„Der Papst hat entschieden, dass er das Rücktrittsangebot von Erzbischof Heße nicht annimmt. Die Begründung ist ein Problem“, sagt ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann. Zwar sei von „einem Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber“ bei Heße in seiner Zeit als Generalvikar in Köln die Rede, jedoch habe Stefan Heße „nicht mit Absicht Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht“.
Wer so begründe, habe nicht verstanden, dass genau in diesem Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität das Problem bestehe. „Das hatte faktische Fehlentscheidungen zur Folge, Verfahrensfehler, die auch der Vatikan in seinem heutigen Bescheid sieht“, so Kortmann weiter. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt, wenn aus diesen Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgen.“
Erzbischof Heße habe erklärt, mit der Entscheidung aus Rom sei seine „Auszeit“ vorbei, er übernehme nun wieder Verantwortung. „Für die Gläubigen im Erzbistum Hamburg ist damit nicht automatisch das Vertrauen wieder hergestellt“, so ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel. „Stattdessen müssen sie zur Kenntnis nehmen, dass Rom die Frage nach der Glaubwürdigkeit eines Amtsträgers verdrängt.“ Wie solle ein Miteinander von Bischof und Gläubigen jetzt gelingen? „Ich bin schockiert darüber, dass im Vatikan offenbar weiter verleugnet wird, dass sichtbare und spürbare Veränderungen in der Kirche nötig sind, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zu erlangen. In Führungspositionen kann da nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden.“ Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland hätten andere Erfahrungen mit Verantwortungsübernahme im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Dass die Kirche hier so verfahre, wie sie es tue, sei sehr irritierend.
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