Mehr Tierwohl im Stall, um die Wirksamkeit von Antibiotika zu bewahren

Für die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten sind Antibiotika unverzichtbar. Eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier lauert, wenn Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Vor diesem Hintergrund ist besonders der regelmäßige Einsatz sogenannter Reserveantibiotika für die Humanmedizin in der Tiermedizin kritisch zu betrachten. Zur Europäischen Antibiotikawoche macht PAN Germany deutlich, dass eine verantwortungsvolle Reduktion des Antibiotikagebrauchs in der Tierproduktion nur durch einen umfassenden Paradigmenwechsel in der Tierhaltung zu Gunsten des Tierwohls erreicht werden kann. Im Verbund mit anderen Verbänden veröffentlicht PAN Germany daher heute den gemeinsamen Antibiotika-Appell für stärkere Regulierung (in) der Tierhaltung.

Die Resistenzbildung gegen Antibiotika ist ein natürlicher Prozess, der durch übermäßigen und unkritischen Einsatz von Antibiotika beschleunigt wird. In der EU verursachen Infektionen durch Erreger mit antimikrobiellen Resistenzen schon heute schätzungsweise 33.000 Todesfälle pro Jahr mit steigender Tendenz. Ohne ein Eingreifen ist ein Anstieg dieser Todesfälle bis 2050 auf 390.000 pro Jahr in Europa und 10 Millionen weltweit anzunehmen.[ii] Resistenzen lassen sich im menschlichen Organismus, in der Umwelt und entlang der Produktion tierischer Erzeugnisse nachweisen. Somit ist auch die Tierproduktion in der Pflicht, Vorsorge zu betreiben und sich bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenz entschlossen zu engagieren.

Mit der neuen EU-Verordnung über Tierarzneimittel wird der Einsatz von Antibiotika zur Kompensation von Haltungsfehlern nicht mehr zulässig sein. Um dieser Vorgabe in der Praxis Rechnung zu tragen, ist ein Paradigmenwechsel in der Tierproduktion und -haltung dringend erforderlich. Maßnahmen und Vorschriften zur Verbesserung der Tierhaltung und zum Erhalt der Tiergesundheit müssen in großem Umfang umgesetzt werden. Tamara Gripp, Referentin für Landwirtschaft und Umwelt bei PAN Germany, appelliert: „Tiergesundheit und Tierwohl müssen zusammen gedacht werden. Dazu gehört auch, kranke Tiere ausreichend zu behandeln. Die effektivste Maßnahme, um den Einsatz von Tierarzneimitteln zu reduzieren ist allerdings, Erkrankungen zu vermeiden. Nur durch eine konsequente Umsetzung von tierwohlfördernden Haltungs- und Zuchtmaßnahmen, kann die Tiergesundheit präventiv erhalten und der Bedarf an Medikamenten wie Antibiotika in der Tierproduktion verantwortungsvoll reduziert werden.“

Besonders bedenklich ist der standardmäßige Einsatz von Antibiotika, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen“ (Critically Important Antimicrobials for Human Medicine) anerkannt wurden. Zu den Antibiotika mit „höchster Priorität für den Menschen“ (CIA HP) gehört u.a. das Polypeptid Colistin, das vielfach in der Schweinemast zum Einsatz kommt.[iii] Mit dem neuen EU-Tierarzneimittel-Recht soll der Gebrauch dieser für den Menschen so wichtigen Antibiotikagruppe endlich streng reguliert werden. Gemeinsam mit anderen Verbänden unterstützt PAN Germany den human- und veterinärmedizinischen Appel an die Europäische Kommission und die zuständigen Ministerien der Mitgliedstaaten, ein klares Zeichen zu setzten und den Antibiotikaeinsatz in der Tierproduktion stärker zu regulieren. Die Kernforderung  des Appells ist, dass die als CIA HP eingestufte Antibiotika für die Einzeltierbehandlung gänzlich ausgeschlossen werden sollen. Außerdem soll im Zuge der Ausgestaltung der neuen EU Tierschutzgesetzgebung sowie nationaler Prozesse zur Umgestaltung der Tierhaltung der Fokus insbesondere auf den Aspekt der Tiergesundheit über Zucht, Haltung und Fütterung gesetzt werden.

Gemeinsamer Antibiotika-Appell: Stärkere Regulierung (in) der Tierhaltung! https://pan-germany.org/download/gemeinsamer-antibiotika-appell-staerkere-regulierung-in-der-tierhaltung/

Mehr Informationen zum Thema unter https://pan-germany.org/tierarzneimittel-uebersicht/

OECD (2019) Antimicrobial resistance. Tackling the burden in the European Union. https://www.oecd.org/health/health-systems/AMR-Tackling-the-Burden-in-the-EU-OECD-ECDC-Briefing-Note-2019.pdf

[ii] AMR review (2016) Tackling drug resistant infections globally. Report and recommendations. https://amr-review.org/sites/default/files/160518_Final%20paper_with%20cover.pdf

[iii] WHO (2018) Critically important antimicrobials for human medicine, 6th revision. https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/312266/9789241515528-eng.pdf

 

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.
Nernstweg 32
22765 Hamburg
Telefon: +49 (40) 3991910-0
Telefax: +49 (40) 39075-20
http://www.pan-germany.org

Ansprechpartner:
Tamara Gripp
Referentin für Landwirtschaft und Umwelt
E-Mail: tamara.gripp@pan-germany.org
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel