Der Samstag war für ABT Sportsline wie ein Tag aus dem Bilderbuch: Kelvin van der Linde sicherte sich mit einer perfekten Qualifying-Runde zum dritten Mal in dieser Saison die Pole- Position und feierte anschließend einen souveränen Sieg. Auf dem Weg dorthin musste er nur zweimal zittern, als sich die Spät-Stopper Timo Glock und Alex Albon massiv gegen den ABT Fahrer wehrten. Der Südafrikaner blieb cool, schnappte sich die beiden Kontrahenten und bestellte nach der Zieldurchfahrt bei SAT.1-Kommentator Eddy Mielke ein Eis, das ihm von Kollegin Andrea Kaiser bei der Siegerehrung prompt serviert wurde.
Den Pokal für das siegreiche Team nahm Walter Kolb entgegen. Der 73 Jahre alte Rentner aus Isny hatte für das Rennen auf dem Nürburgring den Platz am Kommandostand von ABT Sportsline ersteigert und 6.000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in der Region gespendet. Die DTM war die erste Rennveranstaltung nach der Flut auf dem Nürburgring.
Vor dem Start des Rennens hatten von der Flut betroffene Kinder die Box von ABT Sportsline besucht und vor dem Rennen sogar das Lenkrad des späteren Siegerwagens in den Händen halten dürfen. Der Besuch der Kinder berührte die ABT Piloten zutiefst.
Bei einer Schweigeminute und Interviews vor dem Rennen standen Mike Rockenfeller Tränen in den Augen. "Zum Glück hatte ich eine Sonnenbrille auf", sagte der ABT Pilot, der in der Nähe des Nürburgrings aufgewachsen ist. Für "Rocky" schien es beim Heimspiel danach zunächst gar nicht zu laufen. Nach der ersten Runde des Samstagsrennens fand er sich auf Platz 21 wieder, kämpfte sich nach einem späten Boxenstopp dann aber noch auf Platz drei nach vorn und wurde anschließend als "Mann des Rennens" gefeiert.
Dem für ABT Sportsline traumhaften Samstag folgte ein Alptraum am Sonntag: In einem wilden Rennen wurde Kelvin van der Linde beim Anbremsen der Schikane von Liam Lawson touchiert und ausgerechnet in seinen Teamkollegen Mike Rockenfeller geschoben. Beide ABT Piloten mussten aufgeben und blieben erstmals in dieser Saison ohne Punkte.
Bekanntschaft mit Liam Lawson machte auch Markus Winkelhock, der auf dem Nürburgring Sophia Flörsch vertrat. Der Schwabe fuhr am Samstag im Windschatten von Mike Rockenfeller durch das Feld, kollidierte auf dem Weg nach vorn dann aber mit Lawson. Die folgende Durchfahrtstrafe kostete ein Top-Ten-Resultat. Auch im turbulenten Rennen am Sonntag kämpfte Winkelhock bis zu einer Durchfahrtstrafe mit seinem ABT Audi R8 LMS in der Spitzengruppe mit.
Stimmen nach den DTM-Rennen auf dem Nürburgring
Thomas Biermaier (Teamchef Team ABT Sportsline): "Das war ein sehr bewegendes Wochenende. Als erste Rennserie nach der Flutkatastrophe wieder Rennen auf dem Nürburgring austragen zu können, war etwas ganz Besonderes. Es war großartig, so viele begeisterte Menschen auf den Tribünen zu sehen und auch den Kindern, die uns besucht haben, etwas Freude zu bereiten. Dass unser Gast am Kommandostand einen Sieg erleben durfte, war ein toller Abschluss unserer Auktion zugunsten von #wirfuerdieeifel. So schön der Samstag war, so bitter war für uns der Sonntag. Wir wollen harte Zweikämpfe sehen. Aber die DTM sollte kein Autoscooter werden."
Kelvin van der Linde (ABT Audi R8 LMS #3): "Es war insgesamt ein positives Wochenende. Wir haben die Meisterschaftsführung weiter ausgebaut. Das Team hat unglaublich gut gearbeitet. Im Freien Training am Freitag hatten wir Schwierigkeiten. Über Nacht haben wir das Auto umgedreht und nach dem ersten Qualifying sogar noch besser gemacht. Das Auto war mega. Das zeichnet das ABT-Team einfach aus: Wir geben nie auf und wollen immer besser performen. Danke an das Team! Das zweite Rennen am Sonntag lief nicht nach Plan. Aber solche Tage gehören auch dazu."
Mike Rockenfeller (ABT Audi R8 LMS #9): "Samstag gut, Sonntag schlecht. Der Samstag schien nicht mein Tag zu sein: Erst wurde meine Runde im Qualifying gestrichen, dann musste ich gleich nach dem Start einem Crash vor mir ausweichen und war 21. Ich dachte schon, da kannst du ein Ei drüber schlagen. Am Ende mit einer tollen Strategie, einem guten Restart und einer super Pace noch Dritter zu werden, war klasse. Leider hat mir das für Sonntag zusätzliches Gewicht eingebracht. Wir wussten, dass es von Startplatz neun kein einfaches Rennen werden würde. Wir haben versucht, die Strategie komplett anders zu machen als am Samstag. Das schien aufzugehen: Platz fünf wäre möglich gewesen. Doch dann bin ich aus dem Rennen genommen worden. Ich konnte nichts machen."
Markus Winkelhock (ABT Audi R8 LMS #99): "Es hat richtig Spaß gemacht, wieder einmal in der DTM zu fahren – und das für ABT Sportsline. Das Team ist einfach klasse. Vielen Dank dafür! Mein Ziel war, in die Top Ten zu kommen. Das hätte ich gut erreichen können, doch leider gab es in beiden Rennen eine Durchfahrtstrafe. Ich bin trotzdem happy. Ich habe zweimal gezeigt, dass die Pace da ist und dass das Steer-by-Wire-System sehr gut funktioniert. Leider wurde es nicht in zählbare Ergebnisse umgemünzt."
ABT Sportsline ist der weltgrößte Veredler für Fahrzeuge aus dem VW-Konzern und insbesondere Audi. Das Spektrum reicht dabei vom Motor über Karosserieanbauteile, Fahrwerke und Interieurs bis hin zur umfangreichen Kollektion von Leichtmetallrädern. Im Rahmen des Programms ABT Individual können sogar exklusive Einzellösungen umgesetzt werden. Daneben betreibt das Allgäuer Unternehmen Motorsport auf internationalem Top-Niveau: etwa als Privatteam bei der DTM oder mit dem erfolgreichen Engagement in der Formel E. Der Einstieg in die Elektro-Rennserie erfolgte bereits 2014 und wurde 2017 mit dem Gewinn der Meisterschaft gekrönt. Aber auch sonst spielt das Thema Elektromobilität im Unternehmen eine immer größere Rolle. So baut die hauseigene ABT e-Line GmbH, deren Wurzeln bereits über ein Jahrzehnt zurückreichen, aktuell den VW T6.1 für Volkswagen Nutzfahrzeuge in einen Elektrotransporter um.
Technikaffin seit 1896
Die Wurzeln von ABT Sportsline reichen bis zu einer Pferdeschmiede zurück, die 1896 in Kempten gegründet wurde. Ihr innovativstes Produkt: Eine Kutsche, die sich im Winter dank eines cleveren Klappmechanismus auch als Schlitten nützlich machte. Bald rückten auch Motofahrzeuge ins Visier: Ab circa 1920 verkaufte und reparierte AUTO-ABT die Vorgängermarken der heutigen Audi AG – eine Weichenstellung, die das Unternehmen noch heute prägt. 1950 bestritt Gründerenkel Johann Abt sein erstes Autorennen und legte den Grundstein für die Motorsportaktivitäten des eigenen Hauses. Aber auch im Alltag schätzt er schnelle Autos. Deshalb gründete er 1967 ABT Tuning, veredelte 1978 den ersten VW Golf und bringt bereits 1980 das erste Chiptuning auf den Markt. Dann geht es Schlag auf Schlag. Und 1991 wird schließlich der neue repräsentative Firmensitz in der heutigen Johann-Abt-Straße eröffnet, der 2014 um ein beeindruckendes Motorsport-Zentrum erweitert wird, und auch ein eigenes Museum beherbergt.
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