Kein einfacher Weg – Integration von russischsprachigen Adventisten in Deutschland

Obwohl kein einfacher Weg, sei es der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gelungen, bei der Integration russischsprachiger Adventisten in Deutschland voranzukommen. Ein Vorreiter im Verständnis der Bedeutung und der praktischen Umsetzung von Integrationsprozessen Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre sei die damalige Freikirchenleitung in Nordrhein-Westfalen gewesen, schreibt Pastor Dr. Pavlo Khiminets, Bundesbeauftragter der Freikirche in Deutschland für die Mission und Integration russischsprachiger Menschen, in der Novemberausgabe der Zeitschrift Adventisten heute.

Pastor Lothar Wilhelm, damals Präsident der Adventisten in Nordrhein-Westfalen, habe als erster Leiter der Freikirche in Deutschland verstanden, dass gelungene Integration nicht nur in der Kenntnis der deutschen Sprache bestehe, sondern tiefer gehe. Ihm wäre bewusst geworden, dass Russischsprachige etwas von ihrer alten Heimat brauchen, damit sie sich hierzulande wohl und angenommen fühlen.

Integration sei mehr als nur die Aufforderung zum Erlernen der deutschen Sprache, betonte Khiminets. Dazu gehöre auch „Akzeptanz, Trost sowie die Predigten und Lieder, die sie in aus ihrer verlassenen Heimat kannten“. Die russlanddeutschen Adventisten wuchsen in zwei Kulturen auf. Sie übernahmen deutsche Traditionen und Glaubensüberzeugungen von ihren Vorfahren, aber die osteuropäisch-asiatische Umgebungskultur beeinflusste ebenfalls ihren Glauben und ihre Weltanschauung. Dennoch sei es der Freikirche im Laufe der Jahre trotz mancher Spannungen gelungen, bei der Integration voranzukommen, so Khiminets.

Es begann in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen sei zuerst mit Kongressen für russischsprachige Gemeindemitglieder begonnen worden. Dabei konnten sie die Verkündigung ihrer Prediger hören, und zwar mit ihrem Temperament und den speziellen Beispielen, die nur Russlanddeutsche verstehen könnten. Sie brauchten den Gesang, den sie viele Jahrzehnte lang gehört haben, während sie in der Zeit ihrer Verfolgung durch den Staat Gott verehrten. Die Freikirche begann auch die ersten russlanddeutschen Pastoren anzustellen, berichtet Khiminets. Diese predigten auf Deutsch, hatten aber die Möglichkeit, am Samstagnachmittag den Gottesdienst auf Russisch für diejenigen zu halten, denen es nicht so leichtfiel, die theologischen Begriffe auf Deutsch zu verstehen. Der Freikirchenleitung sei dabei bewusst geworden, dass in Deutschland etwa sechs Millionen russischsprachige Menschen leben, die mit der Botschaft des Evangeliums erreicht werden sollten.

Es seien verschiedene evangelistische Projekte ins Leben gerufen worden, etwa Fernbibelkurse und die Zeitschrift Vechnoe Sokrovische (Ewiger Schatz). Auch wurde der Verlag ChriSTA-Medien GmbH gegründet, damit russischsprachige Gemeindemitglieder russischsprachige Bibel-Studienhefte und missionarische Literatur in einer Sprache bestellen konnten, die sie leichter verstehen. Inzwischen ist ChriSTA-Medien eine Abteilung des Advent-Verlags, Lüneburg. Eingeführt wurden auch mehrtägige evangelistische ChriSTA-Camps für Adventisten mit ihren Freunden.

Heute gebe es laut Khiminets in Deutschland etwa vier Dutzend russischsprachige Pastoren. Auch das sei ein Teil der Integration, zumal hierzulande etwa 5.000 russischsprachige Adventisten lebten.

Keine Separation

Wer die Meinung vertrete, dass es bei der Integration nur um die Beherrschung der deutschen Sprache gehe, könne den Eindruck gewinnen, dass durch die Angebote der Freikirche für Russlanddeutsche die Menschen nicht integriert würden, sondern sich eher von diesem Ziel durch Separation entfernten. Doch der Eindruck täusche, betonte Khiminets. Etwa 98 Prozent aller russischsprachigen Gemeindemitglieder in Deutschland würden an Gottesdiensten teilnehmen, die auf Deutsch gehalten werden. Die Jugendlichen russischsprachiger Familien beteiligten sich in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer Ortsgemeinden in deutscher Sprache.

Zur Person

Dr. theol. Pavlo Khiminets war 25 Jahre Pastor in Sibirien, Kasachstan und der Ukraine in der ehemaligen Sowjetunion. Er studierte in der früheren DDR am damaligen Theologischen Seminar Friedensau bei Magdeburg und an der Andrews University in Michigan/USA. 2004 promovierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Er ist Chefredakteur der russischsprachigen Zeitschrift Vechnoe sokrovishe und war lange Jahre Leiter von ChriSTA-Medien in Lüneburg.

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