Planungswettbewerbe als Instrument so zu verändern, dass sie zu einem Vehikel für den Klimaschutz werden, sei eine Riesenchance, sagte Prof. Kai Fischer, Ministerialdirigent im Finanzministerium des Landes (Vermögen und Bau). „Bauen im Bestand ist das große Thema der anstehenden Transformation im Wohnungssektor. Darauf müssen schlechterdings alle Planungsinstrumente, auch die gesetzlichen Rahmen, abgestimmt werden. Unser Land muss einen Schritt nach vorn machen“, so auch Markus Müller, Präsident der AKBW.
„Wir werden uns angewöhnen vom Umbauen zu sprechen“, sagte Susanne Wartzeck, Präsidentin des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) und prognostizierte. „Das billige Geschäft mit dem Bauen wird wegfallen!“ René Pier, AKBW-Landesvorstand, hob auf die genuine Umbaukompetenz der Fachrichtung Innenarchitektur ab: „Das Begreifen des Gebäudes, eine Haltung, mit ihm umgehen zu wollen, ist Voraussetzung für den Umgang mit Bestand als ‚adaptive re-use‘ – das angepasste Wiederverwenden.“ Er forderte: „Geben Sie uns Zugang zu Wettbewerben!“
Über Wettbewerbe eine Qualitätssicherung in den Bestandsumbau zu bekommen, nannte Albert Wimmer, AT Wimmer, Wien, „eine faszinierende Fragestellung“. Es bräuchte seiner Ansicht nach ein gänzlich anderes Verständnis von Verfahren, weil im Bestandsumbau in der ersten Planungsphase allenfalls Hypothesen über das Vorgefundene möglich seien. Mario Rösner von der Volkswohnung GmbH plädierte ebenfalls dafür, intensiv zu prüfen, ob angesichts der Herausforderungen, den Bestandsbau klimaschutzgerecht zu sanieren und umzunutzen, eine Renovierung der Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW) ausreiche, oder ob neue Formate hilfreich seien.
Klaus Max Rippel, Landesbetrieb Bundesbau BW, Oberfinanzdirektion Karlsruhe, stellte fest: „Die RPW ist zu apodiktisch. Vor allem private Bauherrschaften müssen mehr beraten werden.“ Seine Botschaft am Preisgerichtstag: „Lasst uns die RPW weiterbauen, die zweite Stufe zünden.“ Wenigstens begrifflich komme man der Realität näher, indem nicht mehr von grauer, sondern von „goldener Energie“ in den Altbauten gesprochen werde, sagte die frühere Vorsitzende der Bundesarchitektenkammer und Talk-Moderatorin des Tages, Barbara Ettinger-Brinckmann.
Auslober des Jahres: Wangen und Volkswohnung
Die Auszeichnung „Auslober des Jahres“ der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) geht in diesem Jahr an die Stadt Wangen im Allgäu sowie an die Volkswohnung GmbH, Karlsruhe. Die beiden Preisträger wurden im Rahmen des Preisgerichtstags 2021, live online veranstaltet im Haus der Architekten, mit einer Urkunde gewürdigt.
"Die Stadt Wangen nutzt das Instrument des Planungswettbewerbs schon seit langem für ganz unterschiedliche Aufgaben und Typologien", so AKBW-Vizepräsidentin Beatrice Soltys in ihrer Laudatio. Sie erläuterte: „Wer Bauleistungen nicht direkt vergibt, sondern einen Planungswettbewerb vorschaltet, kann aus verschiedenen Lösungsvorschlägen den besten auswählen. Davon profitieren Auslober sowie Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen." Der Geschäftsführer der Wangener Landesgartenschau GmbH, Karl-Eugen Ebertshäuser, bestätigte den Mehrwert von Partizipation bei Wettbewerben und hob den willkommenen Nebeneffekt hervor: die emotionale Auseinandersetzung der Bevölkerung mit ihrem Ort.
Die Volkswohnung GmbH als eine der drei größten Wohnungsbaugesellschaften in Baden-Württemberg greife, um gute Qualität des Gebauten zu sichern, inzwischen zuverlässig zum Instrument des Planungswettbewerbs – seit 2019 bereits bei sechs großen Projekten, so Soltys. Mario Rösner, Leiter Technische Dienstleistungen bei der Volkswohnung GmbH sagte: „Der Tag des Preisgerichts ist für uns immer wie Geschenke auspacken.“
Beim Preisgerichtstag lädt die AKBW alle zwei Jahre Wettbewerbsbetreuerinnen und -betreuer, Preisrichterinnen und -richter sowie Kommunen und Städte zum fachlichen Austausch ein. Diskutiert werden Fragen rund um Planungswettbewerbe, diesmal mit dem Schwerpunkt Partizipation und Interdisziplinarität.
Die Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts rund 26.000 Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplaner. In Strategiegruppen erarbeitet sie berufspolitische Positionen zu aktuellen Fragen der Planung und Gestaltung gebauter Umwelt und wirkt bei Gesetzen und Verordnungen mit. Zu ihren Serviceleistungen gehört Auslober individuell und kostenlos zu beraten, so dass Verfahren rechtssicher ablaufen und maßgeschneidert zur Bauaufgabe passen.
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