Hierzu Katja Frieler, eine Leitautorin des Berichtskapitels zu beobachteten sektorübergreifenden Klimafolgen sowie Mitwirkende bei der Zusammenfassung des Berichts für politische Entscheidungsträger, sie ist am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Ko-Leiterin der Forschungsabteilung Transformationspfade:
"Wir verlassen die Welt, wie wir sie kennen. Unser Bericht zeigt, dass die beobachteten Klimafolgen in allen Bereichen zunehmen. Eine globale Erwärmung von rund 1,1 Grad, das klingt nicht nach viel, aber die Auswirkungen des Klimawandels für Mensch und Natur werden immer deutlicher sichtbar. So sind unsere Treibhausgasemissionen bereits weitgehend für das beobachtete massenhafte Bleichen von Warmwasserkorallen verantwortlich, das ihre Existenz bedroht. Die Emissionen tragen zu einem vermehrten Baumsterben durch Dürren bei. Der Klimawandel führt außerdem zu weitreichenden Verschiebungen im Zeitablauf vieler Prozesse in der Natur.
Im Vergleich zum letzten IPCC-Bericht verstehen wir heute wissenschaftlich viel besser, wie empfindlich unsere Gesellschaft gegenüber Wetterbedingungen ist. Insbesondere auch, wie sich Wetterextreme auf unsere Infrastruktur, Wirtschaft und Gesundheit auswirken. Die Zahlen sind deutlich. Aufgrund der globalen Erwärmung sterben mehr Menschen an hitzebedingten Gesundheitsproblemen. Die durch tropische Wirbelstürme verursachten Schäden werden bereits vergrößert durch den vom Menschen verursachten Anstieg des Meeresspiegels und die Verstärkung der mit den Stürmen verbundenen Niederschläge. Eine Reihe von beobachteten Dürren mit schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit wurden teilweise auf die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. zurückgeführt.
Nochmal: All dies geschieht bereits heute, und zwar bei einer Erwärmung von nur 1,1 °C – was deutlich zeigt, dass wir den weiteren Temperaturanstieg dringend begrenzen müssen. Es geht hier nicht um Umweltprobleme, es geht um unsere eigene Sicherheit."
Hierzu auch Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor an der Universität Potsdam:
"Die Auswirkungen des Klimawandels nehmen schnell zu, sie treffen uns früher als erwartet, und sie betreffen mehr Menschen. Bereits eine Erwärmung von 1,5°C wird die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen gefährden, durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren, den Anstieg des Meeresspiegels. Dabei ist wichtig zu erkennen, dass es bei den Klimaauswirkungen nicht nur um die Temperatur geht, sondern auch um die Gesundheit der natürlichen Ökosysteme, welche die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel bestimmen. Und: Wenn Ernährungsunsicherheit, Wasserknappheit und unerträgliche Hitze auf verletzliche Gesellschaften treffen, können sie zu sozialer Instabilität beitragen, die zu einer steigenden Zahl von Vertriebenen, zu Migration und Konflikten führt.
Die Lösung der Klimakrise muss hier und jetzt erfolgen und ist unsere globale Priorität für eine sichere und gerechte Zukunft der Menschen auf der Erde. Darüber hinaus zeigt der IPCC-Bericht, dass es keine sichere Landung unter 2°C globalem Temperaturanstieg gibt, wenn wir nicht an allen planetarischen Grenzen handeln. Und zwar handeln, indem wir die Widerstandsfähigkeit der Biosphäre – Land, Wasser, Pflanzen und Tiere – sichern. Sie ist unser Lebenserhaltungssystem und unser Puffer für Klimaschocks. Wenn wir versagen, riskieren wir nicht nur massive Klimaauswirkungen, sondern lösen womöglich auch Folgen-Kaskaden aus. Kaskaden, bei denen der Zusammenbruch von Ökosystemen die Erwärmung verstärkt und zu noch größerer sozialer Instabilität führt.
Der IPCC-Bericht zeigt sehr klar: Die Zeit zum Handeln ist gekommen."
Weblink zum IPCC-Bericht der Arbeitsgruppe 2: https://www.de-ipcc.de/354.php
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