Trinkwassernotversorgung im Einsatz

Die verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe inDie verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz haben in einem seltenen Ausmaß auch die Trinkwasserversorgung in weiten Bereichen zusammenbrechen lassen oder teilweise zerstört.

Trinkwasser ist nicht nur im ungestörten Alltag ein wertvolles Gut. Insbesondere im Überflutungsgebiet werden große Mengen davon zum Gesundheitsschutz, zur Körperpflege, zum Waschen oder zum Reinigen der Häuser und Wohnungen benötigt. Aber genau das ist in den Katstrophengebieten nicht in ausreichendem Maß vorhanden. Aus diesem Grund kam auch ein vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vollständig finanziertes System zur Trinkwassernotversorgung in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum Einsatz. Das System wurde von der Berufsfeuerwehr Mülheim, dem BBK und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) entwickelt und zusammen mit Spezialfirmen aufgebaut. Betrieben wird es von der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr.

Bei dem Trinkwassernotversorgungsystem handelt es sich um einen Prototyp der aus drei Trinkwassertransporttanks mit insgesamt 45.000 Liter Transportvolumen und entsprechender technischer Ausrüstung wie Filter- und Desinfektionsanlagen besteht. Das System wurde nach den Anforderungen der Trinkwasserhygiene gebaut und wird von der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr bundesweit bei Bedarf eingesetzt. Damit können die Einsatzkräfte der Feuerwehr Trinkwasser aufnehmen und schnell in Katastrophengebiete transportieren und verteilen oder auch kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder Altenheime versorgen. So wurde zum Beispiel in Eschweiler das System eingesetzt, um Trinkwasser in großen Mengen an drei verschiedenen Punkten im Stadtgebiet an die Bevölkerung auszugeben. Das Wasser wurde vor Ort vom Technischen Hilfswerk (THW) mit einer Aufbereitungsanlage zu Trinkwasser aufbereitet und mit dem BBK-Transportsystem durch die Feuerwehr Mülheim ins Schadensgebiet transportiert und verteilt. "Die Zusammenarbeit mit dem THW Lemgo war hervorragend und die beiden Systeme "Trinkwasseraufbereitung" und "Transport und Verteilung" haben sich perfekt ergänzt!" so ein Sprecher der Feuerwehr.

Im Anschluss an diesen Einsatz zur Trinkwasserversorgung in Eschweiler, wurde das System zusammen mit Stromgroßaggregaten der Feuerwehr ins Katastrophengebiet nach Ahrweiler verlegt.

Dort wird die gesamte Bandbreite der Einsatzkräfte und des Trinkwassernotversorgungssystems gefordert. "Wir sind vom Stab der Einsatzleitung gebeten worden die Trinkwassernotversorgung für das gesamte Schadensgebiet zu organisieren und zu führen", so ein Sprecher der Feuerwehr.

Daraufhin hat die Feuerwehr Mülheim zusammen mit Fachkräften des BBK auf dem Gelände der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) eine eigene "Abschnittsleitung" aufgebaut. Dort arbeitet auch die Technische Einsatzleitung und der Verwaltungsstab der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion des Landes Rheinland-Pfalz. Die Wege zur Einsatzleitung und zum Verwaltungsstab sind kurz und direkt, aber die Aufgabe der Koordination und Organisation der Notversorgung ist eine Herkulesaufgabe. "Das funktioniert nur im Team! Dabei arbeiten wir eng mit der Bundeswehr und dem THW zusammen und greifen auch auf die Ressourcen des BBK und der Berufsfeuerwehr im Back-Office zurück. Die Mitarbeiter im Hintergrund kümmern sich verstärkt um die Suche nach geeigneten Transportkapazitäten, Desinfektion von Schlauch- und Rohrleitungen oder um das Heranführen von Trinkwasserpumpen und Leitungen sowie um den Personalwechsel. Wir sind seit Beginn der Katastrophe ununterbrochen vor Ort und tauschen regelmäßig das Personal aus", so der Sprecher der Feuerwehr.

Eine hohe Priorität liegt auf dem Füllen der Trinkwasserhochbehälter, die im Katastrophengebiet aufgrund von Leitungsabrissen leergelaufen sind und dessen Zuleitungen durch die Flutgewalten weggerissen worden waren.

"Das war und ist ein Wettlauf gegen die Zeit" so der Sprecher der Feuerwehr. "Wir mussten zunächst in enger Absprache mit dem Wasserversorger und dem Gesundheitsamt geeignete Trinkwasserentnahmestellen finden, die alle in entfernteren Ortschaften lagen. Dann wird das Wasser zu den Hochbehältern transportiert und eingefüllt. Immer unter maximaler Berücksichtigung der hygienischen Bestimmungen." so der Feuerwehrsprecher.

Eine weitere Aufgabe ist es mit dem Transportsystem kleine Trinkwasserbehälter im Katastrophengebiet mit neuem Trinkwasser zu füllen. Dort wird das Wasser vor allem zum Händewaschen und Reinigen benötigt.

Herausforderungen:

Eine besondere Herausforderung ist der Umgang mit der zerstörten Infrastruktur. Die Zuwegungen von Versorgungsgebieten und Hochbehältern mussten teilweise erst freigeräumt und erschlossen werden. Straßen waren zum Teil nicht vorhanden. Ein Durchkommen war anfänglich nur mit geländefähigen Fahrzeugen möglich. Teilweise mussten die Fahrzeuge durch das Flussbett der Ahr fahren weil Brücken eingestürzt waren.

Aktuell füllen die Einsatzkräfte unter anderem die Hochbehälter in Dernau und Mayschoss mit Trinkwasser, die wiederum weitere Hochbehälter versorgen sowie das Katastrophengebiet in der Umgebung. Für die Hochbehälter wird sogar von den Einsatzkräften eine eigene Versorgungsleitung gelegt. Diese wird von einem Wasserversorger zur Verfügung gestellt. Sie dient dazu, das Füllen der Hochbehälter zu beschleunigen, um den Kampf gegen die Zeit zu gewinnen, so der Sprecher der Feuerwehr. Zwischendurch helfen die Einsatzkräfte mit dem System auch anderweitig aus. So benötigte eine mobile Kläranlage des Deutschen Roten Kreuzes zur Inbetriebnahme dringend große Mengen unbehandeltes Frischwasser. Dieses wurde dann ebenfalls aus intakten Wassernetzen anderer Ortschaften in das Katastrophengebiet gefahren um die Kläranlage zu befüllen.

In der gesamten Lage erfahren die Einsatzkräfte eine breite Unterstützung von Feuerwehren, Wasserversorgern und Dienstleistern aus dem gesamten Bundesgebiet. Insbesondere die Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit der Bürgerinnen und Bürger aber auch der zuständigen Gesundheitsbehörden motivieren die Einsatzkräfte den vermutlich noch Wochen andauernden Einsatz für die Menschen im Katastrophengebiet aufrecht zu erhalten. "Wir bleiben solange wir benötigt werden!" so das BBK und die Feuerwehr einstimmig.

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