„Das Jahr 2020 war für uns alle ein sehr herausforderndes Jahr. Unser Ziel als VAG war und ist es, auch in Zeiten der Pandemie das ÖPNV-Angebot in Freiburg nahezu unverändert aufrecht zu erhalten und unseren Fahrgästen das gewohnte Mobilitätsangebot vorzuhalten. Deshalb haben wir nach einer kurzen Reduzierung des Angebots während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 unsere Verkehrsangebote – bis auf unseren Nachtverkehr ‚Safer Traffic‘ – sehr schnell wieder auf das gewohnte Maß ausgeweitet und konsequent daran festgehalten,“ bilanziert VAG Vorstand Oliver Benz bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2020.
„Auch war es uns möglich die laufenden Projekte und eingeleiteten Maßnahmen weiter umzusetzen und unsere Planungen und Ziele für die Zukunft konnten wir weiterführen. Wir haben Themen wie Digitalisierung, Streckenausbau und E-Mobilität im Busbereich oder die Entwicklung hin zur multimodalen Mobilitätsdienstleisterin einige weitere wichtige Schritte vorangebracht und sehen uns für die kommenden Jahre gut aufgestellt“ sagt VAG Vorstand Stephan Bartosch.
Neben dem Ziel auch während des Lockdowns durchgehend ein zuverlässiges Mobilitätsangebot aufrechterhalten war es der VAG ebenso wichtig, Maßnahmen umzusetzen, um das Fahrpersonal und die Fahrgäste gleichermaßen vor einer möglichen Ansteckung in den Fahrzeugen zu schützen. Aber auch den Mitarbeitenden in der Verwaltung, den Werkstätten und auf den zahlreichen Baustellen im Netz wurde die Arbeit durch die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen erschwert.
Einen besonderen Dank richten die VAG Vorstände zu Beginn der Jahresbilanz-Pressekonferenz an die Zuschussgeber von Bund und Land: „Ohne die Mittel aus dem ÖPNV-Rettungsschirm, von denen auch wir maßgeblich profitiert haben, hätten weite Teile der Branche die vergangenen eineinhalb Jahre nicht überstanden – mit verheerenden Auswirkungen auf die öffentliche Infrastruktur.“
Ergebnisse 2020
Die VAG schließt dieses ungewöhnliche Jahr mit einem Fehlbetrag von -23,7 Millionen Euro ab und kann somit die ursprünglich für 2020 geplante Zielgröße halten. Möglich wurde dies neben kurzfristig initiierten internen Einsparmaßnahmen insbesondere durch Zuweisungen in Höhe von rund 7,4 Millionen Euro aus dem ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land – als Ausgleich coronabedingter Mindereinnahmen bzw. Mehrausgaben.
Exakte Fahrgastzahlen für 2021 zu nennen, fällt hingegen schwer. Dies liegt daran, dass sehr viele Fahrgäste im Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) mit Zeitkarten unterwegs sind. Für diese wird in „normalen“ Zeiten eine an empirischen Werten orientierte Fahrtenhäufigkeit angenommen, die aber während der Lockdowns offensichtlich deutlich abgenommen hat. Legt man die seitens des Verbands der Deutschen Verkehrsbetriebe (VDV) empfohlene Fahrtenhäufigkeit zugrunde, betrüge die statistisch ermittelte Fahrgastzahl etwa 50 Millionen – und läge damit um 39 Prozent unter dem Wert von 2019. Insbesondere bei den Gelegenheitskundinnen und -kunden waren massive Fahrgastverluste zu verzeichnen. „Was uns in dieser Situation jedoch sehr geholfen hat,“ so Benz, „ist die Treue unserer Stammkundinnen und Kunden insbesondere im Abonnementbereich. Mehr als 80 Prozent unserer Fahrgäste sind normalerweise mit Zeitkarten unterwegs. Trotz Ausgangssperren und Homeoffice gab es in diesem Tarifsegment nur verhältnismäßig wenige Kündigungen.“ „Auch hier“, ergänzt Bartosch, „sind wir dem Land Baden-Württemberg für die Rabatt-Aktionen für Stammkundinnen und -kunden dankbar, die der Verbund an unsere treuesten Fahrgäste weitergeben durften.“
Mittlerweile sind viele Fahrgäste wieder zu Bus und Stadtbahn zurückgekehrt, auch wenn die Fahrgastzahlen vor der Pandemie bei Weitem noch nicht erreicht sind. Mit Spannung wird erwartet, wie sich die Zahlen nach Ende der Sommerferien entwickeln werden. Neben den Rabattaktionen des Landes hat auch die VAG verschiedene Anreize geschaffen, um den ÖPNV in Freiburg wieder für sich zu entdecken. So läuft derzeit in Kooperation mit vielen innerstädtischen Einzelhändlerinnen und -händlern die Aktion #RausAusDemHaus, bei der Kundinnen und Kunden in teilnehmenden Geschäften ab einem Einkaufwert von 25 Euro einen Gutschein für ein MobilTicket erhalten.
Schauinslandbahn
Auch die Schauinslandbahn hat massiv unter der Pandemie gelitten und musste an 74 Tagen sogar den Betrieb deswegen einstellen. 253.027 Fahrgäste bedeuteten einen Rückgang um gut 31 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Fahrgeldeinnahmen sanken um rund 25 Prozent. Die verordneten Stillstandszeiten wurden unter anderem dafür genutzt, um Revisions- und Überholungsarbeiten durchzuführen. Unterstützungsleistungen oder ein Rettungsschirm von Bund oder Land, standen und stehen der Schauinslandbahn leider nicht zur Verfügung.
Investitionen
Auch in schwierigen Zeiten darf kein Stillstand herrschen. Dementsprechend investierte die VAG knapp 9,5 Millionen Euro – insbesondere in die Infrastruktur. Neben der Neubaustrecke „Neue Messe“ mit der komplexen Haltstelle „Stadion“ wurden auch Sanierungsprojekte, wie zum Beispiel den Abschnitt „Runzmattenweg“ – Bissierstraße“ sowie den barrierefreien Umbau verschiedener Haltstellen durchgeführt.
Des Weiteren orderte die VAG weitere fünfzehn Fahrzeuge für die Umstellung der Busflotte auf Elektromobilität und investierte in die Sanierung und in weitere neue Straßenbahnen. Bei der Schauinslandbahn wurde der Außenbereich der Bergstation weiter barrierefrei umgebaut.
„Eine Investition in die Zukunft ist die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung verschiedenster Mobilitätsangebote auf der Plattform der App VAGmobil. Digitale Services passgenau für jeden Bedarf sind wichtig, um die Menschen abzuholen und von der Mobilitätswende zu begeistern“, stellen beide Vorstände fest. Mittlerweile sind neben den ÖPNV-spezifischen Echtzeit-Angeboten und Ticketoptionen hier auch Leihfahrräder, Carsharing und die städtischen Parkhäuser miteinander vernetzt.
Projekte und Ereignisse 2020
Neben den genannten Bauprojekten hat sich im vergangenen Jahr auch einiges in der Fahrzeugflotte getan. Seit Februar 2020 verkehren zwei Elektrobusse nahezu störungsfrei auf der Linie 27. Dank Bundeszuschüssen konnten 15 weitere Busse bestellt werden, von denen die ersten voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres bei der VAG eintreffen werden. Die hierfür notwendigen Ladeeinrichtungen entstehen derzeit im Betriebshof West und im Weiteren auch an den künftigen Endhaltestellen der jeweiligen, auf Elektroantrieb umgestellten Buslinien. Diese sollen Mitte 2022 in Betrieb gehen.
Auch der Straßenbahnfuhrpark hat Zuwachs bekommen. Ende 2020 sind die ersten von fünf neuen Urbos 100 eingetroffen. Die Endabnahme der Fahrzeuge konnte wegen der Pandemie nicht im Herstellerwerk in Spanien erfolgen, sondern erst nach Lieferung in Freiburg, was den Abnahmeprozess erschwert hat.
Von zentraler Bedeutung für das städtische Unternehmen VAG war der Gemeinderatsbeschluss über die Prioritäten für den Stadtbahnausbau bis 2030. Auf dem Programm stehen die Verlängerung der Stadtbahn Littenweiler bis zum Kappler Knoten, die Stadtbahn in den neuen Stadtteil Dietenbach sowie das Schlussstück der Stadtbahn Messe zwischen „Fahnenbergplatz“ und „Robert-Koch-Straße“. Außerdem sollen mittels einer Machbarkeitsstudie die Planungen für eine Stadtbahn im Stadtteil St. Georgen vertieft werden.
Frelo
Das von der VAG im Auftrag der Stadt Freiburg organisierte Fahrradverleihsystem Frelo etablierte sich trotz Pandemie im letzten Jahr weiter und ist mittlerweile fester Mobilitätsbaustein in Freiburg.
Fazit:
„Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Abklingen der Pandemie schrittweise an die früheren Erfolge anknüpfen können. Wir sehen allerdings schon heute, dass auch die Ergebnisse der kommenden Jahre immer noch von den Corona-Auswirkungen geprägt sein werden und sind daher sehr dankbar, dass es zumindest auch für 2021 einen ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land geben wird“, gibt Oliver Benz einen Ausblick.
Und Stephan Bartosch stellt bilanzierend fest: „Der Beschluss des Gemeinderats zum weiteren Stadtbahnausbau bis 2030 ist eine weitere wichtige Weichenstellung für die Zukunft der VAG. Dies unterstreicht die Anstrengungen der Stadt Freiburg zur Verkehrs- und Klimawende – und die VAG sieht sich hier auch in der Pflicht.“
Mit den vielfältigen Schritten hin zur Digitalisierung von Angeboten und Tarifen sehen sich die Vorstände auf dem richtigen Weg in die Zukunft. Die VAG ist dabei sich als multimodale Mobilitätsdienstleisterin für Freiburg zu etablieren und stellt ihre Angebote und Dienstleistungen für die Zukunft deutlich breiter auf.
Zum Schluss der Jahresbilanz-Presskonferenz dankten Bartosch und Benz allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auch unter in vielerlei Hinsicht erschwerten Bedingungen herausragende Arbeit geleistet haben, und entscheidend mitgeholfen haben die Zwänge und Auswirkungen der Pandemie auszuhalten und in den Griff zu bekommen.
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