Professor Dr. Klaus Heeg, der 18 Jahre die Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Zentrums für Infektiologie am Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) leitete, tritt zum 1. April 2022 seinen Ruhestand an. „Mit Professor Heeg verabschieden wir einen Infektions-Spezialisten, der sowohl klinisch als auch wissenschaftlich höchst aktiv und präsent war. Bedanken möchte ich mich insbesondere für seinen unermüdlichen Einsatz als Leiter der Corona-Taskforce, die in den vergangen zwei Jahren das Krisenmanagement des Klinikums, der Region Rhein-Neckar und Heidelbergs maßgeblich mitbestimmte", sagt Professor Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD. Heegs Nachfolge übernimmt ab dem 1. April 2022 Prof. Dr. Alexander Dalpke, seit 2019 Ärztlicher Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Virologie am Universitätsklinikum Dresden.
Die Infektions-Taskforce des UKHD kann als Krisenstab bei Infektionsereignissen einberufen werden, um diesen koordiniert und effektiv zu begegnen. Mit Beginn der Corona-Pandemie war dieser Krisenstab sofort einsatzbereit. „Wir trafen uns bereits im Februar 2020 zu ersten Besprechungen, noch bevor die ersten Patienten im Universitätsklinikum Heidelberg behandelt wurden, und haben alle an einen Tisch geholt", so Heeg, der die Sitzungen moderierte. Die Corona-Taskforce koordinierte in den letzten beiden Jahren sämtliche Corona-Maßnahmen des UKHD und passte diese an die jeweilige Pandemielage an.
Nachfrage nach Infektionsdiagnostik verzehnfacht – nur dank Laborstraße zu bewältigen
Mut zur Innovation bewies Prof. Heeg bei der Einrichtung einer neuen vollautomatisierten Laborstraße in Kooperation mit einem Medizintechnikunternehmen – eine Premiere an einer deutschen Universitätsklinik, wie die Kaufmännische Direktorin Katrin Erk betont: „Professor Heeg hat über viele erfolgreiche Jahre eindrücklich gezeigt, wie man mikrobiologische Diagnostik effizient, schnell und wirtschaftlich anbieten kann. Die steigende Zahl an Laboranforderungen wäre anderenfalls nur mit erheblich mehr Ressourcen zu leisten gewesen. Die Entscheidung hat sich als goldrichtig erwiesen." Die Abteilung mit derzeit rund 100 Mitarbeitenden leiste Beachtliches, so Erk. Die Nachfrage nach Infektionsdiagnostik hat sich in den vergangenen 18 Jahren ungefähr verzehnfacht, jährlich werden rund 240.000 Proben bakteriologisch untersucht. Dieses Arbeitsaufkommen ist in der gebotenen Schnelligkeit nur mit Hilfe der Laborstraße zu bewältigen. Gleichzeitig wurden die infektiologischen Beratungen, Konsildienste und infektiologische Visiten weiter ausgebaut.
Durch die Automatisierung lassen sich die Kernfragen der mikrobiologischen Diagnostik deutlich schneller und mit gleichbleibend hoher Qualität auch zu Stoßzeiten beantworten: Ist ein neu aufgenommener Patient Träger von potentiell gefährlichen Bakterien? Welche Keime sind für die Sepsis eines Patienten verantwortlich? Sind diese resistent gegen Antibiotika? Mit welchen Erregern ist eine Wunde infiziert? „Dank der Laborstraße können wir heute sehr viel schneller ein Ergebnis liefern. Das ist vor allem für Patienten mit unklaren Infektionen ein wertvoller Zeitgewinn", so Heeg. Darüber hinaus werden am UKHD sämtliche neu aufgenommene Patienten, die ein erhöhtes Risiko tragen, mit resistenten Keimen besiedelt zu sein, routinemäßig getestet. Insgesamt fallen täglich bis zu 1000 Proben an.
Der unverzichtbare Beitrag der Medizinischen Mikrobiologie an der Patientenversorgung im Krankenhaus rückte erst mit der Corona-Pandemie in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit: „Erst seit Covid ist die Bedeutung einer schnellen Infektionsdiagnostik und angepasster Schutzmaßnahmen ein Thema in der Allgemeinbevölkerung, vorher wurde das nicht so wahrgenommen", so Heeg.
Seit 1985 in verschiedenen Sonderforschungsbereichen wissenschaftlich aktiv
Heegs wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Infektionsimmunologie rund um die Interaktion zwischen bakteriellen Krankheitserregern und Immunsystem des infizierten Menschen: Wie manipulieren Keime die körpereigene Abwehr? Mit welchen Substanzen kann man die Immunabwehr verbessern? Woran lässt sich eine Blutvergiftung in Folge einer Infektion (Sepsis) erkennen sowie die folgende überschießende Immunantwort verhindern? „Auf diesem Gebiet forschte Professor Heeg sehr erfolgreich", so Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät. Er leitete seit 1985 Teilprojekte mehrerer Sonderforschungsbereiche und war zuletzt von 2011 bis 2015 stellvertretender Sprecher des SFB 938 „Milieuspezifische Kontrolle immunologischer Reaktivität" unter Heidelberger Federführung. Zudem entdeckte er mit seinem Team einen Biomarker, der zuverlässig eine Sepsis anzeigt, erfolgreich patentiert wurde und demnächst in der klinischen Routine zum Einsatz kommen wird. „Seine Arbeiten an menschlichen Immunzellen sind ein Paradebeispiel für translationale Forschung, die schnell ihren Weg in die Patientenversorgung findet", so Kräusslich. „Zudem setze er sich engagiert dafür ein, Heidelberg als einen Standort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung zu etablieren. Dafür gebührt ihm großer Dank."
Ab 2010 brachte Prof. Heeg als Mitglied in der Koordinierungsgruppe Heidelberg als Standort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) mit auf den Weg, war stellvertretender Vorsitzender des DZIF-Lenkungsausschusses Heidelberg und von 2016 bis 2021 Sprecher des Standortes Heidelberg.
Zur Person
Klaus Heeg, 1956 im hessischen Hanau geboren, studierte Humanmedizin an der Universität Mainz, wo er am Institut für Medizinische Mikrobiologie promovierte und anschließend weiterhin wissenschaftlich tätig war. 1983 folgte er seinem Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Wagner an das Universitätsklinikum Ulm. Dort leitete er ab 1985 die bakteriologische Diagnostik am Institut für Medizinische Mikrobiologie und habilitierte sich 1988 mit Arbeiten zur Funktionsvielfalt von Immunzellen. 1990 trat er eine Professur mit Forschungsschwerpunkt "Zellvermittelte Immunreaktionen" und eine Tätigkeit als leitender Oberarzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene an der Technischen Universität München an. In dieser Zeit leitete mehrere Teilprojekte in von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbünden insbesondere zu Fragestellungen rund um die Sepsis.
1998 folgte er dem Ruf an die Universität Marburg als Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene und engagierte sich seitdem verstärkt in verschiedenen Ämtern und Leitungspositionen der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), deren XXXIII. Herbsttagung 2002 er als Tagungspräsident koordinierte, sowie der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). Er ist Mitglied in mehreren nationalen und internationalen Fachgesellschaften und als Gutachter für diverse Universitäten, Wissenschaftseinrichtungen und Stiftungen unter anderem für die DFG, BMBF, Krebshilfe, NIH oder den Wissenschaftsrat tätig.
Mit dem Eintritt in den Ruhestand beendet der 66-jährige Heeg nicht nur seine klinische, sondern auch seine wissenschaftliche Tätigkeit am UKHD, denn für die „Zeit danach" gibt es schon ausreichend Pläne für Wandertouren im Hochgebirge: „Ich muss die Zeit nutzen, solange die Kräfte es noch zulassen", sagt er. Trotzdem schmerzt der Abschied: „Die Tätigkeit eines Lehrstuhlinhabers ist ein grandioser Job und ich habe ihn geliebt. Ich würde es jederzeit wieder tun."
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 84.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 Patienten ambulant behandelt.
Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum-heidelberg.de
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