Ferner untersuchen die Wissenschaftler die Anzahl an Zweitstimmen für die Partie „Bündnis 90/Die Grünen“ als einen weiteren Indikator. So nimmt die Anzahl der Zweitstimmen bei Bundestagswahlen mit jeder neuen Windkraftanlage, die in einer Gemeinde gebaut wird, um etwa 17 Prozent ab. Der Effekt schwächt sich ab, je weiter die neu errichtete Anlage von der betroffenen Gemeinde entfernt ist. Auch bei Europawahlen schneiden die Grünen schlechter ab: Hier ist der Effekt absolut gesehen sogar etwas größer (rund 23 Prozent). Die Politik kann indes mit geeigneten Maßnahmen entgegenwirken. Negative Auswirkungen des Windenergieausbaus sind laut ZEW-Studie örtlich begrenzt. Entsprechend messen die Wissenschaftler einen abnehmenden negativen Effekt auf die Unterstützungsmaße, je weiter die Windanlage vom Ortskern entfernt ist. Daher könnten gesetzliche Mindestabstände zwischen Windparks und bewohnten Gebieten die Ablehnung gegenüber dem Windkraftausbau in Grenzen halten. Nachteil ist jedoch, dass solche Regelungen die verfügbare Fläche für den Bau neuer Windkraftanlagen in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland erheblich einschränken.
Zudem könnte die Politik die betroffenen Gemeinden an der Wertschöpfung der Windkraftanlagen finanziell beteiligen. Neben einer direkten (freiwilligen) Beteiligung an den Erlösen der Windanlage, etwa im Rahmen der Novellierung des EEG 2021, unterliegen die Gewinne von Windkraftanlagen der Gewerbesteuer. Mit der Einführung der besonderen Zerlegungsregelung für Windkraftanlagen haben davon auch die Gemeinden profitiert, in denen die Anlage errichtet wurde. Die ZEW-Studie deutet daraufhin, dass eine finanzielle Beteiligung die Unterstützung vor Ort stärken könnte. So weisen Gemeinden, die wohl von der Steuerreform profitiert haben, geringere Verluste bei der Unterstützung für Erneuerbare Energien nach Errichtung auf. Die Studienautoren empfehlen daher, auf diese zweite Möglichkeit zurückzugreifen. Die ZEW-Analyse basiert auf verschiedenen Datenquellen, u.a. ene’t, energymap, Acxiom, netztransparenz.de, Statistisches Bundesamt, Deutscher Wetterdienst und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Um die Entwicklung der Suchanfragen nach Ökostromtarifen zu untersuchen, wurden die Jahre 2011 bis 2014 betrachtet; es wurden insgesamt knapp 36 Millionen Suchanfragen ausgewertet. Um die Entwicklung der Stimmen für „Die Grünen“ zu analysieren, wurden die Bundestagswahlen 2009 und 2013 betrachtet.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
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