Die Preisgestaltung von Lebensmitteln spiegelt nicht alle Faktoren wider, die bei ihrer Produktion eine Rolle spielen: Faktoren wie Treibhausgasemissionen, Grundwasserverbrauch oder der Verlust der biologischen Vielfalt führen zu Kosten, die meist nicht in die Bepreisung von Lebensmitteln einfließen. Viele dieser Umwelt- und Sozialkosten werden von der Gesellschaft oder von künftigen Generationen getragen. Wie werden diese Kosten transparent und können berechnet werden? Das stellte Olivia Riemer, Projektleiterin bei TMG ThinkTankforSustainability dar, die mit der „True Cost Initiative“ an Lösungsansätzen gearbeitet hat. Die Ergebnisse sind nun in einem Handbuch verfügbar, das unter https://tca2f.org/de/handbook/ kostenfrei zum Download bereit steht.
Kostenvermeidung günstiger als Kostenbeseitigung
Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Kostenvermeidung langfristig günstiger ist als Kostenbeseitigung. Aktuelle Marktpreise stimmten nicht mit wahren Preisen überein. Dieser Unterschied müsse ausgeglichen werden, gerade vor dem Hintergrund der Anpassung an den Klimawandel oder Pandemien.
„Die großen Risiken eines nicht nachhaltigen Wirtschaftens werden immer deutlicher. Daher begrüße ich den Ansatz der True Cost Initiative sehr. Dieser soll helfen, Nachhaltigkeit messbar zu machen“, betonte Dialogleiter und Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Dr. Hanns-Christoph Eiden. Die Initiatoren hoben hervor, dass höhere Preise nicht dazu dienten, Erzeuger wohlhabender zu machen, sondern Ressourcen zu erhalten. Das „True Cost Accounting“ sei hier allerdings die Kür, davor liege noch sehr viel Pflicht. Wichtig sei es, Verbraucher und Handel aufzuklären und Akzeptanz zu schaffen. Dazu beitragen kann Transparenz bei der Erhebung und Verwendung der Daten.
Umwelt- und Sozialleistungen stärker beachten
Jetzige Wirtschaftsrechnungen sind nach Meinung der „True Cost Initiative“ nicht in der Lage, Kosten für die Schadensbeseitigung auszugleichen. Es könne zu Ernte- und Lieferkettenausfällen kommen, wenn die wahren Kosten nicht bedacht würden. Vielmehr sei es wichtig, Umwelt- und Sozialleistungen von Unternehmen zu beachten und in die Preise von Lebensmitteln einfließen zu lassen. Am Beispiel der CO2-Bepreisung ließe sich dies schon erkennen. Hier würden externe Kosten immer mehr zu realen Kosten.
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht in Kürze auf der Dialogplattform www.ble-live.de zur Verfügung.
Hintergrund
Die Veranstaltung ist Teil eines längerfristigen Dialogprozesses im Kontext des UN-Weltgipfels zu Ernährungssystemen, den die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter dem Titel „Gemeinsam nachhaltig ernähren“ mit mehreren Veranstaltungen und der interaktiven Dialogplattform www.ble-live.de durchführt.
Akteure aus Land- und Ernährungswirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft haben auf der Plattform die Möglichkeit, sich direkt zu vernetzen und Lösungen für nachhaltige Ernährungssysteme in Deutschland auch vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen gemeinsam zu entwickeln. Die Ergebnisse fließen in die politische Arbeit der Bundesregierung in die Agenda 2030 und die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele sowie des UN-Weltgipfels zu Ernährungssystemen (UN FSS) ein.
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