Das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) für maßgeschneiderte Therapieempfehlungen erschließen und innovative Plattformen für den sicheren Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten schaffen: Diese Ziele verfolgt das Projekt „Grenzüberschreitende digitale Gesundheits-Innovationen durch datenbasierte, KI-getriebene Stratifizierung komplexer chronischer Erkrankungen“ (GdGI) des Universitätsklinikums Freiburg und der Universitätsmedizin Mannheim im Rahmen des internationalen Verbundprojekts CLINNOVA, an dem Partner aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg beteiligt sind. Das Land Baden-Württemberg fördert die Entwicklung digitaler KI-gestützter Gesundheitslösungen bis Ende des Jahres 2023 mit insgesamt rund 10 Millionen Euro.
„Digitale Gesundheitsdaten bergen ein enormes Potenzial für die maßgeschneiderte Versorgung chronisch kranker Menschen. Zukunftsweisende Projekte wie die länderübergreifende Innovationspartnerschaft, die sich hervorragend in die Digitalisierungs- und Versorgungsstrategie des Landes Baden-Württemberg einfügt, verdienen unsere vollste Unterstützung“, sagt die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer.
Grenzüberschreitend die personalisierte Medizin voranbringen
„Um die passgenaue Gesundheitsversorgung voranzutreiben, analysieren Forschende unterstützt von Künstlicher Intelligenz bei ausgewählten Modellkrankheiten große Mengen an Daten von Patientinnen und Patienten und bringen die daraus gewonnenen Erkenntnisse als maßgeschneiderte Therapieempfehlungen wieder in die klinische Versorgung ein“, erläutert Prof. Dr. Sergij Goerdt, Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, die Schlüsselrolle Künstlicher Intelligenz in der personalisierten Medizin. Das GdGI-Projekt will insbesondere für komplexe chronisch-inflammatorische Erkrankungen sowie für fortgeschrittene Krebserkrankungen die datenbasierte Vorhersage von Krankheitsverläufen und Therapieerfolgen ermöglichen. Zudem soll die Überwachung von Infektionsgeschehen in grenzüberschreitenden Großregionen verbessert werden.
Zum Erfolg der KI-gestützten Gesundheitsversorgung trägt die systematische Integration möglichst vieler Patientendaten entscheidend bei. Daher ist die internationale Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung. „Forschung und Versorgung von Patientinnen und Patienten dürfen nicht an Ländergrenzen Halt machen. Wir sehen das GdGI-Projekt als einen wichtigen Baustein unserer übergeordneten länderübergreifenden Programme, um die qualitätszentrierte, personalisierte universitäre Spitzenmedizin voranzubringen“, betont Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg. Die Universität Freiburg verfolgt mit ihren Partneruniversitäten in der Europäischen Hochschulallianz EPICUR und im Netzwerk der Universitäten am Oberrhein „Eucor – The European Campus“ die Weiterentwicklung des öffentlichen Gesundheitswesens im Sinne der personalisierten Präzisionsmedizin. In der Heidelberg Mannheim Health & Life Science Alliance engagiert sich die Universität Heidelberg mit ihren beiden Medizinischen Fakultäten, dem European Molecular Biology Laboratory, dem Deutschen Krebsforschungszentrum, dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit und dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung mit dem Ziel, die Patientenversorgung mit innovativen medizinischen Produkten, Technologien und Verfahren zu verbessern. Sie ist ebenfalls Partner in der Hochschulallianz EPICUR.
Größtmöglicher Schutz für sensible Gesundheitsdaten
Für die Erhebung, Vereinheitlichung und Auswertung medizinischer Daten ist eine verlässliche, sichere IT-Infrastruktur zentral. „Wer personalisierte Daten in der Gesundheitsversorgung nutzt, trägt eine besondere Verantwortung. Diese hochsensiblen Daten schnell und sicher zum Wohle der Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen, ist eine der Kernaufgaben unseres Projekts, welches wir nach den Prinzipien und Strukturen von MIRACUM, des größten der vier Konsortien der Medizininformatik-Initiative des BMBF, umsetzen“, sagt Prof. Dr. Dr. Melanie Börries, die als Direktorin des Instituts für Medizinische Bioinformatik und Systemmedizin das GdGI-Projekt am Universitätsklinikum Freiburg leitet. Der Projektleiter an der Universitätsmedizin Mannheim und einer der drei Koordinatoren im deutsch-französisch-luxemburgischen CLINNOVA-Leitungsgremium Prof. Dr. Oliver G. Opitz, Leiter der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW), ergänzt: „Angesichts der Aktivitäten großer globaler Player im Bereich der Gesundheitsdaten braucht es dringend konkrete Anwendungsfälle für europäische Lösungen, die beispielsweise im GAIA-X Kontext einer europäischen, sicheren Datenarchitektur funktionieren können und den Fokus auf hohe ethische Standards bei der Datenverarbeitung setzen. Diese Anwendungsfälle wollen wir mit unserer Kombination aus gemeinsamen konkreten Krankheitsprogrammen und Technologieplattformen liefern.“
Neuer europäischer Standard
„Die Beteiligung Baden-Württembergs an CLINNOVA ist ein entscheidender Schritt in einer herausragenden, multinationalen Initiative gemeinsam mit den luxemburgischen und französischen Partnern, um ein sehr ehrgeiziges Projekt im Gesundheitswesen voranzutreiben. Unser einzigartiges Konsortium wird die Vision eines neuen europäischen Standards – souverän, offen und interoperabel – umsetzen, um Gesundheitsdaten dank Künstlicher Intelligenz zum Nutzen aller zu verwerten“, erklärt Prof. Dr. Benoît Gallix, französischer Co-Projektleiter und CEO des Institut Hospitalo-Universitaire (IHU) der Universität Strasbourg. Insbesondere im Hinblick auf rechtliche und regulatorische Kompetenzen, die Rekrutierung von Patientendaten, sichere Datenmanagementstrukturen, die Analyse von Hochdurchsatzdaten, die Modellierung von Erkrankungen sowie die Unterstützung klinischer Entscheidungen sollen die bestehenden Strukturen der Projektpartner gebündelt, vereinheitlicht und weiterentwickelt werden.
„Die Umsetzung der CLINNOVA-Initiative bietet die einmalige Chance, im Herzen Europas Innovation und digitale Transformation im Gesundheitswesen maßgeblich voranzubringen. Klares Ziel unserer Forschung ist es, die Medizin der Zukunft zur Gegenwart zu machen – personalisiert, präzise und an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten sowie der behandelnden Ärztinnen und Ärzte orientiert. Grundlage hierfür ist der Aufbau eines Datennetzwerkes, in dem zum ersten Mal länderübergreifende, föderierte Analysen interoperabler Gesundheitsdaten mittels Künstlicher Intelligenz ermöglicht werden. Dies ist von hoher Bedeutung für die digitale Medizin gerade in Luxemburg, die über grenzüberschreitende Patientinnen und Patienten ohnehin mit den Nachbarn eng vernetzt ist“, sagt Prof. Dr. Ulf Nehrbass, CEO des Luxembourg Institute of Health und Initiator sowie einer der drei Koordinatoren im CLINNOVA-Leitungsgremium.
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