Auch ist es Tradition geworden, dass am selben Abend herausragendes Ehrenamt im Gesundheitswesen in Deutschland gewürdigt wird. Der Springer Medizin Charity Award ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert und steht unter der Schirmherrschaft des amtierenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn. Er überreichte die Preise persönlich und würdigte das Engagement der drei prämierten Projekte stellvertretend für das breite Ehrenamt im deutschen Gesundheitswesen.
Galenus-von-Pergamon-Preis
Vorsitzender Professor Erland Erdmann und seine weiteren 13 Jurymitglieder beschlossen in einer geheimen Sitzung am Nachmittag die Preisträger in den folgenden Kategorien:
In der Kategorie Grundlagenforschung ging der diesjährige Preis an Dr. Florian Weinberger vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und sein Team. Die Forscherinnen und Forscher haben einen neuartigen Therapieansatz bei Herzschwäche entwickelt. Dabei wird künstliches Herzgewebe auf das Herz transplantiert. In tierexperimentellen Studien ist es bereits gelungen, die Herzfunktion auf diese Weise wieder zu verbessern.
Den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Primary Care erhielt Comirnaty®. Der mittlerweile breit bekannte Impfstoff gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2, hergestellt von den Unternehmen BioNTech und Pfizer, ist der erste auf Basis der sogenannten mRNA-Technologie zugelassene Impfstoff. Er enthält den genetischen Bauplan für ein SARS-CoV-2-typisches Eiweiß. Im menschlichen Körper wird dann dieses Eiweiß hergestellt; das wiederum führt dazu, dass das menschliche Immunsystem Antikörper dagegen bildet. Diese schützen vor einer Infektion mit dem Corona-Virus.
In der Kategorie Orphan Drugs wurden zwei Arzneien ausgezeichnet: Givlaari® und Zolgensma®.
Givlaari® vom Unternehmen Alnylam wird bei Patientinnen und Patienten mit akuter hepatischer Porphyrie eingesetzt. Betroffene mit dieser seltenen, genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung leiden unter Attacken mit schweren Bauchschmerzen, Erbrechen oder auch Krampfanfällen. Der in der Arznei enthaltene Wirkstoff Givosiran, ein sogenanntes RNA-Interferenz-Therapeutikum, greift in die veränderten Stoffwechselprozesse ein, verhindert und lindert die Attacken.
Zolgensma® vom Unternehmen Novartis ist eine Einmal-Gentherapie zur Behandlung bei spinaler Muskelatrophie. Infolge eines defekten Gens bilden sich bei Betroffenen die Muskeln zurück, auch diejenigen, die fürs Atmen und Schlucken benötigt werden. Die schwerste und auch häufigste Form der Erkrankung betrifft meist Kinder unter sechs Monaten; unbehandelt müssen viele davon innerhalb von zwei Jahren dauerhaft beatmet werden, oder sie sterben bereits in dieser Zeit. Mit der Gentherapie wird das funktionslose oder fehlende Gen ersetzt, was das Fortschreiten der Krankheit aufhalten kann.
Springer Medizin Charity Award – zum 13. Mal vergeben
Unter all den Bewerbungen stimmte eine Jury mit Vertretern aus Medizin, Gesundheitswirtschaft, Medien und Politik über die diesjährigen Ehrenamtspreise ab:
Platz 1: Peri — Verein für Menschenrechte und Integration e. V.
Peri, zu deutsch ‚Die gute Fee‘, stellt das menschliche Leben in Freiheit und Würde in seinen Fokus. Unabhängig vom jeweiligen kulturellen Hintergrund oder einem patriarchalischen Rollenverständnis soll jeder Mensch die Möglichkeit haben, nach seinem Lebensentwurf zu leben und lieben. Der Verein unterstützt, wenn es um Gewalt im Namen der Ehre, um Zwangsverheiratung, Missbrauch oder Demütigung geht. Der Verein sitzt in Erbach im Odenwald, die 80 Mitarbeiter haben seit Gründung 730 Menschen zu einem verbesserten Leben verhelfen können. Die Gründerin von Peri Serap Çileli wurde im Jahr 2005 für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Platz 2: Ketoazidose-Präventionsprogramm | Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie AGDP
Diabetes ist keine Alterserkrankung und kann durchaus auch Kinder treffen. Bleibt sie unentdeckt und unbehandelt, kann Diabetes lebensbedrohlich sein. Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie klärt seit ihrer Gründung im Jahr 2014 Eltern von Vorschulkindern im Stuttgarter Raum auf und konnte seither die Ketoazidose-Rate bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 signifikant senken. Künftig soll die Kampagne bundesweit junge Diabetiker vor lebensbedrohlichen Folgen schützen.
Platz 3: Soulbuddies e. V.
Der im Jahr 2018 in Rheda-Wiedenbrück gegründete Verein kümmert sich um Kinder mit psychischen Erkrankungen. 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland benötigen professionelle Unterstützung, bis die beginnen kann, vergehen nicht selten Jahre. Wer akut Hilfe benötigt, kann sich zur Überbrückung an die rund 50 Pädagogen, Psychologen und Therapeuten von Soulbuddies wenden. Sie arbeiten ehrenamtlich, unentgeltlich und vertraulich. Trotz des noch jungen Bestehens konnte der Verein bereits 650 Kindern und Jugendlichen in Not helfen.
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