Erst 50 % des Strombedarfs in Bayern werden durch Erneuerbare Energien gedeckt

Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien konnte in Bayern im Corona-Jahr 2020 auf einen Rekordwert von knapp 40 TWh gesteigert werden, gleichzeitig ging der Stromverbrauch im Vergleich zu den Vorjahren etwas zurück auf nun etwa 80 TWh. „Das bedeutet, dass rein rechnerisch jede zweite in Bayern verbrauchte Kilowattstunde (kWh) durch heimische Erneuerbare Energien gedeckt wird. Die bayerische Energiewende kommt voran, muss aber noch viel mehr an Fahrt aufnehmen, damit bis 2040 die Klimaneutralität geschafft ist“, so Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – VBEW.

Bei den einzelnen erneuerbaren Energieträgern (EE) zeigte sich nach den neuesten Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik ein gemischtes Bild. Während die in Bayern sehr erfolgreiche Photovoltaik (PV) und Biomasse weiter zulegen konnten, gab es bei der Wasserkraft und der Windkraft witterungsbedingt leichte Rückgänge. „Wir brauchen aber auch die Windkraft in Bayern, um wetter- und jahreszeitbedingte Schwankungen in der Stromerzeugung bei der PV zumindest etwas ausgleichen zu können. Und der Ausbau der Wasserkraft ist besonders wichtig für eine bedarfsgerechte Stromversorgung“, mahnt Detlef Fischer, sich beim EE-Ausbau nicht allein auf die PV zu konzentrieren.

„Auf dem Weg zu einem 100 % klimaneutralen Bayern warten noch weitere sehr große Herausforderungen auf die Stromversorgung, etwa beim Netzausbau oder der Speicherung von Elektrizität. Die bisherigen Ausbauzahlen sehen auf den ersten Blick rein rechnerisch sehr gut aus, wichtig ist aber nicht nur die Energiemenge in der Jahresbilanz“, erklärt Fischer im Hinblick auf die Versorgungssicherheit, die rund um die Uhr gewährleistet sein muss. So hat die Photovoltaik in den Monaten November und Dezember 2021 so gut wie gar nicht zur Stromversorgung beigetragen. Bei den nicht fluktuierenden Erneuerbaren Wasserkraft, Biomasse und Geothermie tendiert die Jahresstromproduktion in den letzten Jahren lediglich seitwärts. Es fällt immer schwerer, bei diesen Energieträgern neue Potentiale zu heben. Nur mit einem Bau von Speichern und dem Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft kann vermieden werden, dass Überschussstrom aus Wind- und PV-Anlagen ungenutzt bleiben muss. Das Thema „Gesicherte Leistung“ wird – vor allem im Winter – in jedem Fall erheblich an Bedeutung gewinnen.

„Auch der Stromverbrauch wird wieder ansteigen“, erwartet der VBEW-Geschäftsführer, und sieht im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie eine Ausnahmesituation. Wenn die Wirtschaft wieder wächst, bewegt sich der Strombedarf auf die alten Niveaus. Zusätzlich kommen dann die neuen Stromanwendungen wie Elektromobilität, Wärmepumpen und Digitalisierung hinzu, denn Klimaneutralität bedeutet auch eine Elektrifizierung im Verkehrs- und Wärmesektor. „Und niemand will sein neues Elektroauto nur dann laden, wenn gerade die Sonne scheint oder der Wind weht“, resümiert Detlef Fischer.

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