Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Alpen als Austragungsort für Grossveranstaltungen wie die Olympischen Spiele ungeeignet sind. Selbst bei den letzten Winterspielen in den Alpen, 2006 in Turin, blieben die Regionen mit hohen Schulden und ungenutzten Sportstätten zurück. Die lokale Bevölkerung ist sich heute dieser negativen Auswirkungen bewusst. Volksbefragungen in den Schweizer Kantonen Wallis und Graubünden, im österreichischen Tirol sowie in Salzburg und in München/D zeigten, dass grosse Teile der Alpenbevölkerung nicht mehr bereit sind, die negativen Folgen der Olympischen Winterspiele hinzunehmen. Italien hat den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2026 erhalten ohne ein Referendum durchzuführen.
In einem offenen Brief fordert die CIPRA das IOC und das italienische Olympische Komitee dazu auf, die Pläne für die Winterspiele Mailand Cortina 2026 zu überdenken. Mit ihrer «Agenda 2020» wollte sich das IOC um mehr Transparenz und Nachhaltigkeit bemühen: Es solle keine Bauruinen und öffentliche Schulden mehr geben, so das Versprechen. Die tatsächlichen Pläne für die Winterspiele 2026 zeichnen ein anderes Bild. Prominentestes Beispiel ist der geplante Bau einer neuen Bobbahn in Cortina mit Kosten von mindestens 60 Millionen Euro, obwohl es kostengünstigere und umweltschonendere Alternativen gibt. Die Austragung einzelner Bewerbe könnte etwa im Eiskanal von Innsbruck-Igls/A stattfinden.
Italienische Umweltverbände üben daher Kritik an den Plänen rund um Sportstätten und weitere Bauprojekte in Verbindung mit den Olympischen Winterspielen 2026, die nur für kurze Zeit genutzt würden – inmitten der UNESCO-Welterberegion der Dolomiten. Vanda Bonardo, Präsidentin von CIPRA Italien meint dazu: «Die Art und Weise der Austragung olympischer Winterspiele muss drastisch überdacht werden, angefangen bei all den überdimensionierten Infrastrukturbauten. Wenn das jetzt nicht gelingt, sollte der Alpenraum (dafür) nie wieder in Betracht gezogen werden»
Projekte überdenken, Massnahmen reduzieren
Ein Dossier und das Positionspapier der CIPRA zeigen auf, weshalb die Winterspiele in ihrer derzeitigen Form in den Alpen keinen Platz mehr haben. Die CIPRA fordert, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, sondern die Bedürfnisse der betroffenen Gebiete und die Anliegen ihrer Bewohner:innen ernst genommen u werden sollten.
Die CIPRA bekräftigt ihre Position, dass der Alpenraum nicht als Austragungsort für derartige Veranstaltungen genutzt werden darf, wenn nicht ein Umdenken in Bezug auf den Ressourceneinsatz bei der Vorbereitung und Durchführung erfolgt. Nachhaltige Olympische Winterspiele sollten weitaus weniger Disziplinen und Personen direkt vor Ort einbeziehen und regelmässig nur in klimatisch geeigneten Gebieten der Welt in bestehenden Anlagen stattfinden.
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit nationalen Vertretungen und einer regionalen Vertretung in den sieben Alpenländern. Sie vertritt über 100 Verbände und Organisationen. Die CIPRA arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen und setzt sich für die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitender Probleme im Alpenraum ein.
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