Didi, das chinesische Uber, geht in den USA an die Börse – in der Heimat herrscht Gegenwind

Didi, oft auch als das chinesische Uber bezeichnet, ging letzte Woche in den USA an die Börse. Didi ist eine Fahrdienst-App, die identisch wie Uber funktioniert. Das 2012 gegründete Unternehmen wurde von Tencent finanziert und fusionierte 2015 mit seinem Hauptkonkurrenten Kuaidi, der von Alibaba finanziert wird. Im Jahr 2016 wurde Apple Anteilseigner von Didi, und im selben Jahr übernahm Didi nach Jahren des harten Wettbewerbs überraschend das Geschäft von Uber in China durch einen Aktientausch. Didi wurde damit zum führenden Anbieter in China, während Uber eine Beteiligung an dem Unternehmen erhielt (derzeit 12 %).

Die Bewertung von Didi beim Börsengang lag bei rund 68 Mrd. US-Dollar, was einen Abschlag gegenüber der Marktkapitalisierung von Uber von 100 Mrd. US-Dollar entspricht. Die Unternehmen sind in ihrer Größe dennoch sehr ähnlich, mit Brutto-Transaktionswerten (GTV) für Fahrdienste von rund 27 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 bei beiden – wenngleich Didi ein stärkeres Umsatz- und Gewinnprofil aufweist. Der Nettoverlust von Didi lag im Jahr 2020 bei 1,3 Mrd. US-Dollar, während Uber 4,8 Mrd. US-Dollar an Nettoverlusten verbuchte.

Warum wurde Didi mit einem Abschlag zu Uber bewertet?

Es gibt zwei Faktoren, die dies erklären können. Erstens die regionale Diversifizierung. Die Einnahmen von Uber werden nur zu 60 % in den USA generiert. Didi erzielt 98 % der Einnahmen in China. Uber ist nach Marktanteilen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, Lateinamerika, Australien und Indien führend. Didis Expansion nach Übersee fällt bisher eher gering aus.

Zweitens die Diversifizierung der Geschäftstätigkeit. Uber hat erfolgreich in den Essenslieferservice „Uber Eats“ diversifiziert. Im Jahr 2020 wurden 35 % des Umsatzes von Uber durch das Liefergeschäft erzielt. Obwohl das GTV aus dem Fahrdienst beider Unternehmen auf ähnlichem Niveau liegt, beträgt das Gesamt-GTV von Uber etwa 58 Mrd. US-Dollar, das von Didi nur bei 31 Mrd. US-Dollar. Der Markt für Essenslieferungen in China wird bereits von Meituan und Alibabas Ele.me dominiert, so dass Didi in diesem Bereich nur begrenzt expandieren kann. Didi konzentriert sich nun stattdessen auf den Markt für Lebensmittellieferungen.

Die Börsennotierung des chinesischen Fahrdienstleisters in den USA lief gut an. Doch schon zwei Tage nach dem Börsengang wurde bekannt, dass Didi von der chinesischen Regierung hinsichtlich seiner Datenerhebungs- und Sicherheitspraktiken unter die Lupe genommen wurde. Zwei Tage später gab die Cyberspace Administration of China (CAC) bekannt, dass Didi schwerwiegende Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten begangen hat und ordnete an, die App aus den chinesischen App-Stores zu entfernen, bis das Problem behoben ist (das bedeutet, dass Didi keine weiteren Nutzer oder Fahrer hinzufügen kann, bestehende können die App jedoch weiterhin nutzen). Es wurden keine Details zu den genauen Gründen der Untersuchung genannt oder wo die angeblichen Verstöße stattfanden oder ob weitere Strafen folgen werden. Dies führte zu einer leichten Kursschwäche, die sich wohl auch in nächster Zeit fortsetzen wird. Viele Beobachter vermuteten schnell, dass die chinesische Regierung auf den Börsengang gewartet hatte, um an Didi ein Exempel zu statuieren und somit andere Unternehmen davon abzuhalten, ein US-Listing anzustreben.  Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass die Warnungen der Regierung gegenüber Didi bereits im Mai veröffentlicht wurden. Personen, die mit der Sache vertraut sind, berichteten, dass die chinesische Aufsichtsbehörde für Cybersicherheit dem chinesischen Fahrdienst-Riesen empfahl, seinen Börsengang zu verschieben und ihn aufforderte, eine gründliche Selbstprüfung seiner Netzwerksicherheit durchzuführen. Es scheint, dass Didi sich entschied, die Warnung zu ignorieren – vielleicht aufgrund des Drucks seiner Aktionäre, den Börsengang zu vollziehen.

Dies ist ein unglücklicher Zwischenfall. Wir sind der Meinung, dass Didi wahrscheinlich bald die notwendigen Änderungen vornehmen und den vollständigen Betrieb wieder aufnehmen wird. Die langfristig interessante Frage ist in unseren Augen, wer die Führung auf dem Markt für autonomes Fahren übernehmen wird? Es ist offensichtlich, dass sowohl Didi als auch Uber diesen Markt erobern wollen. Ohne Fahrer könnte das GTV problemlos komplett in Umsatz umgewandelt werden (derzeit werden nur 20 % in Umsatz umgewandelt). Mehr Autos könnten während der Leerlaufzeit den Didi-Service anbieten, es gäbe keinen Engpass bei der Bereitstellung von Fahrten. In diesem Anfangsstadium ist noch unklar, wer von den Herstellern oder von den Fahrdienstleistern die Führung übernehmen wird. Didi, Uber, Geely, Tesla, Baidu, Huawei, Google, Apple und viele andere stehen in den Startlöchern. Wer sich durchsetzt, wird wahrscheinlich die Zukunft der Fahrdienstleister wie Didi bestimmen.

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