Focke-Museum zeigt die Ausstellung „Bremen spricht“

Mehr als 7500 Sprachen werden auf der Welt gesprochen, manche von nur einigen hundert Menschen, andere von vielen Millionen. Und in Bremen? Ganz genau lässt sich die Frage nicht beantworten, aber mehr als 80 sind es schon. „Bremen spricht“ heißt die neue Ausstellung im Stadtlabor des Focke-Museums, die in Kooperation mit dem Zentrum für Migranten und interkulturelle Studien (ZIS) entstanden ist.

Auf mehreren soziolinguistischen Karten, die erstmals in dieser Form in Deutschland erarbeitet wurden, wird die vielfältige Sprachlandschaft der Stadt sichtbar gemacht. In welchen Stadtvierteln leben die meisten mehrsprachig aufwachsenden Kinder? Wo ist die Sprachvielfalt am größten? Darüber geben die Karten, die mit Daten der Senatorin für Bildung erstellt wurden, Auskunft. Neben den nicht-deutschen Sprachen sind auch das Niederdeutsche und die deutsche Gebärdensprache verzeichnet.

Die Ausstellung behandelt aber nicht nur die vielen Sprachen unserer Stadt; sie ist selbst ein vielstimmiges Gespräch zwischen den verschiedensten, an ihrer Entstehung beteiligten Akteuren und Akteurinnen: Sprechende  und Förderer und Förderinnen der vielen Bremer Sprachen, Politiker und Politikerinnen  und Verwaltungsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen  sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen,  die aus unterschiedlichen Perspektiven dazu beitragen, den sprachlichen Reichtum unserer Stadt in eine Ressource für alle zu verwandeln.

Um die Komplexität eines so abstrakten Themas anschaulich zu machen, wurden mehr als 30 Interviews geführt. In Audioaufnahmen und Kurzfilmen kommen diese Menschen zu Wort und sprechen über die Bedeutung von Sprache in ihrem Leben.

Valentina Rojas Loa und Dr. Maria Mazzoli, die die Ausstellung mit Dr. Bora Bora Akşen vom Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte kuratiert haben, wollen das Interesse und die Faszination an Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit wecken und multikulturelle Kompetenzen fördern. Ihnen geht es darum, den enormen sprachlichen bzw. kulturellen Schatz unseres Bundeslandes in ein Instrument für Integration und sozialen Zusammenhalt zu verwandeln.

Die Sonderschau im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte unterstreicht nicht nur den Wert von Mehrsprachigkeit für den Einzelnen, sondern macht auch deutlich, welchen Gewinn sie für eine migrantisch geprägte Stadtgesellschaft hat. Denn wer mehrere Sprachen spricht, ist auch mit den Kulturen ihrer Sprachgemeinschaften vertraut, kann sich in sie hineinversetzen und zwischen ihnen vermitteln.  

Jüngste Untersuchungen sagen voraus, dass etwa 1500 Sprachen bis zum Ende dieses Jahrhunderts verschwinden werden. Plattdeutsch könnte eine davon sein. Geht eine Sprache verloren, verschwindet auch ein Teil einer Kultur.

 „Bremen spricht – Eine Ausstellung zur Mehrsprachigkeit Bremens“ ist vom 5. März bis zum 29. Mai 2022 im Stadtlabor des Focke-Museums – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.

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