Der vorläufige Finanzbericht des Tierheims Wesendahl für 2021 kommt angeblich auf Gesamtausgaben in Höhe von 155.000 Euro (im Jahr 2021). Etwa 100.000 Euro davon wurden für die Bezahlung der Mitarbeiter-Gehälter verwendet. Übrig blieben 55.000 Euro, von denen nach Aussage der Tierheimbetreiber den höchsten Anteil die Energiekosten darstellten. Erst danach folgten tierärztliche Behandlungskosten und Versorgungsunterhalt für insgesamt mehr als 400 Tierheimtiere. Mareen Esmeier, Leiterin des Tierheims Berlin und stellvertretende Geschäftsführerin des betreibenden TVB, kommentiert: „Für einen Bestand von mehr als 400 Tieren sowie unter Beachtung ständiger neuer Ein- und Ausgänge sind die angegebenen Ausgaben nicht einmal ansatzweise ausreichend für die notwendige medizinische und pflegerische Grundversorgung der im Tierheim Wesendahl untergebrachten Tiere.“ Tierheime ähnlicher Größe würden bei vergleichbaren Tierzahlen auf mindestens 10.000 bis 15.000 Euro allein an monatlichen Tierarztkosten kommen, so Esmeier weiter.
Auf kritische Nachfrage eines Ausschussmitglieds wurde zudem ersichtlich, dass die angegebenen Personalkosten in Höhe von jährlich 100.000 Euro nicht zu den Angaben des Tierheims im Landwirtschaftsausschuss Märkisch-Oderland von vergangenem Mittwoch passen, wonach insgesamt acht Mitarbeiter*innen beschäftigt werden. Selbst bei niedrigem Lohn müssten realistisch sehr viel höhere Kosten anfallen. Die Tierheimbetreiber räumten ein, dass es sich bei den angegebenen acht Mitarbeiter*innen nicht ausschließlich um Vollzeitstellen handelt, sondern zwei Ausbildungsstellen abzuziehen seien, außerdem seien viele Mitarbeiter*innen nur in Teilzeit beschäftigt. Insgesamt käme man so inklusive der beiden Ausbildungsplätze nur auf maximal fünf Vollzeitstellen.
„Die personelle Ausstattung macht bei der Diversität und Vielzahl an Tieren, die im Tierheim Wesendahl gehalten werden, einen geordneten und tierschutzgerechten Betrieb unmöglich. Grundversorgung, Beschäftigung und Vermittlung können in dieser Form gar nicht gewährleistet werden“, kritisiert Mareen Esmeier. Ungeklärt blieb im Finanzausschuss die Offenlegung der Einkünfte aus öffentlichen Geldern. Die Tierheimbetreiber gaben lediglich an, 20.000 Euro Pauschalmittel vom Landkreis sowie eine gesonderte Vergütung für die Aufnahme sichergestellter Tieren zu erhalten. Zusätzlich gebe es Verträge mit 20 Gemeinden im Landkreis für die Aufnahme von Fundtieren. Die Gesamtsumme dieser Zuwendungen konnte jedoch nicht beziffert werden. Mareen Esmeier: „Die Auswertung der betrieblichen Ausgaben beweist, dass die pflegerische und tiermedizinische Versorgung der Tiere im Tierheim Wesendahl nicht gesichert ist und die Tiere dadurch akut gefährdet sind. In der Konsequenz bekräftigen wir unsere bereits mehrfach geäußerte Aufforderung an den Landkreis, dem Tierheim die Betriebserlaubnis zu entziehen."
Der Tierschutzverein für Berlin, finanziert fast ausschließlich durch Spenden, Nachlässe und Mitgliedsbeiträge, betreibt im Berliner Stadtteil Falkenberg das größte und modernste Tierheim Europas. Auf einer Fläche von mehr als 16 Hektar versorgt der 1841 gegründete Verein jeden Tag etwa 1.300 Tiere.
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