Sozialer und bezahlbarer Wohnungsbau angesichts Baukostenexplosion, Handwerkermangel und Klimazielen: Abgestimmter Maßnahmenmix nötig

„Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen in Deutschlands Ballungsregionen besteht seit Jahren und verschärft sich weiter. Um bezahlbares Wohnen in Deutschland unabhängig vom Geldbeutel für alle Menschen zu ermöglichen, gibt es aber keine einfache Einzellösung. Die neue Bundesregierung muss gemeinsam mit allen Partnern und einem abgestimmten Maßnahmenpaket zügig handeln, um die Situation für viele Wohnungssuchende und Mieter nachhaltig zu verbessern“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der neuen Studie „Bezahlbarer Wohnraum 2022“ des Pestel-Instituts.

Damit die soziale Herausforderung unseres Jahrzehnts angesichts der aktuellen Baukostenexplosion, mangelnden Handwerkskapazitäten, ambitionierten Klimazielen und stark steigenden Energiepreisen gemeistert werden kann, müssen alle staatlichen Ebenen eine Reihe von Lösungsbausteinen koordiniert umsetzen: Es muss mehr und günstiges Bauland vergeben werden. Die Baugenehmigungsprozesse müssen digitalisiert und beschleunigt werden. Moderne und nachhaltige Bautechnologien wie das serielle und modulare Bauen sollten stärker unterstützt werden.  

Beim sozial sensiblen Thema rund um das Wohnen müsse aber auch folgender Grundsatz gelten: „Es muss gefördert werden, was gefordert wird“, so Gedaschko. „Deutschland braucht ein starkes Wohngeld und 5 Milliarden Euro pro Jahr gemeinsam von Bund und Ländern für die soziale Wohnraumförderung.“ Die Länder müssten hier verstärkt darauf achten, dass auch tatsächlich die anspruchsberechtigten Menschen in den entsprechenden Sozialwohnungen leben. Das in Bayern diesbezüglich angewendete Modell könne hier als Vorbild dienen. „Um steigende energetische Vorgaben bezahlbar umsetzen zu können, ist zudem eine verlässliche Neubauförderung notwendig. Und angesichts explodierender Energiekosten müssen statt eines einmaligen Heizkostenzuschusses zur Abfederung großer Nachzahlungen an die Energieversorger auch die Mehreinnahmen des Staates durch seine Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf diese heftig gestiegenen Preise durch eine einjährige Absenkung des Steuersatzes an die Bürger zurückgegeben werden“, so der GdW-Präsident.

Baukostenexplosion, Handwerkermangel, steigende Energieanforderungen

Die Herausforderungen rund um das bezahlbare Wohnen und Bauen vervielfältigen sich in hohem Tempo, deshalb ist schnelles Handeln geboten. Die Baukosten explodieren und steigen so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die aktuellsten Zahlen zeigen einen Anstieg von 14,4 Prozent im vergangenen November gegenüber dem Vorjahresmonat. Mit dem sehr ambitionierten Ziel der Klimaneutralität bis 2045 und der EU-Renovierungswelle rollt eine Bau- und Sanierungswelle auf Deutschland zu, obwohl jetzt schon die Handwerkskapazitäten bei weitem nicht ausreichen. Durch steigenden energetischen Anforderungen an die Gebäude im Zuge der geplanten EU-Gebäuderichtlinie würde sich das Wohnen und Bauen noch weiter drastisch verteuern. All das steht in absolutem Widerspruch zum Ziel, möglichst schnell bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen zu schaffen und erhalten. 

Es ist vor diesem Hintergrund zudem ein Unding, dass das gerade erst entstehende positive „Bau-Klima“ durch das Auslaufenlassen der KfW-55-Förderung zum Februar ernsthaft gefährdet wird. Dieses Vorhaben widerspricht dem Anspruch der neuen Regierung, Verlässlichkeit und die notwendige Planbarkeit für Unternehmen zu gewährleisten. Die Neubauförderung für den KfW-55-Effizienzhausstandard sollte unbedingt und zumindest bis Ende 2022 fortgeführt werden. Andernfalls werden infolge von Planungs-Unsicherheit tausende von geplanten Wohneinheiten nicht gebaut werden können. Ein einfaches Umschwenken auf ein KfW-40-Niveau ist wegen der fast immer erforderlichen Umplanung schlicht nicht möglich und die daraus resultierenden Mieten von vielen Menschen nicht bezahlbar.

Sozialer und bezahlbarer Wohnungsbau reicht seit zwei Jahrzehnten nicht aus

Die Herausforderungen von Bau- und Energiekostenexplosion, Handwerkermangel und steigenden Effizienzvorgaben treffen auf eine Situation beim sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau, die in Deutschland seit mittlerweile zwei Jahrzehnten mangelhaft ist. Statt der benötigten 140.000 preisgünstigen Wohnungen sind 2020 nur gut 85.000 und damit lediglich 61 Prozent des eigentlichen Bedarfs fertig gestellt worden. Auch der soziale Wohnungsbau wird seit rund 20 Jahren deutlich vernachlässigt: Während es im Jahr 2002 noch rund 2,6 Mio. Sozialwohnungen gab, hat sich ihre Zahl bis zum Jahr 2021 auf nur noch rund 1,09 Mio. verringert. Um den hohen Bedarf an sozialem Wohnraum zu decken, hat die neue Bundesregierung die Zielmarke bei 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr gesetzt. Im Jahr 2020 wurde aber mit 30.000 Sozialwohnungen nur etwa ein Drittel der benötigten Einheiten errichtet. Sollte sich diese Entwicklung unverändert fortsetzen, werden also bis 2030 rund 700.000 weitere Sozialwohnungen fehlen. Insgesamt sollen laut Regierung pro Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen. Das ist eine Mammutaufgabe, die entschiedenes Handeln fordert. 

„Die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz hat mit Blick auf notwendige Bündnisse und Schwerpunkten wie dem seriellen Bauen bereits richtige und wichtige Schritte angekündigt. Es kommt für das bezahlbare Wohnen jetzt grundlegend darauf an, dass Bund, Länder und Kommunen langfristig an einem Strang ziehen und koordiniert vorgehen“, so Gedaschko. Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft steht für die künftigen Aufgaben als tatkräftiger und verlässlicher Partner bereit.

Über den GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.

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