Die Abwärmenutzung ist darum ein extrem wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität eines Rechenzentrums, wie auch die kürzlich veröffentlichte Bitkom Studie „Rechenzentren in Deutschland“ [9] bestätigt. Eine der größten Herausforderungen dabei: Die verschiedenen Akteure entlang der Wärmelieferkette zusammenzubringen. Die Rechenzentren als Anbieter von Abwärme, die Nutzerinnen und -nutzer dieser Wärme, wie Eigentümerinnen und Eigentümern von Gebäuden, Industrieanlagen oder Gewächshäusern und Energiedienstleister, die für den Transport, die Abrechnung und sichere Versorgung mit Wärme Rechnung tragen. Die aufgeheizte Luft von luftgekühlten Rechenzentren lässt sich beispielsweise ganzjährig zur Algen-, Fisch- oder Insektenzucht verwenden, genauso wie für Trocknungsprozesse von Holz, Heu, Trockenfrüchten oder Wäsche. Gute Nachbarschaft ist dabei wichtig: Um Investitionskosten zu minimieren, sollte die Transportdistanz zwischen Rechenzentrum und Wärmeabnehmer möglichst kurz sein [10]. Werden Rechenzentren direkt mit Wasser gekühlt, könnte ca. 60 Grad warmes Wasser ohne zusätzliche energetische Aufwertung mit einer Wärmepumpe auch über größere Distanzen zum Beispiel an Schwimmbäder geliefert werden. Doch bisher trauen sich nur weniger Rechenzentrenbetreiber Wasser an ihre Server zu lassen und auch die Hardwarehersteller sind noch zurückhaltend bei der Entwicklung geeigneter Server.
Das Problem, wie potenzielle Abnehmer und Abnehmerinnen mit den Rechenzentren zusammenfinden, will das Innovationsprojekt und die daraus entstehende Bytes2Heat-Plattform lösen. Und viele machen mit: Im Projekt tauschen sich seit einem Jahr Expertinnen und Experten aus 84 Organisationen und relevanten Akteure in einem Co-Development-Prozess aus, und haben in Workshops bereits kreative Ideen entwickelt. Wie Abwärmenutzung aus Rechenzentren innovativ genutzt werden könnte.
Beispiele sind ein Wirtschaftlichkeitsrechner, ein regionales Wärmenetzwerk oder auch ein „Symbiose Campus“. Diese und viele mehr sollen in Leuchtturmprojekten in den nächsten Monaten weiterentwickelt und idealerwiese auch umgesetzt werden. Einige gute Beispiele für die Nutzung der Abwärme aus Rechenzentren aus aller Welt wurden bereits zusammengetragen, um gemeinsam daraus zu lernen und diese nachzuahmen.
Bytes2Heat steht mit seinen Expertinnen und Experten aus Forschung, Wirtschaft sowie dem eigenen Netzwerk zur Verfügung und unterstützt diesen Trilog zwischen Rechenzentren, Technologieanbieter und Abwärmeabnehmer.
Als Projektpartner arbeiten die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF), die Institute IER und IVR der Universität Stuttgart sowie die Innovative WärmeNetze GmbH (IWN) im Rahmen von Bytes2Heat eng zusammen. Mira Weber von der DENEFF steht Ihnen unter mira.weber@deneff.org oder telefonisch unter +49 (0) 176 30 75 60 46 als Kontaktperson zur Verfügung. Gerne vermitteln wir auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und unterstützen beim Finden von Interviewpartnern und Drehorten aus der Praxis.
Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Des Weiteren unterstützen die folgenden Unternehmen Bytes2Heat: BFE Institut für Energie und Umwelt, Danfoss, DC-Datacenter-Group, ENGIE Deutschland und E.ON Energy Solutions.
[1] „Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“. Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP), 2021. Zum PDF
[2] Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, „Energieverbrauch von Rechenzentren“. Sachstand, Berlin WD 8 – 3000 – 041/19, 2019. Zum PDF
[3] Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, „Energieverbrauch von Rechenzentren“. Sachstand, Berlin WD 8 – 3000 – 070/21, 2021. Zum PDF
[4] BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., Entwicklung des Stromverbrauchs nach Verbrauchern: Letztverbrauch Strom nach Verbrauchergruppen in Deutschland. Zum PDF
[5] R. Hintemann & Jens Clausen, „Rechenzentren in Deutschland: Eine Studie zur Darstellung der wirtschaftlichen Bedeutung und der Wettbewerbssituation“, Berlin, 2020. Zum PDF
[6] R. Hintemann, „Energiebedarf der Rechenzentren steigt trotz Corona weiter an. Cloud Computing profitiert von der Krise“, Berlin, 2020. Zum PDF
[7] Hessischer Rundfunk hr-iNFO (2021). „Boom der Rechenzentren in Rhein-Main – Fluch oder Segen?“. Zum Audiobeitrag
[8] American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers, „2011 Thermal Guidelines for Data Processing Environments – Expanded Data Center Classes and Usage Guidance: Whitepaper prepared by ASHRAE Technical Committee (TC) 9.9 Mission Critical Facilities, Technology Spaces, and Electronic Equipment“, ASHRAE TC 9.9, 2011.
[9] Rechenzentren in Deutschland Aktuelle Marktentwicklungen, Stand 2022. Zum PDF
[10] A. Asthana, R. Sethuramalingam, P. Weston, „Review of Waste Heat Utilisation from Data Centres“, Sheffield, 2019.
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