Herbert-Stiller-Preis für menschenrelevante, tierfreie Medikamententestung für Forscher aus

Heute hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche seinen Herbert-Stiller-Förderpreis im Wert von 20.000 Euro an Dr. Wolfgang Boomgaarden vom Unternehmen PharmaInformatic aus Emden verliehen. Der Preis unterstützt die Weiterentwicklung präziser Software, mit der die Konzentration von Wirkstoffen im Blut vorhergesagt werden kann.

Am 29.11.2021 erhielt Dr. Wolfgang Boomgaarden, Gründer des Unternehmens PharmaInformatic und Dozent an der Hochschule Emden/Leer, einen der zwei diesjährigen Herbert-Stiller-Preise für sein hervorragendes Projekt „Sind Tierversuche zur oralen Bioverfügbarkeit auf den Menschen übertragbar?“. Der Preis in Höhe von jeweils 20.000 Euro wird von Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) für exzellente, menschenrelevante, tierfreie Forschungsprojekte vergeben und wurde durch zweckgebundene Spenden zweier großzügiger Sponsoren finanziert.

Die Preisverleihung fand in der Vereinszentrale in Köln statt und wurde live auf YouTube übertragen. Dabei stellte Dr. Boomgaarden sein hochrelevantes, modernes, ambitioniertes Projekt vor. Seit 2006 entwickelt der Preisträger komplexe KI-basierte Programme, auch Expertensysteme genannt, die anhand der chemischen Struktur von Wirkstoffen ihre Konzentration im Blut nach einer oralen Einnahme, die sogenannte orale Bioverfügbarkeit, vorhersagen können. Diese ist ein sehr wichtiger pharmakologischer Wirksamkeitsparameter, der im Zuge der Medikamentenentwicklung durch Tierversuche an Affen, Hunden, Ratten und Mäusen routinemäßig bestimmt wird, um dadurch das pharmakologische Profil im Menschen abzuschätzen. „Meine bisherigen Untersuchungen zeigen, dass zum Teil sehr hohe Unterschiede bei der Wirkstoff-Aufnahme zwischen Mensch und Tier bestehen. Viele Tierversuche zeigen NICHT, ob ein Medikament im Menschen gut aufgenommen wird und leiten daher die medizinische Forschung in falsche Richtungen,“ sagt Dr. Boomgaarden.

Dabei wird die orale Bioverfügbarkeit von ca. 150 Wirkstoffen bei Menschen mittels der Expertensysteme des Preisträgers analysiert und mit bereits vorhandenen Daten über die entsprechenden Werte bei verschiedenen Tierarten verglichen. „Dieses Projekt wird erneut deutlich machen, dass Daten aus Tierversuchen sich nicht auf den Menschen übertragen lassen. Weiterhin sollen die Resultate ein Anreiz für Pharmaunternehmen sein, diese Expertensysteme statt der üblichen Tierversuche zu verwenden, um die Wirksamkeit ihrer Medikamentenkandidaten schneller und genauer zu berechnen“, erklärt Dr. Dilyana Filipova, Wissenschaftlerin bei ÄgT.

Die Weiterentwicklung und Verbreitung der Computeransätze von Dr. Boomgaarden bietet eine immense Relevanz sowohl für die Medizin, als auch für den Tierschutz. „Es ist mein Ziel, möglichst alle weltweit durchgeführten pharmakokinetischen Tierversuche durch Expertensysteme zu ersetzen,“ verkündet der Preisträger. Das Team von ÄgT wünscht Dr. Boomgaarden viel Erfolg mit der Erfüllung dieses erstrebenswerten Ziels.

Der andere Herbert-Stiller-Preis 2021 in gleicher Höhe geht an Dr. Klara Janjić und ihr Team an der Universitätszahnklinik der Medizinischen Universität Wien. Der Preis wurde am 08.11.2021 in Wien verliehen.

Die beiden Herbert-Stiller-Preise 2021 werden durch die beiden Sponsoren Sabine Herrmann und Florian Buchner gleichermaßen finanziert.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung vom 08.11.2021: Verleihung des Herbert-Stiller-Preises für tierversuchsfreie Forschung in Wien >>
Herbert-Stiller-Preis 2021 – Infos >>

Über den Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen.

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