„Politik und Rechenzentrumsbranche sind gefordert“

Mit den aktuellen Marktentwicklungen der Rechenzentrumslandschaft in Deutschland hat sich die Studie „Rechenzentren in Deutschland“ beschäftigt, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom vom Borderstep Institut durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden vor wenigen Tagen veröffentlicht und zeigen deutlich auf, dass die Kapazitäten der Rechenzentren in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich und erheblich angestiegen sind – Tendenz weiter steigend. Sie weist auf Themen und Trends im Marktgeschehen hin und gibt Hinweise auf Potentiale und Chancen der Digitalisierung. Des Weiteren zeigt sie auf, wo noch ungenutzte Potentiale liegen, insbesondere in Bezug auf den nachhaltigen Betrieb von Rechenzentren.

„Der deutsche Rechenzentrumsmarkt wächst deutlich. Wir haben diese Entwicklung im Rahmen der Studie auf zahlreichen Ebenen beobachtet und festgestellt, dass es viele Chancen gibt, aber auch zahlreiche Herausforderungen, die es zu meistern gilt“, sagt Ralph Hintemann. Er ist Gesellschafter und Senior Researcher am Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin und hat gemeinsam mit seinem Team die Studie durchgeführt. Sein besonderes wissenschaftliches Interesse gilt den Nachhaltigkeitspotenzialen der Digitalisierung.

Gemessen an der maximalen Stromaufnahme der installierten Hardware sind die Kapazitäten zwischen 2016 und 2021 um 30 % gewachsen, so die Ergebnisse der Bitkom-Studie. Aktuell gibt es etwas mehr als 3.000 Rechenzentren mit jeweils mehr als 40 kW IT-Anschlussleistung in Deutschland. Insgesamt sind es etwa 50.000 kleinere IT-Installationen und Rechenzentren in Deutschland. „Begründet ist das Wachstum im Rechenzentrumsmarkt insbesondere durch den zunehmenden Ausbau von Cloud Computing Angeboten in Deutschland“, betont Hintemann im Gespräch. „Hier sehen wir einen sehr deutlichen Zuwachs.“

Die Studie zeigt auf, dass sich dieser Trend ungebrochen fortsetzen wird. Auch zukünftig werden die Kapazitäten der Rechenzentren in Deutschland weiter zunehmen. Bis zum Jahr 2025 werden sie gegenüber 2021 voraussichtlich um über 20 % ansteigen.

Edge-Rechenzentren gewinnen zunehmend an Bedeutung

Diese Ergebnisse der Studie zeigen ebenfalls deutlich auf, dass künftig auch kleinere Rechenzentren am Rande des Internets – sogenannte „Edge Datacenter“ – einen erheblichen Bedeutungszuwachs bekommen werden. Experten gehen laut Bitkom-Studie davon aus, dass sich Edge Rechenzentren insbesondere für autonomes Fahren und das Energieversorgungsmanagement stark entwickeln werden. Sie ermöglichen niedrige Latenzzeiten, beispielsweise auch für den Bereich Augmented Reality und insbesondere für den 5 G Mobilfunk, so die Einschätzungen. Gerade an Standorten mit hohen Datenmengen und möglichst lokaler Datenverarbeitung würden Edge-Rechenzentren an Bedeutung gewinnen. „Edge-Rechenzentren sind auch die Antwort der DATA CENTER GROUP auf die sich stetig wandelnden Herausforderungen des IT-Marktes“, betont Jörgen Venot (Head of Marketing and Product Sales, DATA CENTER GROUP).

Der Anteil der Co-Location-Rechenzentren an den IT-Kapazitäten nimmt laut Ergebnisse der Studie ebenfalls deutlich zu. Laut der Studie nutzten mindestens 10.000 Unternehmen in Deutschland Co-Location-Services. Bis 2025 werde der Co-Location-Anteil an den Rechenzentrums-Kapazitäten auf 50 % steigen – insbesondere um dem Bedarf sogenannter Hyperscaler, wie Google, Amazon, Meta & Co. gerecht zu werden.

Das Wachstum stellt auch Rechenzentrums-Unternehmen wie die DATA CENTER GROUP vor neue Herausforderungen. „Die Anforderungen an die Rechenzentren in Sachen Energieeffizienz steigt stetig an und der Punkt Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere und bedeutende Rolle. Hier setzen wir mit neuen innovativen Konzepten an, um Digitalisierung und Klimaschutz optimal zu vereinbaren“, so Jörgen Venot.

Die Forschungsergebnisse des Teams um Ralph Hintemann unterstreichen es deutlich: Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Rechenzentren ist es notwendig, ihre Errichtung und ihren Betrieb so energieeffizient und klimafreundlich wie möglich zu gestalten. Effizienzpotenziale müssen identifiziert und ausgeschöpft werden. Der für den Betrieb von Rechenzentren notwendige Strom muss so klimafreundlich wie möglich produziert werden. Anforderungen an den klimaneutralen Betrieb von Rechenzentren, so die Studie, müssen transparent und nachvollziehbar festgelegt werden. Beispielsweise müssen Konzepte zur Abwärmenutzung her, um auch hier die Entwicklung voranzutreiben.

„Es ist wichtig, das Thema Nachhaltigkeit in seiner Gänze zu betrachten. Unternehmen müssen neben der ökologischen Perspektive auch sämtliche weitere Aspekte dieses Themas in ihre Konzepte miteinbeziehen“, so der Experte. „Vor allem wird es sehr wichtig sein, klar zu definieren, was mit konkret nachhaltigem und klimaneutralem Rechenzentrumsbetrieb gemeint ist. Ein einheitliches Verständnis muss hier unbedingt geschaffen werden, um auf dieser Grundlage planen und handeln zu können. Wir benötigen klare Begriffe und Rahmensetzungen. Hier sind Politik und Rechenzentrumsbranche gefordert“, betont Hintemann.

Quelle Studie Bitkom: https://www.bitkom.org/sites/main/files/2022-02/10.02.22-studie-rechenzentren.pdf

Das Interview führte die Redaktion der DATA CENTER GROUP mit Ralph Hintemann am 24.02.2022.

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