Viele Digitalisierungsmaßnahmen haben Schulträger zu Beginn des neuen Schuljahrs 2021/22 bereits initiiert oder umgesetzt: Ganz vorn liegt dabei die Beschaffung von Endgeräten, wie z.B. Tabletts und Notebooks (78 %), gefolgt von der Installation von W-LAN (73 %) und der Anschaffung von Präsentationstechnik wie Beamer, White- oder Smartboards (67 %). Der größte Handlungsbedarf besteht aktuell bei Lernplattformen und Cloudlösungen, um den digitalen Unterricht zu erleichtern. Hier sind bisher 46 % der Kommunen aktiv geworden, rund 38 % haben weitere Maßnahmen geplant und rund 17 % sehen den Bedarf, haben jedoch noch nicht mit der Planung begonnen.
Die Finanzierung digitaler Maßnahmen für Schulen wird Kommunen nicht nur angesichts der Einnahmeausfälle aufgrund der Corona-Krise fordern: So geht jede dritte Kommune (34 %) davon aus, dass die Prioritäten in ihrem Haushalt zugunsten der Schuldigitalisierung verschoben werden müssen. Aus Sicht der vom Difu befragten Kämmereien dürfte dies vor allem zulasten anderer Infrastrukturbereiche (34 %) sowie freiwilliger Aufgaben wie Kultur- und Sportangebote (32 %) gehen. „Angesichts dieser finanziellen Zwickmühle verwundert es nicht, dass neun von zehn Kommunen die Ansicht vertreten, dass Investitionen in die Schuldigitalisierung nur über zusätzliche Fördermittel oder Zuweisungen finanziert werden können“, sagt Christian Raffer, Projektleiter am Deutschen Institut für Urbanistik.
Neben der Finanzierung sind vor allem die begrenzten personellen Kapazitäten ein wesentliches Hindernis für eine schnelle Digitalisierung. Der Mangel an qualifiziertem Personal für die Verwaltung wird in der Befragung von 74 % der Kommunen als einer der zentralen Gründe genannt, der sich hemmend bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen in den Schulen auswirkt. Die personellen Kapazitäten sind dabei nicht nur bei der Beschaffung, sondern auch bei der Wartung der IT-Ausstattung ein wichtiger Aspekt für die Schulträger. In 67 % der antwortenden Kommunen wird dies durch kommunales IT-Fachpersonal, in 57 % der Städte und Gemeinden durch externe Dienstleister erledigt. Allerdings werden noch immer in 49 % der Kommunen die IT-Anlagen auch durch einzelne Lehrer*innen betreut. „Hier zeigen sich die eigentlichen Herausforderungen, die sich über Jahre hinweg aufgebaut haben. Denn Lehrer*innen sollten eigentlich hochwertigen Unterricht leisten und digitale Kompetenzen vermitteln anstatt sich um technische Fragen der Hard- und Software, der Vernetzung und leistungsstarker Internetverbindungen kümmern zu müssen“, betont Dr. Henrik Scheller, Teamleiter Wirtschaft und Finanzen am Difu. „Eine erfolgreiche Schuldigitalisierung erfordert entsprechende Strategien und eine beständige Fortbildung der Lehrkräfte“, so Henrik Scheller.
Hintergrund
Als Schulträger sind die Kommunen für die bauliche Ausstattung der meisten der rund 40.000 allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland zuständig. Auf den Bereich Schulen entfällt laut KfW-Kommunalpanel 2021 mit 11 Mrd. EUR auch der größte Anteil der geplanten kommunalen Investitionen. Doch diese Mittel sind noch nicht ausreichend, die bereits vorhandene Infrastruktur zu erhalten, denn auf die Schulen entfällt mit 46,5 Mrd. EUR bzw. 31% zugleich der größte Anteil des wahrgenommenen kommunalen Investitionsrückstands von insgesamt 149 Mrd. EUR.
Zur Datengrundlage
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat im Auftrag der KfW 550 Kommunen angeschrieben, die sich zuvor an mindestens einer der beiden letzten Hauptbefragungen für das KfW-Kommunalpanel beteiligt und darin ihre Bereitschaft für Nachbefragungen signalisiert hatten. Zielsetzung der Zusatzbefragung war es zu erfahren, inwieweit die Corona-Krise zu einem Digitalisierungsschub an den Schulen beiträgt. Im Vordergrund stehen die Digitalisierungsmaßnahmen der Kommunen und die Frage, welche Einflussfaktoren sich als hemmend oder förderlich erweisen. An der Umfrage, die sich an die Kämmereien richtete, haben sich im Mai 2021 insgesamt 266 Städte, Gemeinden und Landkreise beteiligt (Rücklaufquote: 48 %). Die Ergebnisse sind damit zwar nicht bundesweit repräsentativ, vermitteln jedoch einen belastbaren Eindruck der kommunalen Wahrnehmung.
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.
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