege und Lieferengpässe schrecken wiederum öffentliche und private Investoren immer mehr ab. Wir gehen deshalb davon aus, dass es zu einem Rückgang beim Wohnungsneubau und in letzter Konsequenz auch bei der Baukonjunktur insgesamt kommen kann. Das muss das Bündnis wissen, denn die ambitionierten Wohnungsbauziele der Bundesregierung stehen damit zumindest in Frage.“

Den 10-Punkte-Plan finden Sie hier.

Ein ausführliches GdW-Statement finden Sie hier.

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Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.

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