Die ausgebildete Heilpraktikerin und Koordinatorin in der Palliativarbeit hat eine lange Odyssee hinter sich. Wegen einer chronischen Erkrankung konnte sie seit 2005 ihren Beruf nicht mehr ausüben. Die alleinerziehende Mutter war häufig auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen, obwohl sie immer wieder versuchte, in der Gastronomie oder dem Einzelhandel Fuß zu fassen. Anfang des Jahres war es wieder so weit: Ihr Arbeitsvermittler bei der MaßArbeit erinnert sich gut an die ersten Termine mit ihr. „Es war ganz klar, dass Frau Zühlke fest entschlossen war, sich endlich eine dauerhafte Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu erschließen,“ so Daniel Haarannen. Eine ideale Kandidatin für die WerkAkademie also. Er schilderte ihr das freiwillige Angebot und Anke Zühlke war sofort begeistert.
Am 8. März startete sie mit der WerkAkademie. Zwei Coaches der MaßArbeit stehen in Bersenbrück und dem zweiten Standort Georgsmarienhütte täglich jeweils einer Kleingruppe aus fünf bis acht Arbeitsuchenden zur Seite. Es gibt Einzelcoachings und Workshops zu unterschiedlichen Fachthemen, doch auch die gegenseitige Unterstützung in der Gruppe ist aus Sicht von Coach Fabian Arlinghaus ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Angebotes. Jeder Teilnehmende müsse allerdings bestimmte Qualitäten mitbringen: „Offenheit für Veränderung, die Fähigkeit miteinander zu kommunizieren und vor allem Selbstmotivation“, fasst Arlinghaus die wesentlichen Punkte zusammen.
Wichtig sind natürlich auch die Arbeitgeberkontakte: Deshalb sitzt jeden Morgen der ArbeitgeberService (AGS) der MaßArbeit mit am Tisch. „Der AGS schaut nicht nur, ob sich einer der Teilnehmenden für einen der vorhandenen Jobs eignet“, schildert Bereichsleiter Michael Kelka. Vielmehr würden auch gezielt Stellen je nach vorhandenen Fähigkeiten und Neigungen der Bewerberinnen und Bewerber akquiriert. Eines ist ihm sehr wichtig: „Unsere WerkAkademien sind keine Dienstleistung von der Stange. Jeder Teilnehmende wird individuell nach seinen Bedarfen unterstützt und das Angebot wird kontinuierlich an Veränderungen etwa auf dem Arbeitsmarkt angepasst.“
Während der Arbeit mit Coach Arlinghaus und in der Gruppe kristallisierte sich schnell heraus: Anke Zühlke ist nicht nur sehr kommunikativ und hat ein feines Gespür für Menschen, sondern bringt auch exzellente pädagogische Fähigkeiten mit. Ein Glücksfall für Sylvia Kühne: Die Fachbereichsleiterin Inklusionsbegleitung beim AWO Kreisverband für die Region Osnabrück wurde durch die MaßArbeit auf die Fürstenauerin aufmerksam und stellte sie bereits im Mai als Inklusionskraft für Schulbegleitung in der Hasetalschule ein.
Doch was ist eigentlich eine Inklusionskraft? „Kinder mit Lernschwächen oder sozial-emotionalen Beeinträchtigungen brauchen oft besondere Unterstützung, um den Schulalltag bewältigen zu können“, skizziert Sylvia Kühne die Aufgabe. Es gehe zum Beispiel darum, das jeweilige Kind, aber auch den Klassenverband zu stabilisieren, Konflikte in engem Zusammenspiel mit den Lehrkräften konstruktiv zu lösen, aber auch dem Schützling durch eine gute persönliche Beziehung die notwendige Sicherheit für eine angemessene persönliche Entwicklung zu geben. Ein Bereich der ständig wachse, schildert Kühne: „Waren vor fünf Jahren noch 18 Inklusionskräfte der AWO im Landkreis beschäftigt, sind es heute deutlich über 200.“
Anke Zühlke erfährt jeden Tag aufs Neue, wie die Kinder und auch Lehrkräfte von ihrem Einsatz profitieren. „Aber meine Aufgabe fängt eigentlich schon auf dem Weg zur Arbeit an“, lacht die sechsfache Mutter, die jeden Tag zweimal anderthalb Stunden Busfahrt von Fürstenau zur Hasetalschule in Quakenbrück absolviert. Die Busfahrer möchten sie nicht mehr missen, denn Anke Zühlke bringt mit ihrer klaren, freundlichen Art die oft ziemlich aufgedrehten kleinen Fahrgäste zur Ruhe. Trotz der weiten Wege fühlt sich die Fürstenauerin rundum wohl in ihrem neuen Job an der Hasetalschule: „Und das ich heute hier bin, dazu hat die WerkAkademie der MaßArbeit wesentlich beigetragen.“
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