Der ehemalige Lehrerverbandspräsident nannte sie „Schlechtschreibreform“, der langjährige Vorsitzende des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair, sagte klar: „Nie wieder eine von oben verordnete Sprachreform.“ Mittlerweile haben selbst die meisten Zeitungen die neue Rechtschreibung übernommen – nicht immer aus Überzeugung, eher vor dem Hintergrund der Verbindlichkeit und Gleichmäßigkeit. Natürlich angewendet wird sie aber nur von denen, die jünger als 30 sind – „für viele Ältere ist sie immer noch ein Buch mit sieben Siegeln“, so Krämer. Ob drei f in „Schifffahrt“ nun ästhetisch sind oder nicht, darüber ließe sich streiten, aber warum es zwei Versionen von „daß/dass“ geben muss, leuchtet nicht ein. „Hier wurde eine Regel geschaffen, die dem Sprachempfinden der Menschen entgegenläuft“, sagt Krämer, „gesprochen wird es gleich, geschrieben jedoch unterschiedlich – da ist es nicht verwunderlich, dass bis heute viele Menschen die neue Rechtschreibung nur in Verbindung mit der Autokorrektur am Rechner nutzen, aber nicht, wenn sie von Hand einen Brief schreiben.“
Traurig ist es um Worte, die durch die neue Rechtschreibung nicht mehr auf ihren Ursprung hin verfolgt werden können, wie z. B. Portmonee (alt: „Portemonnaie“, aus dem Französischen, „Geldtasche“, ein Behältnis zum Tragen von Münzen), dass der Aussprache angepasst wurde. „So geht ein Stück weit Geschichte, Tradition und das Verständnis für die Verflechtungen von Sprache verloren“, bedauert Krämer.
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