„Die genaue Anzahl an Geflüchteten aus der Ukraine sowie die Zahl derer, die psychologische Betreuung brauchen, ist derzeit noch ungewiss. Aus internationalen und deutschen Studien zur Krankheitshäufigkeit unter Geflüchteten geht aber hervor, dass der Bedarf an psychologischer Versorgung nach einer erlebten Flucht selten unter 30 Prozent liegt. Aus der Erfahrung mit bereits in Europa lebenden Geflüchteten wissen wir, dass der Bedarf nach Gesundheitsleistungen vor allem im ersten Jahr nach der Ankunft sehr hoch ist. Eine schnelle Reaktion und Behandlung sind daher jetzt nötig“, sagt ZEW-Ökonomin Sabrina Schubert.
Mit Blick auf die Verständigung ergibt sich eine nicht zu unterschätzende Sprachbarriere: Während bei der Behandlung von körperlichen Erkrankungen die Verständigung zum Beispiel über Dolmetscher/innen möglich ist, stellt die vertrauensvolle Verständigung bei Psychotherapeuten/-innen eine Herausforderung dar. Von den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen, in denen die meisten Praxen organisiert sind, bieten 16 – alle außer Thüringen – eine Suche nach vorhandenen Sprachkenntnissen an. Da diese Informationen jedoch nur mühsam erreichbar sind, haben die ZEW-Ökonomen/-innen eine leicht zugängliche und vereinfachte Übersicht aller Psychotherapeuten/-innen mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen in Kartenform aufbereitet.
Neben dem direkten Nutzen für die vertriebenen Menschen gibt die Darstellung eine Übersicht der regionalen Verteilung der angegebenen Sprachkenntnisse. In den Verzeichnissen der Kassenärztlichen Vereinigungen sind insgesamt 659 psychotherapeutische Praxen mit entsprechenden Sprachkenntnissen gelistet. Am häufigsten ist dies in Mecklenburg-Vorpommern der Fall, mit 48 Praxen pro einer Million Einwohner/innen, am seltensten in Bayern mit nur einer Praxis pro einer Million Einwohner/innen. „Neben vielen anderen Gründen spricht auch die Versorgung mit Psychotherapeuten/-innen dafür, die aus der Ukraine Geflüchteten in ganz Deutschland zu verteilen. Eine bessere Verteilung wird zwar nicht den ohnehin bestehenden Mangel an Therapieplätzen umgehen können, aber die Chance auf eine bestmögliche Behandlung ließe sich so erhöhen“, so ZEW-Ökonom Dr. Simon Reif.
Zur Übersicht der Praxen mit entsprechenden Sprachkenntnissen
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