Deutsche 7er-Männer in Edmonton sensationell Fünfter

Die deutsche 7er-Rugbynationalmannschaft der Männer hat sich beim zweiten Auftritt auf der World Rugby Sevens Series 2021 für ein bärenstarkes Turnier belohnt und sicherte sich im Commonwealth Stadium von Edmonton (CAN) sensationell den fünften Platz, nachdem man sich vor Wochenfrist in Vancouver (CAN) noch mit dem neunten Rang „zufriedengeben“ musste. In Edmonton überzeugte das Wolfpack unter anderem mit Siegen gegen Großbritannien, Hongkong oder in einem dramatischen Spiel um Platz fünf gegen die USA sowie starken Leistungen auch gegen die Core Teams aus Irland oder Kenia. Damit konnten die DRV-Mannen eindrucksvoll unterstreichen, dass sie mittlerweile auf diesem hohen Niveau angekommen sind.

„Ein weiterer großartiger Tag für das deutsche Rugby“, so das Fazit von Bundestrainer Damian McGrath nach diesem eindrucksvollen Sieg gegen die USA. „Wir mussten die umstrittene Niederlage gegen Kenia erst mal verdauen. Der Referee räumte nachher sogar ein, dass der Straftritt am Ende eine Fehlentscheidung war. Aber wir sind wieder aufgestanden, haben den verdienten Sieg gegen Hongkong geholt. Und dann dieses Spiel gegen die USA, in dem die Jungs den deutschen Rugby-Spirit gezeigt haben – mit beeindruckender Verteidigung und einer unfassbaren Einstellung. Und dann die Szenen am Ende mit Chris Umeh, der ersten den Versuch verhindert und dann den entscheidenden legt. Das zeigt auch, dass wir junge Spieler haben, die nachkommen. Wir hoffen, Chris ist nur der erste von vielen, die dieses erfolgreiche Team noch sehen wird.““

„Wir wollten zeigen, dass wir mittlerweile auf dieses Level gehören, und ich denke, dass haben wir über diese beiden Turniere auch getan“, so DRV-Vorstand Leistungssport Manuel Wilhelm. „Die Unsicherheiten, die im ersten Turnier anfangs noch da waren, haben wir in Edmonton komplett abgelegt. Wir sind total zufrieden mit diesem fünften Platz, und es wäre in den knapp verlorenen Spielen gegen Irland und Kenia sogar noch mehr drin gewesen. Das ist mitnichten Kritik an der Leistung, sondern soll nur unterstreichen, dass wir auf diesem hohen Niveau absolut mitspielen können. Jetzt hoffen wir natürlich, dass wir weitere Chancen bekommen, das neuerlich unter Beweis zu stellen.“

Das Spiel um den fünften Platz gegen die USA hatte am Ende eine ganz besondere Dramaturgie zu bieten. Doch zuvor hatten die US-Boys einen Raketenstart hingelegt und waren 7:0 in Führung gegangen. Nach einer längeren Verletzungspause allerdings hatte das Wolfpack dir richtige Antwort parat. Niklas Koch brauchte zwar zwei Anläufe, um ins Malfeld zu kommen, und der Versuch musste noch per Video überprüft werden, aber er zählte und wurde von Fabian Heimpel zum Ausgleich erhöht (4.). In der 7. Minute dann sogar die Führung, als Carlos Soteras Merz einen Fehlpass in die Arme bekam, die DRV-Männer danach gute Passe bis zu Jonathon Dawe spielten, der den Versuch zum 12:7 legte. Noch vor der Pause glich US-Sprinter Esdale die Partie aber wieder aus – 12:12.

Nach einem deutschen Ballverlust im Ruck war es wieder Esdale, der davonsprintete und die USA mit einem erhöhten Versuch wieder in Führung brachte (8.). Deutschland blieb aber auf Augenhöhe, hielt leidenschaftlich dagegen und zeigte auch spielerische Klasse. Eine sehenswerte Passkombination endete bei Phil Szczesny, der neben dem Pfosten ablegte, sodass Heimpel sicher erhöhen konnte. Die Partie war damit bei 19:19 wieder ausgeglichen.

Danach wurde es dramatisch: Deutschland kam noch mal in gute Position, verlor aber den Ball im eigenen angeordneten Gedränge, sodass die USA noch die Siegchance bekamen. Nach der Sirene schien der versuch auch gelegt worden zu sein, doch die Überprüfung durch den Video- Schiedsrichter enthüllte: Millimeter, bevor der Ball den Boden im deutschen Malfeld berührte, hatte Chis Umeh dem Gegner den Ball aus der Hand genommen. So ging es in die Verlängerung, wo der Golden Try entscheiden musste. Und ausgerechten Umeh war es, der nach starker Vorarbeit von Manasah Sita am Ende als Erster den Weg ins gegnerische Malfeld und damit den 24:19-Sieg perfekt machte.

Zuvor hatten sich die physisch starken Mannen aus KENIA im Cup-Viertelfinale im ersten Durchgang hervorragend eingestellt auf das deutsche Team gezeigt, das zunächst schwer ins Spiel fand. Mit tiefen Ankicks drückten die Afrikaner das Wolfpack immer wieder tief in die eigene 22-Meter-Zone, wo Kenia dann in vielen Rucks Straftritte gewann und so in gute Abschlusspositionen kam. Nach fünf Minuten lag das deutsche Team, das offensiv kaum mal Akzente setzen konnte, schon mit drei Gegenversuchen und 0:19 zurück. Das war auch der Pausenstand.

Im zweiten Durchgang allerdings fand das Wolfpack seinen Rhythmus besser und zeigte, dass man mit dem Ball in der Hand auch in der Lage ist, auf diesem hohen Level mitzuhalten. In der 9. Minute ging es erstmals mit viel Tempo und gutem Passspiel nach vorn, und Carlos Soteras Merz legte den ersten deutschen Versuch, den Fabian Heimpel erhöhte. Kenia zeigte sich aber unbeeindruckt und antwortete seinerseits in Person des wuchtigen Alvin Otieno, der Lichtenberg und Ellermann förmlich über den Haufen rannte und inklusive Erhöhung auf 24:7 stellte (10.). Aber das DRV-Team ließ sich nicht von seiner Aufholjagd abbringen. Tim Lichtenberg brach ein Tackling und hatte dann freie Bahn zum versuch – 24:12 (11.) Und nach schnellem Passspiel war in der 13. Minute Phil Szczesny frei, der das Wolfpack auf 17:24 heranbrachte. Damit bot sich sogar die Chance, womöglich die Verlängerung zu erzwingen, und Deutschland kam nahe am eigenen Malfeld auch noch mal in Ballbesitz, doch ein missglückter Kick von Szczesny, der nicht für einen Gasseeinwurf direkt ins Seitenaus flog, beendete das Spiel.

Damit ging es für das Wolfpack weiter in der Runde um die Plätze fünf bis neun, und dort traf man zunächst auf die Auswahl aus HONGKONG. Hier übernahm Deutschland schnell die Initiative, hatte viel Ballbesitz und agierte stark im Unterstützungsspiel. Doch die Gegner aus Asien waren defensiv enorm agil und aufmerksam. Und so brauchte es eine sehr lange Angriffsphase über mehrere Minuten und einiges an Geduld, bis Phils Szczesny den Ball von Lichtenberg in die Hand bekam und dann freie Bahn zum von Fabian Heimpel erhöhten Versuch zum 7:0 hatte (5.). Mit seiner ersten nennenswerten Offensivaktion erlief „Supersprinter“ Max Denmark unwiderstehlich den erhöhten Versuch zum 7:7-Ausgleich kurz vor der Pause.

Es blieb aber bei der Tendenz: Deutschland rannte an, Hongkong verteidigte leidenschaftlich und machte es dem Wolfpack schwer. Aber Tim Lichtenberg genügte in der 10. Minute eine Passfinte, um zum Versuch zu kommen. Ben Ellermann setzte dem Ankick direkt stark nach, gewann den Ball im Ruck. Szczesny bekam das Spielgerät und machte die letzten Meter zum Versuch. Heimpel erhöhte auch diese beiden sicher und stellte damit auf 21:7. Heimpel war es allerdings auch, der kurz vor Schluss eine Gelbe Karte bekam, weil er den Ball weggerollt hatte. Hongkong machte in Überzahl dann noch mal Druck, etwa mit einem langen Kick in den freien Raum für Sprinter Denmark. Aber weitere Punkte gelangen nicht mehr, und Deutschland zog ein ins Spiel um Platz fünf gegen die USA.

Am ersten Turniertag in Edmonton hatte sich das deutsche Team deutlich stärker präsentiert als noch zum Auftakt des Turniers in Vancouver eine Woche zuvor. Schon im ersten Gruppenspiel gegen Irland wäre ein Sieg absolut verdient gewesen. Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit sicherten sich die Iren mit einem erhöhten Versuch den 19:17 (12:12) einen glücklichen Sieg. Im Spiel gegen den Olympia-Vierten Großbritannien belohnte man sich dann aber für eine erneut starke Leistung mit einem 19:10 (14:5), bevor man abschließend mit 55:5 (22:0) auch den „Pflichtsieg gegen Jamaika einfuhr, der den ersten Viertelfinaleinzug auf der Weltserie überhaupt für den DRV bedeutete.

Detailliertere Spielberichte vom ersten Turniertag in Edmonton finden sich auf der Website des Deutschen Rugby-Verbandes (www.rugby-verband.de).

 

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