Alphabetisierung und Grundbildung in Zeiten von Corona – Volkshochschulen verstärken ihre Arbeit

Um gering literalisierte Erwachsene in der Corona-Pandemie zu erreichen und weiterhin zu unterstützen, erproben die Volkshochschulen in Baden-Württemberg neue, auch digitale Formate. Anlässlich des Weltalphabetisierungstages am 8. September möchte der Volkshochschulverband auf die Herausforderungen von rund 800.000 gering literalisierten Erwachsenen in Baden-Württemberg aufmerksam machen. Die Corona-Pandemie hat das Leben für alle bereits nachhaltig verändert. Menschen, denen grundlegende Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen fehlen, stehen aktuell vor besonders großen Herausforderungen.

Aufgrund bestehender Corona-Maßnahmen sind Anlaufstellen wie soziale Einrichtungen nur eingeschränkt zugänglich. Weiterhin fehlt zum Teil der persönliche Kontakt, welcher gerade für die aufsuchende Bildungsarbeit unabdingbar ist. „Gerade die aktuelle Krisensituation hat verdeutlicht, wie wichtig Alphabetisierung und Grundbildung ist, um am gesellschaftlichen Leben selbstständig und unabhängig teilzunehmen. Wenn alltägliche Dinge wie Online-Banking oder E-Mails lesen zum Hindernis werden und der persönliche Kontakt zu anderen Menschen oder sozialen Einrichtungen, die bei den Anforderungen des alltäglichen Lebens helfen, wegfällt, besteht akuter Handlungsbedarf“, betont der Verbandsdirektor des Volkshochschulverbandes Dr. Tobias Diemer.

Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg mit seinen 168 Volkshochschulen setzt sich daher schon seit vielen Jahren für die Etablierung einer erweiterten Definition des Grundbildungsbegriffs ein: Um der Bildungsspaltung in einer sich stark wandelnden Gesellschaft entgegenwirken zu können, muss Grundbildung als eine Querschnittsaufgabe gesehen werden, die die Bereiche Digitalisierung, Mathematik und finanzielle Grundbildung, Gesundheit, Lernhilfe für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien, Politik, Fremdsprachen und vieles mehr einschließt, möglichst alle Bevölkerungsgruppen anspricht und sie zu eigenverantwortlichem Handeln und lebenslangem Lernen motiviert und befähigt. Getreu ihrem Motto „Bildung für alle“ sehen sich die Volkshochschulen nun mehr denn je in der Pflicht, auch gerade jetzt angepasste Bildungsangebote zu entwickeln und zu realisieren.

Das vom BMBF geförderte Projekt des Volkshochschulverbandes „Lernen fürs Leben“ entwickelt und erprobt noch bis Dezember 2021 in Kooperation mit dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. lebensweltorientierte Grundbildungsangebote. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Grundbildungsbedarf durch Angebote nah an den Bedürfnissen der Teilnehmenden zu mehr Autonomie und Selbstverantwortung zu befähigen. Um den Pandemiebedingungen zu begegnen, wurden in den letzten Monaten verschiedene Mittel in den Kursen erprobt, um die Grundbildungsarbeit zu verstärken und trotz der Beschränkungen möglich zu machen: Es wurde auf Telefon-, Brief-, E-Mail und Video-Kontakt gesetzt. Aktuell werden von Anfang an niedrigschwellige, digitale Möglichkeiten in die Lernangebote miteinbezogen, um auch bei einem eingeschränkten Kursbetrieb gering literalisierte Personen zu erreichen. 

Mehr zum Projekt erfahren Sie hier: https://www.vhs-bw.de/uebergreifendes/projekte/lernen-fuers-leben.html.

Zum Volkshochschulverband Baden-Württemberg gehören 168 Volkshochschulen mit knapp 650 Außenstellen. Die Einrichtungen vor Ort bieten ein flächendeckendes Netz an vielfältigen Angeboten zur Allgemeinbildung, einschließlich der Bildung für nachhaltige Entwicklung, zur Gesundheitsbildung, in den Sprachen, zum Thema Integration und zur beruflichen Qualifizierung sowie in der Alphabetisierung und Grundbildung. Informationen über die Arbeitsfelder der Volkshochschulen finden Sie auf der Homepage des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg: www.vhs-bw.de.

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