Im Mai 2021 warnte das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die Corona-Pandemie möglicherweise einen der besorgniserregendsten Trends in der Europäischen Region noch weiter verstärken könnte – die wachsende Zahl fettleibiger Kinder. Und auch deutsche Fachgesellschaften für Adipositas- und Kindermedizin stellen aktuell fest, dass bei Kindern ein deutlicher Anstieg an Adipositas und Neumanifestationen von Typ-2-Diabetes während der coronabedingten Einschränkungen zu verzeichnen ist. Mit Übergewicht und Adipositas assoziiert ist auch bei Kindern die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die mittlerweile die häufigste chronische Lebererkrankung im Kindes- und Jugendalter ist.
„Wie auch bei Erwachsenen macht sich eine nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) nur in seltenen Fällen durch Krankheitssymptome bemerkbar, sie ist jedoch stets ein großes Gesundheitsrisiko: Während auch bei Kindern die einfache Verfettung (NAFL) noch relativ harmlos ist, liegen bei einer NASH (non-alcoholic steatohepatitis) bereits entzündliche Veränderungen der Leberzellen und beginnende Ablagerungen von narbigen Fasern vor. Während sich bei den meisten Lebererkrankungen ein Leberzellkrebs aus der Leberzirrhose entwickelt, muss dies bei der Fettleber nicht der Fall sein. Bei fast 50 Prozent der Fettleber-bedingten Krebsfälle litten die Patienten vorher offensichtlich nicht an einer Leberzirrhose, sondern lediglich an einer NASH. Daher sollte auch bereits bei Kindern und Jugendlichen Aufmerksamkeit für dieses Thema geweckt werden“, erklärt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung und er fordert: „Um die Zukunft der kommenden Generationen zu verbessern, müssen vorhandene wissenschaftliche und datenbasierte Maßnahmen umgesetzt werden, die dazu beitragen können, eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung zu fördern. Unsere Kinder haben ein Recht auf Gesundheit. Darüber hinaus ist es wichtig, dass in Deutschland an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel endlich verboten wird – dazu gehört auch das Anpreisen solcher Produkte von Social Media-Influencern.“
Laut einer aktuellen Marktanalyse der Verbraucherorganisation Foodwatch, die sich mit den Rechten von Verbrauchern und der Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzt, sind in den vergangenen sechs Jahren für Kinder beworbene Lebensmittel kaum gesünder geworden. Obwohl es Selbstverpflichtungen der Industrie sowie eine Reduktionsstrategie des Ernährungsministeriums gibt, sind mehr als 85 Prozent der an Kinder vermarkteten Produkte zu süß, zu salzig und zu fettig. Und für diese „Krankmacher“ wird ausgiebig Werbung gemacht: Eine Studie der Universität Hamburg hat kürzlich festgestellt, dass ein Kind in Deutschland jeden Tag durchschnittlich circa 15 Werbespots für ungesunde Produkte sieht – zwei Drittel davon im Fernsehen, die übrigen über Social Media auf dem Mobiltelefon oder dem PC.
Es ist bekannt, dass sich ein in der Kindheit erlerntes Ernährungsverhalten im weiteren Leben häufig manifestiert. Die enormen Kosten, die – abgesehen vom menschlichen Leid – für heute übergewichtige Kinder entstehen, trägt letztendlich die Gesellschaft. Experten schätzen die Ausgaben über die Lebenszeit gerechnet auf 393 Milliarden Euro.
Es sind Aufmerksamkeit und Handeln der Eltern gefragt, um Folgeschäden für ihr übergewichtiges oder adipöses Kind zu vermeiden. Beispielsweise können sich bestehende Fettablagerungen in der Leber zurückbilden oder das Entstehen kann verhindert werden, wenn der Lebensstil mit angepassten Sportaktivitäten und einer gesunden Ernährung geändert wird.
Bei Kindern mit deutlichem Übergewicht sollte regelmäßig die Lebergesundheit überprüft werden. Sind die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und GGT) erhöht, ist dies möglicherweise ein Warnzeichen für eine Lebererkrankung.
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Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung unter www.deutsche-leberstiftung.de. Auf der Website finden Sie unter anderem umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter.
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