futureTEX-GESICHTER: Modulares E-Textil unterstützt Patienten bei der Hemiparese-Therapie

Die Valitech GmbH & Co. KG blickt auf eine über 20-jährige Firmengeschichte zurück. Mittlerweile zählt das akkreditierte Prüf- und Kalibrierlabor zu den Marktführern bei Validierungen für Aufbereitungsprozesse von Medizinprodukten, hygienische Prüfungen und Gutachten. Darüber hinaus gehört die Entwicklung von Messgeräten sowie Geräten zur Elektrostimulation (EMS) im Bereich Sport und Therapie zum Unternehmensportfolio.

Mit den hygienischen Prüfungen, mikrobiologischen Untersuchungen und der Erstellung von Gutachten unterstützt das Team aus Falkensee Arztpraxen, Krankenhäuser, die Pharmaindustrie, Hersteller von Medizinprodukten und weitere Branchen.

Alexander Huhn ist seit fünf Jahren Geschäftsführer. Aktuell ist er als Koordinator im futureTEX-Forschungsvorhaben TheraTEX tätig. Im Interview mit Diana Walther und Dr. Ina Meinelt von der P3N MARKETING GMBH spricht er über das futureTEX-Umsetzungsvorhaben TheraTEX.

Drei Fragen an Alexander Huhn, Geschäftsführer der Valitech GmbH & Co. KG, Falkensee

  • Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Arbeit im Projekt futureTEX?

Wir verfolgen im futureTEX-Vorhaben TheraTEX einen nutzerzentrierten Designansatz zur Entwicklung einer Technologieplattform für Smart Textiles, um damit ein praktikables, ergonomisches und ästhetisches therapeutisches Produkt zu entwickeln, welches ein Textil sowie intuitiv bedienbares Interface Design beinhaltet. Konkret wollen wir zusammen mit unseren Partnern Kleidungsstücke entwickeln, die nach der Kalibrierung auf die individuellen Therapiebedürfnisse von Hemiparesepatienten, also halbseitig gelähmten Patienten, angepasst sind.

Die in die Textilien integrierten Sensoren erfassen dabei die Position der einzelnen Körperglieder, was wiederum Rückschlüsse auf Haltung (Elastomer Sensoren) und Bewegung (Inertialsensoren) zulässt. Mit entsprechenden Aktoren können wir dann eine unterstützende Stimulation degenerierter Muskeln (EMA) auslösen. Eine besondere Rolle kommt dabei der Software zu, welche eine intuitive und spielerische Therapie ermöglichen soll. So wäre zum Beispiel eine Haltungskorrektur auch ohne Therapeuten möglich.

Darüber hinaus wäre mit dem TheraTEX-Ansatz auch eine individuelle Gestaltung von Therapieübungen in Eigenregie denkbar. Durch protaktiles und auditives Feedback könnten sich die Patienten ganz auf Ihre Übungen konzentrieren und müssten zum Beispiel nicht auf ein Display schauen. Jene Patienten, die bereits gute Therapiefortschritte gemacht haben, könnten durch die Smart Textiles Bewegungserinnerungen erhalten, um die Mobilität weiter zu verbessern.

Möglich macht das eine entsprechende Software, die Bewegungen und Körperhaltungen visualisiert und Patient*innen im Sinne eines motivierenden Feedbacks in der privaten Umgebung und im alltäglichen Leben motiviert und unterstützt.

  • In welchem Vorhaben arbeiten Sie aktiv mit? Was sind Ihre Aufgaben?

Valitech ist im Vorhabenkonsortium als Koordinator tätig. Unser Konsortium ist sehr interdisziplinär und die Zielsetzung ist ganz klar ein therapeutisches Hilfsmittel. Da Zulassungsverfahren für solche Medizinprodukte formal aufwändig sind und die Partner in unserem Projekt damit weniger Erfahrungen haben, können wir hier unsere Erfahrungen in den Bereichen der Zulassung und des Risikomanagements sowie der Medizinprodukteprüfung einbringen.

Das Team in unserem Haus wird außerdem auch mit unseren klinischen Partnern ethische und rechtliche Implikationen in Vorbereitung auf medizinische Studien eruieren. Zudem bringen wir unsere Expertise in der Entwicklung von Geräten zur Elektrostimulation (EMS) ein. Dabei kümmern wir uns aktuell um die Hard- und Softwareentwicklung zur Elektrostimulation denervierter Muskulatur bei Hemiparesepatienten. Aus unseren Erfahrungen im EMS-Sportbereich bringen wir eine Technologie der mittelfrequenten Muskelstimulation mit, welche bislang im therapeutischen Bereich weniger verbreitet ist, nach unserer Einschätzung aber gerade bei typischen Krankheitsbildern im Zusammenhang mit Paresen sehr gute Effekte verspricht.

Es liegt uns am Herzen, dass die im Vorhaben entwickelte Technologie nachhaltig im Markt etabliert wird, um möglichst vielen Patienten bei der Therapie und darüber hinaus zu helfen. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, belastbare Verwertungsstrategien für TheraTEX zu entwickeln. 

  • Welchen Mehrwert möchte Ihr Unternehmen aus der Arbeit in futureTEX ziehen?

Eine wichtige Zielstellung des futureTEX-Programms liegt in der Vernetzung der interdisziplinären Partner. Wir haben auf diesem Wege bereits Ansätze für andere gemeinsame Projekte mit den Partnern im Vorhaben identifiziert. Dies erlaubt es uns, über den Tellerrand zu schauen und einen Einblick nicht nur in andere Technologien, sondern auch in andere Methodiken, zum Beispiel bei der nutzerzentrierten Produktentwicklung zu erhalten. Darüber hinaus haben wir durch das futureTEX Programm die Möglichkeit, unsere Kompetenzen im Bereich der Textilien sowie der Medizinproduktezulassung auszubauen und dies hat auch positive Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit anderer Produkte und Dienstleistungen. Wir möchten uns neben dem Anwendungsfall der Hemiparesetherapie insbesondere auch auf ähnliche medizinisch-therapeutische Anwendungsfälle konzentrieren, die mit Hilfe der EMS-Technologie und der Textilintegration möglich sind. Somit können die im Rahmen von TheraTEX entwickelten Technologien auch z eitnah in unterschiedlicher Weise wirtschaftlich verwertet werden.

Über Konsortialführer Projekt futureTEX – Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI)

Das Projekt futureTEX ist ein Gewinner im Programm "Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bis 2021 arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen, Unternehmen und Verbände an der Entwicklung wesentlicher Bausteine eines Zukunftsmodells für Traditionsbranchen. Das Projektkonsortium futureTEX verfolgt das Ziel, die führende Position bei der Umsetzung der vierten industriellen Revolution im Textilmaschinenbau und in der Textilindustrie zu erringen und damit beispielhaft bis 2030 das modernste textilindustrielle Wertschöpfungsnetzwerk Europas aufzubauen. Mit der Entwicklung eines Zukunftsmodells werden die Forschungsschwerpunkte Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft, kundenintegrierte flexible Wertschöpfungsketten, textile Zukunftsprodukte, Wissens- und Innovationsmanagement sowie Arbeitsorganisation und Nachwuchssicherung gemeinschaftlich mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft bearbeitet. Das Konsortium umfasst aktuell über 300 involvierte Partner, darunter 70 Prozent aus der Industrie. Das Projekt futureTEX ist Preisträger im Wettbewerb "Ausgezeichneter Ort" im Land der Ideen 2016. | Herausgeber: Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI)

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P3N MARKETING GMBH, Projektmanagerin
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Dirk Zschenderlein
Leiter Projektteam futureTEX
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