Aktuelle Lage in Sri Lanka
Viele der 22 Millionen Einwohner*innen in dem südasiatischen Inselstaat leiden derzeit unter den schwerwiegenden Engpässen und drastischen Preiserhöhungen bei lebenswichtigen Gütern wie Treibstoff, Kochgas, Lebensmitteln und Medikamenten infolge des bislang größten wirtschaftlichen Abschwungs seit der Unabhängigkeit im Jahr 1948. Nach Auskunft von Franziska Koch vom Netzwerk „Sri Lanka Advocacy“ stehe Sri Lanka aufgrund von Misswirtschaft und einer tiefen Schuldenkrise, die durch die Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine noch verschärft werde, kurz vor dem Zahlungsausfall. Die Regierung in Colombo habe die beiden wichtigsten Handelspartner, Indien und China, um Hilfe gebeten und den Internationalen Währungsfonds um finanzielle Unterstützung ersucht.
Aus Protest gegen die Preissteigerungen gingen in Sri Lanka trotz Ausgangssperre Tausende Menschen auf die Straße. Nach gewaltsamen Demonstrationen vor seinem Haus rief Präsident Rajapaksa am 2. April 2022 den nationalen Notstand aus. Als weitere Folge der Proteste gegen die Regierung wurde der Zugang zu den internationalen Social-Media-Plattformen gesperrt. Das Kabinett zog Konsequenzen aus der Krise und trat, bis auf Premierminister Mahinda Rajapaksa und Präsident Gotabaya Rajapaksa, am 3. April 2022 geschlossen zurück.
Mit der Ausrufung des nationalen Notstandes besitzt der Präsident weitreichende Sicherheitsbefugnisse, mit denen er die zivilgesellschaftlichen Freiheiten wie Presse- und Versammlungsfreiheit einschränken kann. Auch das Militär wird mit dem Ausnahmezustand ermächtigt, Menschen willkürlich festzunehmen und zu inhaftieren.
Forderungen der Methodistischen Kirche in Sri Lanka
In seiner Stellungnahme ruft der Leiter der Methodistische Kirche in Sri Lanka alle Verantwortlichen und Parlamentarier zur Zusammenarbeit auf, um das Land aus der Krise zu führen und die Menschen von ihrem Leid zu befreien.
Darüber hinaus wird die Regierung aufgefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Bevölkerung unverzüglich mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen und eine gerechte und transparente Verteilung sicherzustellen. Ferner müsse der nationale Notstand unverzüglich wieder zurückgenommen werden. Außerdem solle die Regierung einen Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten mit der Verwaltung der nationalen Finanzen betrauen, um Politikern keinen Raum mehr für weitere Manipulationen zu lassen.
In dem Schreiben des Theologen sind auch alle diejenigen, die von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen, aufgerufen, mit Augenmaß zu handeln und sich nicht für anderweitige politische Vorhaben instrumentalisieren zu lassen. Wichtig sei außerdem, sich auf Demonstrationen friedlich zu verhalten und sich gemeinsam für das Wohlergehen und die Integrität Sri Lankas einzusetzen.
„Wir versprechen als Kirche, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun werden, um das Leid der Menschen zu lindern, unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Hautfarbe oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Wir rufen alle Mitglieder unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften dazu auf, die vorhandenen Ressourcen aufopferungsvoll mit denjenigen zu teilen, die unterprivilegiert sind, den Betroffenen eine Stimme zu geben, einen einfachen Lebensstil anzunehmen und uns im Gebet für eine baldige Lösung dieser Krise einzusetzen“, so der Kirchenpräsident der Methodisten-Kirche in Sri Lanka, Pfarrer W.P. Ebenezer Joseph.
Unterstützung durch die VEM
Von Seiten der VEM meint Dr. Jochen Motte, Leiter der Abteilung für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: „Wir sind tief besorgt über die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Sri Lanka, wo viele Menschen unmittelbar von Armut betroffen sind. Wir befürchten, dass diese Krise sich durch den Ukrainekrieg und die Verteuerung von Rohstoffen wie Erdöl und Nahrungsmitteln noch weiter verschärfen könnte.“
Die VEM-Gemeinschaft fördert regelmäßig diakonische und entwicklungsbezogene Projekte der Methodistischen Kirche in Sri Lanka. So erhielten beispielsweise die Opfer der zweiten Corona-Welle in Vorschulen, Altenheimen und Waisenhäusern direkte Unterstützung. Schüler*innen aus finanzschwächeren Familien wurde der Schulabschluss ermöglicht. Die Pflege von bedürftigen Corona-Patient*innen, darunter vor allem Kinder, sowie Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen wurden durch Soforthilfen unterstützt. Dank dieser Mittel konnte die Mitgliedskirche der VEM in Sri Lanka den von Covid-19 unmittelbar betroffenen Menschen unverzüglich helfen.
Die Stellungnahme der Methodistischen Kirche in Sri Lanka ist hier im englischen Original nachzulesen.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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