36 Jahre Tschernobyl: Ein Jahrestag in Zeiten eines Krieges – Atomkraft? Nein Danke

Ausgerechnet in Tschernobyl, wo vor 36 Jahren das bislang schwerste Unglück des Atomzeitalters geschah, ist angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die nukleare Bedrohung wieder real. Atomkraftwerke sind schon im normalen Betrieb eine Hochrisikotechnologie und erst recht sind sie nicht auf Kriege ausgelegt. Verirrte Geschosse oder längere Stromausfälle und ein Versagen der Kühlsysteme könnten eine atomare Katastrophe für ganz Europa bedeuten.

„Ich wünsche mir Frieden und Sicherheit für die Menschen in der Ukraine“, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit Blick auf den Tschernobyl Jahrestag am 26. April. „Tschernobyl zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist. Der Krieg gegen die Ukraine führt uns deutlich vor Augen, dass wir uns Atomkraft mit all ihren Gefahren und Folgen nicht leisten können.“ 

Rufe nach einer Rückkehr zur Atomkraft sind angesichts der nuklearen Bedrohungen durch Atomkraftwerke (AKW) im Kriegsgebiet und Putins Atombomben-Drohungen ein politischer Irrsinn. „Eine Verlängerung der Laufzeiten in Deutschland ist falsch“, so der BUND-Vorsitzende. „Atomkraftwerke können nicht bedarfsgerecht gesteuert werden und verdrängen erneuerbare Energiequellen aus dem Stromnetz.“ Aus Sicht des BUND versucht der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mit der Scheindebatte um Laufzeitverlängerungen von den energiepolitischen Versäumnissen der letzten Jahrzehnte abzulenken. Bandt: „Laufzeitverlängerungen bremsen die Energiewende aus und verlängern die Abhängigkeit von Energieimporten. Statt längere Atomlaufzeiten zu fordern, sollte Markus Söder endlich seinen Widerstand gegen den Ausbau der Windenergie aufgeben und die absurden Abstandsregeln in Bayern kippen.“ 

Der russische Angriffskrieg hat zudem eine Debatte um die energiepolitische Abhängigkeit Deutschlands von Russland entfacht. Hierbei darf es aber nicht nur um Gas, Öl und Kohle gehen, sondern auch um die Uranlieferungen aus Russland. Etwa 40 Prozent der europäischen Uranimporte stammen aus Russland und Kasachstan, wie der aktuelle BUND-Uranatlas aufzeigt. Das betrifft auch die noch laufenden deutschen AKW. „Das Atomkraftwerk Isar 2 in Bayern wird hauptsächlich mit Brennstoff aus Russland und seinem Verbündeten Kasachstan betrieben“, so Bandt. „Es kann also überhaupt keine Rede davon sein, dass ein Weiterbetrieb der AKW eine Unabhängigkeit von Russland bei den Energieimporten darstellt. Ein Ministerpräsident sollte diese Fakten eigentlich kennen.“

Der BUND fordert die Ampelregierung auf, bei ihrem Nein zu Laufzeitverlängerungen zu bleiben und den Atomausstieg zu vollenden. „Die Ampelregierung tut gut daran, am Atomausstieg nicht zu rütteln“, erklärt der BUND-Vorsitzende abschließend und fordert bestehende Lücke im Atomausstieg zu schließen. „Die Uranfabriken in Lingen und Gronau müssen geschlossen werden. Denn mit dem Weiterbetrieb der Urananreicherungsanlage und der Brennelementefabrik bleibt Deutschland ein wichtiges Drehkreuz für die internationale Atomindustrie und unterstützt das dreckige Geschäft mit dem Uran. Dem Bundesumweltministerium liegen zwei Rechtsgutachten vor, die Deutschland den Weg aus der Uranwirtschaft weisen – die Umweltministerin sollte sie endlich aus der Schublade holen.“

Weitere Informationen:
Uranatlas 2022: Der aktualisierte Uranatlas 2022 erklärt auf mehr als 50 Seiten mit eindrucksvollen Grafiken den Weg des Urans. Neue Kapitel zu Frankreich, Tschechien, Kanada und den USA beleuchten die Gefahren des Uranbergbaus. Den Uranatlas finden Sie unter: www.bund.net/uranatlas

Faktenblatt „Russische Uran-Importe“ finden Sie unter: www.bund.net/factsheet-uranatlas

Ein aktuelles Papier des BUND-Bundesarbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz zum Thema Atomenergie und Atomwaffen mit dem Titel „Für das Ende der nuklearen Bedrohung“ finden Sie hier: www.bund.net/gegen-atomenergie

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